Siegen. Mehl, Öl, Nudeln: Das ist in diesen Tagen in Supermärkten in Siegen oft ausverkauft. Es wird „gehamstert“. Wie Öl und Mehl ersetzt werden können.
Es ist kein neues Phänomen: Zu Beginn der Corona-Pandemie fühlten sich einige Menschen so verunsichert, dass sie begannen, zu hamstern. Besonders im Gedächtnis dürfte Vielen das ausverkaufte Toilettenpapier geblieben sein. Nun ist es der Krieg in der Ukraine, der bei Manchem Nervosität auslöst.
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Was wird gehamstert?
Vor leeren Regalen können Kunden derzeit stehen, wenn sie nach Öl, Mehl, Hefe oder Nudeln suchen. „Knappheit ist definitiv da“, betont Yvette Böhm, Inhaberin des Edeka in Buschhütten. Wenn sie vier Paletten Mehl bestelle, sagt sie weiter, könne sie von Glück sprechen, wenn sie eine geliefert bekomme: „Wir haben am Montag kein Mehl bekommen und am Donnerstag auch nicht.“ Was Menschen hamstern, sei rein psychologisch bedingt, betont Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands Deutschland: „Es wird das gehamstert, wovon die Menschen denken, dass es knapp oder teurer werden könnte. Und das sind die Lebensmittel, die seit Wochen immer wieder in den Medien genannt werden, allen voran Sonnenblumenöl und Weizenprodukte wie Mehl oder Nudeln.“
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Auch im Dornseifer-Markt am Giersberg macht sich das veränderte Kaufverhalten der Kunden bemerkbar. Das automatisierte Bestellsystem, mit dem der Markt arbeitet, funktioniere unter den gegebenen Umständen nicht, betont Filialleiter Carsten Siebel. Das Lager, das den Markt beliefere, könne Öl, Mehl und Hefe nicht mehr mit der üblichen Zuverlässigkeit liefern. Betroffen sein können in der Folge auch Produkte, in denen etwa Mehl oder Öl verarbeitet werden. Zum Beispiel Mayonnaise, sagt Christoph Minhoff.
Was ist wirklich knapp?
Diese Knappheit gebe es nur aus dem Grund, dass manche Kunden hamstern, betont Yvette Böhm. „Die Lebensmittelversorgung ist in Deutschland aktuell sichergestellt, niemand muss sich Sorgen machen“, sagt auch Christoph Minhoff. Carsten Siebel unterstreicht: „Wenn die Leute nicht auf diesen Zug aufgesprungen wären, hätten wir überhaupt kein Problem“, sagt auch Carsten Siebel. „Ich kann es nicht verstehen.“ Eine Beobachtung habe er aber gemacht: Die „Kriegsgeneration“, die unter echtem Mangel an Lebensmitteln noch gelebt habe, sei es nicht, die aktuell Vorräte hamstere. „Die sind ganz cool. Es sind ganz andere, die das machen.“ Diejenigen nämlich, die die Erfahrungen der älteren Generation nie haben sammeln müssen, sagt Carsten Siebel.
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Worauf er tatsächlich ein Auge habe, sei das Sonnenblumenöl: „Die Ukraine ist nun mal Hauptproduzent.“ Christoph Minhoff nennt ein weiteres Lebensmittel: „Seit gestern gibt es die Meldung, dass auch Senfsaaten aus der Ukraine bezogen wurden, weshalb davon auszugehen ist, dass auch Senf zu einem beliebten Produkt im Einkaufwagen wird.“ Trotz allem sieht Carsten Siebel für seinen Markt die Möglichkeit, dass sich die Situation in den Regalen nach Ostern wieder entspanne. Christoph Minhoff formuliert einen deutlichen Appell: „Bitte hamstern Sie nicht, kaufen Sie nur für den eigenen, persönlichen Bedarf ein und verhalten Sie sich solidarisch gegenüber Ihren Mitmenschen. Denn das Hamstern ist das eigentliche Problem, wodurch die leeren Stellen in den Regalen erst entstehen.“
Was lässt sich womit ersetzen?
Die leeren Regale, sagt Christoph Minhoff, solle man als Gelegenheit begreifen, um die Vielfalt der Lebensmittel kennen zu lernen. „Ich selbst verwende seit 2016 schon keinerlei Sonnenblumen- & Rapsöl mehr“, sagt Foodfotografin Anna-Lena Leber. Weizenmehl verwende sie „nur zu Weihnachten für die traditionelle Donauwelle“. Mit Blick auf die Evolution des Menschen, sagt die Kreuztalerin, seien Weizenprodukte sowie Sonnenblumen- und Rapsöl „ohnehin nicht wirklich bekömmlich“. Die Auswahl sei groß und lasse sich gut in die Ernährung einbauen, betonen Leber und Minhoff:
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Statt Weizenmehl lässt sich auf Mehl aus Hafer, Mandeln, Reis, Mais, Buchweizen, Hirse, Kichererbsen und Dinkel zurückgreifen. Einige von diesen Sorten, wie Reismehl, erläutert Christoph Minhoff, sollten mit anderen Sorten kombiniert werden, „weil der Teig sonst zu flüssig wird“. Gleiches gelte für Mehl aus Kichererbsen aufgrund des starken Eigengeschmacks. Dafür sei es aber „ein wahrer Eiweißlieferant“. Mandel-, Reis- und Buchweizenmehl, sagt Anna-Lena Leber, eigne sich zum Brotbacken besonders gut. Hefe könne man dabei gut ersetzen: „Die Kombination aus etwas Apfelessig und Sprudelwasser lässt das Brot, ähnlich wie Hefe, beim Backen aufgehen. Das einzige, was fehlt, ist eben der typische Hefegeschmack.
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Auch für Sonnenblumenöl finden sich zahlreiche Alternativen: Olivenöl sollte beim Braten nicht zu hoch erhitzt werden, eignet sich „auch aufgrund seiner Geschmacksintensität hervorragend für kalte Gerichte wie Salate“, erläutert Christoph Minhoff. Unter den pflanzlichen Sorten finden sich außerdem Lein-, Walnuss-, Avocado- und Kokosöl. „All diese Öl-Alternativen haben ein besseres Fettsäure-Profil und liefern die für unseren Körper viel hochwertigeren Omega-3-Fettsäuren“, sagt Anna-Lena-Leber. Auch Distel-, Kürbiskern-, Hanf-, Argan- und Erdnussöl finden sich im Sortiment. Darüber hinaus könne man immer noch auf tierische Fette wie Butter zum Kochen und Backen zurückgreifen, erinnert Christoph Minhoff.
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Nudeln müssen nicht aus Weizen bestehen, es gibt längst Alternativen aus Kichererbsen, Linsen und Reis. Eine weitere Möglichkeit, betont Anna-Lena Leber, sind Nudeln aus Gemüse: „Mit einem Spiraldreher lassen sich ganz leicht aus Zucchini Spaghetti formen, die, kurz in der Pfanne gebraten, ganz lecker zusammen mit einer klassischen Bolognese-Sauce schmecken.“
Was soll man für den Notfall auf Lager haben?
Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat vor Augen geführt, dass auch in Deutschland der Katastrophenfall eintreten kann. Um für diese Situation vorzusorgen, rät das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) unter anderem, sich mit genügend Lebensmitteln einzudecken: Für zehn Tage soll der Vorrat reichen, den man sich anlegt. Das BBK betont: „Trinken ist wichtiger als essen.“ Ein Mensch kann nämlich bis zu drei Wochen ohne Nahrung aushalten, aber nur vier Tage ohne Wasser. Pro Person und Woche sollten etwa 14 Liter Wasser auf Vorrat sein. Darüber hinaus gibt es keine konkrete Liste, die Menschen befolgen müssten. Das BBK gibt lediglich Ratschläge dafür, welche Lebensmittel für den Notvorrat geeignet sind. Wer für den Notfall vorsorgt, muss einige Punkte beachten:
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- Den Notvorrat am besten dunkel, kühl und trocken lagern.
- Neu gekaufte Lebensmittel sollten im Lager hinten einsortiert, ältere zuerst aufgebraucht werden.
- Nahrungsmittel und Getränke sollten sich danach richten, was man normalerweise isst und trinkt.
- Wenn der Strom ausfällt, muss der Vorrat ohne Kühlung auskommen können. Zudem sollten Lebensmittel kalt essbar sein.
- Tiefkühlware kann in den Vorrat aufgenommen werden. Bei Stromausfall lässt sie sich ohne Probleme verbrauchen.
- Für den Fall, dass Kochen mit Strom oder Gas nicht möglich ist, ist ein Campingkocher nützlich.
- Wer einen Vorrat anlegt, muss spezielle Bedürfnisse, etwa von Babys, Diabetikern und Allergikern, berücksichtigen.
- Wer Haustiere besitzt, sollte auch an ihren Bedarf denken.
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