Netphen. .

Die Weidenauerin Inge Frank war gerade einmal 20 Jahre alt, als sie am 28. April 1942 mit ihrer Familie ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurde. Am Abend zuvor besuchte sie ihr gleichaltriger Freund Heinz Lennhoff aus Netphen. Dass er sich bei dieser Gelegenheit mit Inge verlobte, der er gut zwei Jahre später in den Tod folgte, ist Teil der Überlieferung dieser jüdischen Schicksale, an die die Stadt Netphen erinnern möchte.

„Eine anrührende, aber vermutlich nicht reale Geschichte“, sagt Hartmut Prange, der sich als Lehrer im Ruhestand mit der Geschichte seiner Heimat befasst: Ein solches Treffen kurz vor der Deportation hätten die beiden jungen Leute wohl nicht gewagt. Kennen gelernt haben sie sich wohl über Inges Cousine Anita Faber. Bei deren Familie hatten die aus Plettenberg stammenden Lennhoffs 1941 Zuflucht gefunden. Denn Bertha Lennhoff war, wie Clara Faber, Tochter des Netphener Metzgers und Viehhändlers Meier Hony.

„Es ergab sich im Gespräch“, schildert Lothar Groos, Kultur-Sachbearbeiter im Netphener Rathaus, den Anfang des Projekts. Seine Kollegin Jasmin Reichmann präsentierte die Einzelheiten jetzt an einem „Runden Tisch Stolpersteine“ – Stolpersteine,wie sie auch in Siegen und Hilchenbach schon im Gehweg vor den letzten freiwillig gewählten Wohnungen später von den Nazis ermordeter Bürger gesetzt wurden.

Hartmut Prange war es, der auf das Schicksal von Heinz und dessen Eltern aufmerksam machte, als die Stadt vor einem Jahr erstmals den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz feierlich beging und einen Kranz an dem für die Familie Faber 2003 aufgestellten Gedenkstein niederlegte. „Es hat mich auch ein bisschen gestört, dass nur der Name Faber im Vordergrund steht“, pflichtet Peter Vitt bei, der sich als Historiker seit einigen Jahren mit der Geschichte der Netpherländer Juden befasst. Denn mit der Verheiratung der drei Töchter ging der Name der Familie von Meier Hony, der ältesten jüdischen Familie Netphens, unter.

Sklavenarbeit im Kohlebergwerk

Heinz Lennhoff wurde am 27. Februar 1943 zusammen mit seinen Eltern deportiert, die – so steht es im Gedenkbuch des Bundesarchivs – bereits am 4. März in Zamosc umgebracht wurden. Er selbst wurde ins Kohlebergwerk von Jawischowitz, einem Außenlager von Auschwitz, verschleppt, wo er Sklavenarbeit leistete. Im Dezember 1944 erreichte seine letzte Postkarte Wilhelm Fries, den Siegener Nachbarn von Inge Frank.

Am 19. September wäre Heinz Lennhoff, der eigentlich Arzt werden wollte, 91 Jahre alt geworden. Zu diesem Geburtstag setzt Netphen die Stolpersteine.