Siegen. Bei der Stadt Siegen gibt es eine neue Stabsstelle Klimaschutz. Lars Ole Daub hat die Arbeit aufgenommen.
Die Siegener Stadtverwaltung hat jetzt eine „Stabsstelle Klimaschutz“. „Die Themenvielfalt ist enorm groß“, sagt Lars Ole Daub, der seit September dabei ist und das Besondere seines Postens zu schätzen weiß: „Es gibt nur wenige Großstädte vergleichbarer Größe, die das Thema so stark besetzen.“
Das ist der Auftrag
Lars Ole Daub ist der Neue im Geisweider Rathaus. Neu in der Region ist der 37-Jährige nicht: Für die Südwestfalen-Agentur hat er „Dorf ist Energie(klug“) geleitet und unter anderem den Hilchenbacher Stadtteil Grund begleitet, danach hat er bei der Energieagentur NRW zu Geschäfts- und Finanzierungsmodellen beraten. Und jetzt – „Stabsstelle“? Das ist das, wonach es für Behördenkundige klingt: eine Instanz, die für alles zuständig ist und ziemlich weit oben angesiedelt ist.
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Stadtbaurat Henrik Schumann als direkter Vorgesetzter spricht denn auch von der „höheren Durchschlagskraft“. Von einer „großen Erwartungshaltung“. Von „ehrgeizigen Beschlüssen“, die der Rat im Februar gefasst hat: Klimaneutralität – zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt, das klimaneutrale Stadtfest, durchgängige Radwege auf den beiden Hauptverkehrsachsen – bis 2025, die kurzfristige Umsetzung von Maßnahmen aus dem Mobilitätskonzept, die Zertifizierung der Stadt als „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“. Henrik Schumann: „Von uns wird mit Recht erwartet, dass geliefert wird.“
Drei Stellen
Zusammen mit Lars Ole Daub arbeitet Erik Berge in der Stabsstelle. Er ist ebenfalls Geograf, war Klimaschutzmanager unter anderem in Jüterbog und Wetzlar. Seine Aufgabe ist unter anderem die Stellungnahme zur Klimarelevanz von Verwaltungsvorlagen und Beschlüssen und die Betreuung kommunaler Klimaförderprogramme.
Noch nicht besetzt ist die Sachbearbeitungsstelle für Verwaltungsaufgaben und die Öffentlichkeitsarbeit.
So will der Neue arbeiten
Neben aller Verwaltungsarbeit sind für Lars Ole Daub öffentlichkeitswirksame Aktionen wichtig. Das kann tatsächlich auch das klimaneutrale Stadtfest sein: mit grünem Strom, möglichst wenig Strom und einer Förderung ökologischer Projekte als Ausgleich für den noch verbleibenden CO2-Fußabdruck. „Man versucht, den Menschen nahezulegen, mit dem Bus zu kommen oder mit dem Fahrrad.“ Und grundsätzlich: „Ideologisch sollte man so ein Thema sowieso nicht betrachten“, sagt Lars Ole Daub, studierter Geograf mit den Zweitfächern Soziologie und Friedens- und Konfliktforschung. „Man muss sehen, was geht. Wenn der Bürger nicht mitmacht, wird es schwierig.“ Gerade arbeitet er an einer Bestandsaufnahme von Flächen im Stadtgebiet, die für Freiflächen-Photovoltaik interessant sein könnten.
Da sind Widerstände
Widerstände? Die, so glaubt Lars Ole Daub, kann es nur geben, wo nicht abgewogen wird. „Ich kann kein Laufwasserkraftwerk in die Sieg stellen, wenn ich da kein Potenzial habe.“ Generell gehe es darum, das Klima mitzudenken: bei Entscheidungen über Wohn- und Gewerbegebiete, über Straßen und Gebäude. Stadtbaurat Henrik Schumann sieht den Widerstand schon. Nicht bei den Kollegen in der Verwaltung, bei den Technikern, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. „Ein Traumtänzer hätte da einen schweren Stand.“ Aber so einer ist der Neue ja nicht. Der Stadtbaurat sieht das Faktische: „Wir brauchen Ressourcen: Personal und Geld.“ Eine Fahrbahnmarkierung ist da schnell mal geändert, eine energetische Gebäudesanierung braucht den etwas längeren Atem. Richtig gemacht, sagt Lars Ole Daub aber auch, „ist Klimaschutz im Idealfall regionale Wirtschaftsförderung.“
Das sieht man draußen
Lars Ole Daub weist auf die Begrifflichkeit hin: „Klimafolgenanpassung“ – das sagt, dass es um das Abwenden des Klimawandels schon gar nicht mehr geht. „Wir sind schon einen Schritt weiter.“ Der Fichtenwald – braun, die Starkregen – häufiger, die Temperaturen – steigen, nachts, was ein kritisches Zeichen ist, „auch in Siegen“.
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So kann man damit umgehen
Von Untergangsszenarien hält Lars Ole Daub nichts. „Wenn man jetzt Angst macht, was in 40 Jahren sein könnte, hilft das auch nicht“, sagt er, „viel besser ist es, darüber zu diskutieren, welche Vorteile ich habe, wenn ich mich anders verhalte.“ CO2 reduzieren, zum Beispiel: Das kann auch gut fürs Raumklima sein. Und Heizkosten sparen. Mit dem E-Auto fahren: Das entschleunigt, sagt er, weil es so ruhig ist. Lars Ole Daub wagt diesen Vergleich: Man verzichtet auf Schokolade, modelliert aber sein Sixpack. Auf den Klimaschutz übertragen: „Das führt vielleicht auch zu einer besseren Lebensqualität.“ Insgesamt: „Man kann nicht nur fordern, sondern muss auch mitmachen. Das ist die Verantwortung, die jeder trägt.“
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