Einschließlich Navigator zu den Erinnerungsstätten, Audio und Augmented Reality: Berichte über Schicksale der Opfer der Nazi-Morde.
Rund 15.000 Stolpersteine in Nordrhein-Westfalen stehen im Mittelpunkt einer neuen multimedialen Smartphone-App, die der Westdeutsche Rundfunk in Zusammenarbeit mit über 200 Kommunen erstellt hat und die jetzt zum Download bereitsteht. Auch die Stadt Kreuztal hat an der Erarbeitung mitgewirkt und umfassende Daten zu den 15 Stolpersteinen im Stadtgebiet – außer in Littfeld auch in Krombach, Ferndorf und Kredenbach – zur Verfügung gestellt.
+++ Lesen Sie auch: Holocaust und Kreuztal: Fred Meier wurde nur drei Jahre alt +++
Mit Videos und Tonaufnahmen
Mit der App sollen Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzer direkt zu jedem Stein, vor dem sie stehen, erfahren können, welche (Lebens-)Geschichte sich dahinter verbirgt. Neben biografischen Texten, die teilweise auch als Audio zur Verfügung stehen, dienen historische Fotos, Tonaufnahmen und Videos dazu, die Geschichten der Opfer, ihrer Wohnorte und ihrer Zeit, so gut wie möglich nachvollziehbar und erlebbar zu machen. An ausgewählten Orten werden mit Hilfe von Augmented-Reality-Technologie alte Aufnahmen in die heutige Umgebung eingebettet.
Von Müsen über Siegen bis Neunkirchen
Erinnert wird zum Beispiel auch an Alfred Freudenberg in Kredenbach, an seinem Beispiel wird über die Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich erinnert – und darüber hinaus: Das Gerichtsurteil gegen ihn wurde erst 2002 aufgehoben. Vorgestellt werden auch die 13 Juden, zu deren Gedenken in Hilchenbach Stolpersteine gesetzt wurden, ebenso Robert König, der in Müsen lebte, sich als Sozialdemokrat in den politischen Widerstand gegen die NSDAP stellte, wegen „Rassenschande“ ins KZ verschleppt und dort ermordet wurde. In Netphen liegen Stolpersteine für die Familien Faber und Lennhoff, unweit des Gedenksteins am St.Peters-Platz. Die meisten Stolpersteine im Kreisgebiet, inzwischen mehr als 100, wurden bisher in Siegen gesetzt. Dort führt die App auch weiter zum Virtuellen Gedenkbuch des Aktiven Museums Südwestfalen. Im südlichen Siegerland liegen bisher nur zwei Stolpersteine in Neunkirchen: Emil Denker wurde 1934 von einem Rollkommando der SA gefoltert. Als er nach seiner Freilassung stirbt, erleidet seine Ehefrau Christine einen Fehlgeburt und stirbt an einem Herzinfarkt.
+++ Lesen Sie auch: Siegen: Stolperstein-Prozess – das sagen Zeugen über Störung +++
App steht bereit
„Wir dürfen die Menschen, an deren furchtbares Schicksal mit den Stolpersteinen erinnert wird, niemals vergessen. Das Projekt ist einzigartig. Es wird zum ersten Mal möglich sein, zu jedem in NRW verlegten Stolperstein Informationen abzurufen. Auch jüngere Menschen, vor allem Schüler:innen, werden sich mit der WDR-App auf ganz neue Weise mit den Opfern des Nationalsozialismus beschäftigen können“, erklärt WDR-Intendant Tom Buhrow zur Zielsetzung der App. Die „Stolperstein-App“ ist in den App-Stores für iOS und bald auch Android kostenlos erhältlich.
+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++