Allenbach. Draußen sein ist ein eigenes Projekt für die Mädchen und Jungen. Und damit ist nicht nur der Wald hinter der Schule gemeint.
Karlfred ist schon vor ein paar Tagen eingezogen. „Eigentlich ist das kein Hotel, sondern ein Paradies“, findet die Fünftklässlerin, die gemeinsam mit ihren Mitschülerinnen vorstellt, was man aus Sachen, die der Wald hinter dem Stift Keppel so hergibt, alles machen kann: eine Schaukel, einen Sonnenplatz, eine Rutsche, ein Tipi, einen Schlafplatz… Karlfred ist übrigens ein Wurm.
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Zertifikat: Naturparkschule – mit eigenem Apfelsaft und Zukunftswald
Mit in den Wald gekommen sind Detlef Lins, Geschäftsführer des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge, und Naturpark-Managerin Christina Ermert. Vor allem aber der Bad Berleburger Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Nicht, weil er auch einmal hier gewohnt hat und sein Sohn hier zur Schule gegangen ist. Sondern weil er Vorsitzender des Naturpark-Vereins ist und die Urkunde dabei hat, mit der Stift Keppel zur Naturparkschule wird, der dritten überhaupt im Kreisgebiet und der ersten im Siegerland.
Naturparkschulen
Vor dem Gymnasium Stift Keppel wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein die Hauptschule Bad Berleburg und das Städtische Gymnasium Bad Laasphe als Naturparkschulen zertifiziert. Die Auszeichnung gilt für fünf Jahre. Insgesamt gibt es nun elf Naturparkschulen
Das passt, findet Dr. Jochen Dietrich, der Schulleiter. „Wir hier draußen“ war und ist das Motto zum – wegen Corona – überfälligen 150-jährigen Bestehen der Schule. Draußen: mit Keppels Früchtchen, der Schülergenossenschaft und ihrem selbst gemachten Apfelsaft, dem Schulgarten, der Pflegepartnerschaft im Naturschutzgebiet Loher Tal, der mittlerweile in der höchsten Kategorie zertifizierten Mitgliedschaft im Netzwerk „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ – regionaler Stützpunkt sind die Klimawelten in Hilchenbach –, schließlich dem Zukunftswald, den Schüler des Stifts oberhalb der Breitenbachtalsperre entstehen lassen.
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Projekt: Freeluftsliv – Draußensein auf dem Stundenplan
Die 28 Fünftklässler, die die Leute vom Naturpark auf dem Schulhof begrüßen, stehen für ein neues Projekt: Freeluftsliv heißt ihr Wahlpflichtbereich, der beliebteste übrigens im ganzen Jahrgang. Norwegisch ist das, und das übersetzt sich eigentlich von selbst: Eben draußen sein, mit der Natur leben. Einige Jungs führen einen aus einer halbierten Bierdose gebauten Spirituskocher vor – „der ist gut bei Wanderungen.“ Die Mädchen erklären den Wasserfilter, den sie mit Filterpapier, Stoff, Sand, Steinen und Moos ausgestattet haben. Auch ein Ausrüstungsgegenstand, der bei der geplanten Übernachtung im Zelt irgendwo draußen nützlich sein wird – ein Höhepunkt am Ende des Schuljahrs. „Nudeln auf dem Spirituskocher haben sie auch schon gekocht“, berichtet Referendarin Sarah Otterbach. Sie vertritt Christina Kolberg-Böhm, die das Konzept aus ihrer norwegischen Heimat mitgebracht hat.
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Zur Begrüßung hat Detlef Lins mit diversem Werkzeug ausgestattete Entdeckerwesten mitgebracht: „Damit der Aufenthalt in der Natur noch spannender wird.“ Als Naturparkschule bekommt Keppel demnächst Besuch vom Umweltbus Lumbricus, auch eine Exkursion zur Wendenerhütte ist geplant, und einen Naturparkranger werden die Mädchen und Jungen auch bald kennenlernen. „Den Naturpark erlebbar machen“, nennt Bernd Fuhrmann als Ziel des Engagements, „wir möchten ein Naturpark zum Mitmachen sein.“ Und einer, auf den man auch ein bisschen stolz sein darf: Sauerland-Rothaargebirge, mit rund 4000 Quadratkilometern der drittgrößte Naturpark in Deutschland, ist in den erst fünf Jahren seines Bestehens auch im Qualitäts-Ranking unter die TOP 5 gekommen.
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Austausch: International – neues Netzwerk von Oslo bis Antalya
Allzu kleinteilig denkt man auch in Keppel nicht. Mit den Leitideen „Nachhaltigkeit“ und „Outdoor Education“ hat sich die Schule gerade für das EU-Erasmus-Programm „Learning Mobility“ qualifiziert. Von Oslo nach Antalya reicht das entstehende Netzwerk, in dem sich nicht nur Lehrkräfte fortbilden. „Wir wollen auch zu einem Schüleraustausch kommen“, sagt Dr. Jochen Dietrich.
Kroatien, Ungarn, die Türkei sind dann nicht mehr unerreichbar weit weg, weil über Erasmus Reisekosten getragen werden. „Eltern müssen dann nicht selbst nennenswerte Mittel auf den Tisch legen.“ Und als Gastgeber ist Keppel („Wir hier draußen“) mit dem stiftseigenen Tagungshaus, das einst Internat war, bestens ausgestattet. Und dann gibt es noch „Leaf“, das ebenfalls internationale Netzwerk „Learning About Forests“, in das das Zukunftswald-Projekt hineinpasst.
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Zukunft: Baumschule für den eigenen Wald
Jenseits des Abteigartens ist seit dem Wochenende ein 500 Quadratmeter großer Acker. Weil die Setzlinge im Moment – siehe Borkenkäferplage – zu knapp sind, macht das Stift seine eigene Baumschule auf. Eichen und Wildkirschen, Lärchen und Douglasien sollen hier heranwachsen. 50 Kinder haben sich für die AG gemeldet, berichtet Schulleiter Dr. Jochen Dietrich, „das ist ja auch viel Arbeit.“ Drei Felder sind eingeteilt, damit jeder fünfte Jahrgang seine eigenen Bäume großziehen kann. Kein Projekt nur für ein paar Jahre: „Das wird nicht mehr verschwinden.“
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