Attendorn. Vanessa Stüdemann (33) liebt alte Autos. Sie startet bei der Sauerland-Klassik. Warum sie sich als Frau unter männlichen Oldtimer-Fans wohlfühlt.

Es sind die Geräusche der alten Motoren, der Geruch nach Benzin, in den sich Vanessa Stüdemann verliebt hat. „Für mich ist das wunderschön“, schwärmt die 33-Jährige. Vanessa Stüdemanns Leidenschaft sind alte Autos. „Da geht mein Herz auf.“ Gemeinsam mit Co-Pilotin Lea Moreen Mader geht sie bei der 4. Ausgabe der Sauerland-Klassikmit einer Fiat 850 Limousine an den Start. Baujahr: 1966 – gut 30 Jahre bevor Stüdemann geboren wurde.

Als junges Frauenteam sind die beiden bei der beliebten Oldtimer-Rallye klar in der Unterzahl. „Natürlich sind Rallyes immer noch eine absolute Männerdomäne“, erzählt Vanessa Stüdemann. „Wir wollen aber ein bisschen Werbung für die Frauen machen. Schließlich finden nicht nur Männer Autos schön.“ Mit ihren 33 Jahren liegen die beiden auch unter dem Altersdurchschnitt des Teilnehmerfeldes. „Oldtimer-Fahren ist oft immer noch ein Generationsding. Das muss aber nicht so sein, man kann sich auch so für die Autos begeistern“, sagt sie: „Unter den Fahrern ist die Stimmung immer super. Das ist ein bunter Haufen mit vielen verschiedenen Leuten.“

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Exotinnenbonus im Oldtimer?

Die wenigen Frauen, die mitfahren, unterstützen sich bei Rallyes gegenseitig besonders stark, sagt Vanessa Stüdemann: „Es ist immer so, dass man die anderen Damenteams abfeiert. So feuert man sich gegenseitig an. In der Vergangenheit gab es auch eine extra Wertung für das beste Damenteam.“ Rümpfen denn die Herren manchmal die Nase, wenn da junge Frauen um die Ecke biegen? Im Gegenteil. „Man kriegt als junge Frau viel Zuspruch.“ Exotinnenbonus vielleicht.

Mit dieser Fiat 850 Limousine gehen Vanessa Stüdemann und Lea Mader an den Start.
Mit dieser Fiat 850 Limousine gehen Vanessa Stüdemann und Lea Mader an den Start. © Privat | Privat

Die Fiat Limousine, mit der Vanessa Stüdemann und Lea Moreen Mader die Route durch das Sauerland befahren, ist aber nicht ihr eigenes Auto. Es wurde von der Lebenshilfe Gießen zur Verfügung gestellt. Das gute Stück gibt es nach der Rallye zu gewinnen. „Wir sind sehr froh, dass die Lebenshilfe uns so ein besonderes Fahrzeug zur Verfügung gestellt hat“, schwärmt Vanessa Stüdemann.

„Heute werden gar nicht mehr so schöne Autos gebaut“

Ihre Liebe zu alten Autos hat sie geerbt. „Meine Mama war schon der totale Autofan.“ Während ihrer Ausbildung arbeitete Vanessa Stüdemann 2009 bei einem Automagazin, wo sie selbst das erste Mal in Kontakt mit dem den Boliden kam und verschiedene Oldtimer-Events begleiten durfte. „Da war es um mich geschehen. Das hat mich total begeistert“, erinnert sie sich. „Heute werden ja gar nicht mehr so schöne Autos gebaut. Diese Fahrzeuge sind einfach sehr besonders.“

Kennengelernt haben sich Vanessa Stüdemann und Lea Moreen Mader durch ihre gemeinsame Ausbildung – die Liebe zu Oldtimern verbindet sie bis heute. „Wir sind schon viele Rallyes gemeinsam gefahren und haben viele Ecken Deutschlands kennenlernen dürfen.“

Sauerland-Rallye fast ein Heimspiel

Die Sauerland-Klassik sei aber besonders schön, findet Stüdemann und lobt Rallye-Organisator Peter Göbel: „Die Tour hat immer ein spezielles Flair. Die Landschaft ist ein Traum, es ist wirklich das Land der 1000 Berge. Die Herbststimmung mit den bunten Blättern ist richtig toll.“

Für die junge Pilotin ist die Rallye im Sauerland beinahe ein Heimspiel. Mittlerweile lebt sie auf Sylt, kommt gebürtig aber aus Siegen, hat in ihrem Leben aber meist in Hamburg gelebt. Am Freitag führt die 3. und 4. Etappe durch das Siegerland. „Es ist irgendwie ein schönes Gefühl, zu den Wurzeln zurückzukehren“, sagt Vanessa Stüdemann.

Zahlen und Fakten zur 4. Sauerland-Klassik

Die „Rallye durch das Land der 1000 Berge“ geht in diesem Jahr in die vierte Runde. Gemeldet haben sich 108 Fahrerteams, die mit 30 unterschiedlichen Automarken in Attendorn an den Start gehen. Zugelassen wurden Autos bis Baujahr 1995 inklusive.

Die Westfalenpost istMedienpartner der 4. Sauerland-Klassik.

Insgesamt legen die Fahrzeuge an den drei Rallyetagen 729 Kilometer zurück. Die Etappen 1 und 2 führen entlang der „Talsperren im Sauerland“, am zweiten Renntag geht es nach Rheinland-Pfalz, Hessen und durchs Rothaargebirge. Die letzten beiden Etappen führen durch das Hochsauerland und Wittgensteiner Land.

Das älteste Auto im Teilnehmerfeld ist ein „American La France“ Type 12 – ein umgebauter Feuerwehrwagen – aus dem Jahr 1918. Es wird als zweites Fahrzeug auf die Strecke gehen. Gefahren wird dieser besondere Oldtimer von Richard Gebert.

Die Fahrerinnen und Fahrer der Sauerland-Klassik kommen aus allen möglichen Ecken Deutschlands, der Schweiz oder aus Tschechien. Viele kommen aber auch direkt aus Attendorn und dem Sauerland. Die weiteste Anreise führt sogar über den großen Teich bis nach Calgary in Kanada.

Auch ein Promi lässt sich die Rallye-Teilnahme nicht nehmen. Schauspieler Hans-Jürgen „Richy“ Müller – bekannt als Kommissar Thorsten Lannert aus dem Stuttgarter Tatort – fährt mit. Er geht gemeinsam mit seiner Frau mit einem roten Porsche 911 SC Cabrio aus dem Jahr 1983 an den Start.

Los geht die Sauerland-Rallye am Donnerstag, 30. September um 14 Uhr auf dem Klosterplatz in Attendorn. Auch an den anderen beiden Tagen starten die Fahrzeuge dort. Am letzten Tag – Samstag, der 2. Oktober – kommen die Fahrzeuge um 15.15 Uhr auf dem Klosterplatz an.