Siegen-Wittgenstein. Viele Menschen wollen weg von russischem Gas und teurem Strom. Der Energieverein Siegen hilft weiter: Es gibt viele Wege, um Energie zu sparen.
Mit dem Krieg in der Ukraine nimmt im Kreisgebiet das Bewusstsein für Energieverbrauch und Bezugsquellen zu. Der Energieverein Siegen-Wittgenstein merkt das deutlich: Die Zahl der Anfragen ist in den vergangenen Wochen in die Höhe geschnellt. Dabei geht es oft nicht nur um die Kosten, sondern auch darum, wo dieses Geld ankommt.
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Im gesamten Jahr 2021 habe die Zahl der Beratungen am Standort Geisweid – der Verein hat sein Büro am Klafelder Markt – „im mittleren dreistelligen Bereich“ gelegen, sagt Geschäftsführer Lars Ole Daub, zugleich Leiter der Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Siegen. Aktuell gingen täglich Anrufe und Mails im zweistelligen Rahmen ein. Thema ist dabei häufig der Bezug von russischem Gas, über dessen Verkauf der Angriff auf die Ukraine mitfinanziert wird. „Viele wenden sich an uns, weil sie ganz bewusst sagen: ,Ich will das nicht mehr unterstützen’“, sagt Lars Ole Daub. Das Bewusstsein für die Zusammenhänge habe sich verändert, und das sei in allen Altersgruppen zu beobachten. So habe er einen 90-jährigen Immobilienbesitzer am Telefon gehabt, der mit ebendieser Begründung betont habe: „Ich will weg vom Gas.“
Siegen: Energiekosten steigen – Krieg in der Ukraine sensibilisiert für Zusammenhänge
Derzeit kommen mehrere Faktoren zusammen, wie der Geschäftsführer des Vereins erläutert. Generell gelte, „Preiserhöhungen bewirken viel“ – da gehe es dann weniger um Klimaschutz als um die eigene Rechnung. Momentan vollziehen sich die Steigerungen in allen Energiesegmenten – Gas, Öl, Benzin, Strom – zudem nicht schleichend über einen längeren Zeitraum, sondern sprunghaft. Doch es geht diesmal eben nicht nur um Geld. „Wenn es einen persönlich betrifft, beschäftigt man sich anders mit dem Thema“, beschreibt Lars Ole Daub.
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Dabei spiele wohl auch die „kulturelle Nähe zur Ukraine“ eine Rolle. Betroffenheit entstehe zur Zeit nicht nur im Portemonnaie, sondern auch angesichts der Bilder des Krieges und der vielen verzweifelten Flüchtlinge. Außerdem käme bei vielen Bürgerinnen und Bürgern die Erkenntnis an, „dass wir uns als Wirtschaftssystem extrem abhängig gemacht haben in den vergangenen Jahrzehnten“. Ergebnis: „Auf einmal interessieren sich die Menschen mehr dafür, was sie tun können, um Energie zu sparen.“ Das gelte für Privatpersonen ebenso wie für Unternehmen, die sich in großer Zahl beim Verein melden.
Siegen: Ukrainekrieg lässt Menschen neu über Energiefragen nachdenken
Viele Menschen würden fragen, wie sie energetisch autark werden können. Ob das überhaupt möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, hänge immer vom Einzelfall ab, wie der Experte unterstreicht. Ein Standardrezept gibt es nicht. „Es ist individuell zu betrachten“, sagt Lars Ole Daub. „Wichtig ist, dass man für jedes Haus eine sinnvolle Lösung findet.“ Ein zumindest gewisses Maß an Selbstversorgung sei aber eigentlich immer zu empfehlen, etwa mittels Photovoltaikanlage auf dem Dach. Jede Einheit Energie, die aus einer Quelle stamme, die weder aus menschlichen noch aus ökologischen Gründen fragwürdig sei, „ist doch eine gute Sache“.
Der Verein
Den Energieverein Siegen-Wittgenstein gibt es seit 2011. Mitglieder sind unter anderem der Kreis Siegen-Wittgenstein sowie die Städte Siegen, Freudenberg und Netphen. Weitere Kommunen bereiten den Beitritt derzeit vor.
Außerdem gehören dem Verein etwa die Uni Siegen, die Sparkasse Siegen und die Volksbank in Südwestfalen an, die Elektroinnung Siegen und die Handwerkskammer Südwestfalen, die Siegener Versorgungsbetriebe sowie diverse Unternehmen.
Die schlechte Nachricht: „Es geht nicht schnell“, sagt der Vereinsgeschäftsführer. Um Förderungen erhalten zu könnten, sei die Hinzuziehung zertifizierter Beraterinnen und Berater erforderlich. Das sei mit Wartezeiten verbunden. Das setze sich fort, wenn die Umsetzung anstehe – Handwerkerinnen und Handwerker zu bekommen, ist schon unabhängig von der durch den Krieg verschärften Lage seit Längerem eine Geduldsprobe.
Energiekosten sparen in Siegen-Wittgenstein: Maßnahmen gut vorbereiten
Dringend rät der Fachmann von überstürzten Handlungen ab. „Ruhe bewahren und sich vernünftig vorbereiten“, lautet sein ausdrücklicher Tipp. Das bedeute vor allem, sich an neutrale Beraterinnen und Berater zu wenden, da diese einem nichts verkaufen wollen würden – etwa vom Energieverein, der Verbraucherzentrale oder dem „Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle“ (BAFA), das Maßnahmen für bessere Energieeffizienz in Gebäuden fördert.
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Was Energieanbieter betrifft, sei es immer gut, zu vergleichen. Von einem Wechsel rät Lars Ole Daub aber aktuell eher ab, „weil alle Preise oben sind“. Sollte sich die Lage wieder entspannen, habe man sich sonst im Zweifelsfall zu schlechteren Konditionen über einen längeren Zeitraum gebunden. Anders sei der Fall bei denjenigen gelagert, deren Versorger vom Markt verschwunden und die deshalb in die Grundversorgung gefallen seien. Dieses Problem sei aber in anderen Regionen in Nordrhein-Westfalen weit ausgeprägter.
Siegen: Mit bewusstem Verhalten lässt sich viel Energie sparen
„Was ich schnell machen kann: Mein Verhalten ändern“, hebt Lars Ole Daub hervor. „Die billigste Kilowattstunde ist die, die ich nicht verbrauche.“ Damit könnten dann beispielsweise auch Mieterinnen und Mieter, die auf Ausstattung und baulichen Zustand der Immobilien nur sehr limitierten Einfluss hätten, aktiv etwas tun. „Bewusstes Handeln ist immer gut.“
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Der Energieverein Siegen-Wittgenstein bietet außer den Beratungen auch regelmäßig Infoveranstaltungen zu einem breiten Themenspektrum an, während der Pandemie auch als Zoomkonferenzen. Infos gibt es auf energieverein-siwi.de, facebook.com/energievereinsiwi sowie in der Geschäftsstelle in Geisweid, Klafelder Markt 20, 0271/37 21 99 03
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