Altenseelbach. Bürgerin Inge Kampf zeigt sich beim Tunnel in Neunkirchen-Altenseelbach besorgt. Fußgänger seien dort „großen Gefahren“ ausgesetzt.

Wenn gleichzeitig auf beiden Seiten im Tunnel in Altenseelbach Fußgänger laufen und ein Auto hindurch fährt, wird es eng, sehr eng. Bürgerin Inge Kampf, die fast täglich mit ihrem Pkw dort unterwegs ist, berichtet von einer „bedrückenden, beängstigenden Situation“: „Auf beiden Bürgersteigen war jeweils eine Mutter mit Kinderwagen und mehreren Kleinkindern unterwegs“, erzählt die Altenseelbacherin. Sie warnt vor Unfällen und hat sich in einem Brief unter anderem an den Rat und die Gemeindeverwaltung in Neunkirchen gewandt, um auf die „Gefährlichkeit des Tunnels“ aufmerksam zu machen. Bislang warnt nur ein Verkehrsschild vor „Fußgängern im Unterführungsbereich“.

Neunkirchen: Tunnel Altenseelbach – Fußgängerampel für mehr Sicherheit?

„Wir waren auf eine solche Situation nicht gefasst. Obwohl man das immer sein sollte“, berichtet Inge Kampf im Nachgang über ihr Erlebnis. „Wie schnell kann es passieren, dass ein Kind vom Gehweg abkommt. Wer da als Autofahrer nicht bremsbereit ist, kann das Kind erfassen und überfahren.“

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Sie setzt sich in ihrem Brief daher dafür ein, die möglichen Gefahren mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln“ zu minimieren und schlägt eine Geschwindigkeitsbegrenzung, Bodenwellen, Blitzer und Kameras zur Überwachung der Maßnahmen vor. „Die nach unserer Überzeugung beste Idee wäre jedoch die Installation einer Fußgängerampel, so wie es sie überall gibt, um bei Bedarf gefahrlos die Straße zu überqueren“, betont sie in ihrem Schreiben.

Neunkirchen: „Autofahrer rasen mit hoher Geschwindigkeit durch den Tunnel“

Um die Verkehrssituation vor Ort einzuschätzen, begab sich Inge Kampf fünfmal an den Tunneleingang aus Richtung Altenseelbach, um insgesamt drei Stunden zu verschiedenen Uhrzeiten den Verkehr zu zählen, berichtet sie. Ihr Ergebnis: „Morgens zwischen 7 Uhr und 8 Uhr ist das Verkehrsaufkommen am größten, gefolgt von dem Nachmittagsverkehr von 16.05 Uhr bis 16.35 Uhr. Vormittags zwischen 8.43 Uhr und 9.13 Uhr und zwischen 10.23 Uhr und 10.53 Uhr war mäßiger Verkehr zu beobachten, ebenso zwischen 12.05 Uhr und 12.35 Uhr“, stellt sie fest.

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Und auch das Verhalten der Autofahrerinnen und Autofahrer hatte sie im Blick: „Wenn die Autos vor der roten Ampel warten mussten, war die Geschwindigkeit durch den Tunnel nach meinem Empfinden normal bis schnell“, meint sie. Wenn die Autos allerdings freie Fahrt hätten, würden sie „richtig schnell“: „Dann geben die Autofahrerinnen und Autofahrer Gas und rasen mit hoher Geschwindigkeit durch den Tunnel.“

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Es gäbe allerdings auch einige unter ihnen, die mit „Normalgeschwindigkeit“ durch die Unterführung fahren würden. „Es wird oft auch bei gelb und rot durchgefahren, und dann auch schnell. Bei diesem Verhalten sind die Fußgängerinnen und Fußgänger großen Gefahren ausgesetzt“, unterstreicht die 67-Jährige. Für sie reicht die Warnung „Fußgänger im Unterführungsbereich“ nicht aus.

Neunkirchen: Bürgermeister sieht Tunnel in Altenseelbach nicht als großes Problem

Der Tunnel in Altenseelbach sei schon mehrmals in der Gemeinde „politisch behandelt“ worden, sagt Bürgermeister Bernhard Baumann, „auch auf unseren Antrieb hin“. Unfälle seien dort bisher nicht verzeichnet worden. Er sieht die Situation vor Ort nicht als großes Problem an. Dennoch nimmt er Inge Kampfs Anliegen erst und geht ihre Vorschläge durch: Eine Fußgängerampel sei von der Straßenverkehrsbehörde aufgrund des dann möglichen Rückstaus bereits einmal abgelehnt worden.

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„Bodenwellen könnten wir anbringen“, meint er, allerdings gäbe es in dieser Unterführung bereits jetzt schon das Problem, dass sich bei Regen Wasser dort ansammele. Auch das Schneeräumen würde dann deutlich schwieriger. Eine realistische Option ist diese Lösung für ihn daher nicht.

Alternativrouten

Inge Kampf zählt noch Alternativrouten von Neunkirchen Ort nach Altenseelbach auf. So sei auch der Weg über die K 23 möglich. „Des Weiteren besteht die Möglichkeit, über die Bahnhofstraße nach Altenseelbach zu gelangen. Diese Wegstrecke würde ich eher den Radfahrern überlassen“, schreibt sie in ihrem Brief.

Der Tunnel liege außerdem in einer 30er-Zone. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung hält er ebenso wie die Videoüberwachung für nicht sinnvoll. „Der Tunnel ist ein Relikt aus alten Tagen“, so Baumann – auch einen Neubau lehnt er ab.

Neunkirchen: Tunnel in Altenseelbach – Verkehrsschau soll stattfinden

„Frau Kampf hat allerdings nicht ganz unrecht“, sagt der Bürgermeister: Vor allem der schmale Bürgersteig sei ein Problem. Würde man ihn aus Sicherheitsgründen nur auf einer Seite installieren, würden Lkws aufgrund der nicht mehr passenden Deckenrundung nicht mehr hindurchpassen. Würde man beide Bürgersteige breiter machen, wäre der Weg für Fahrzeuge unpassierbar, erläutert Bernhard Baumann.

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„Es gab schon eine Ortsbegehung, wo wir über die Situation diskutiert haben“, unterstreicht Simon Meyer, stellvertretender Fachbereichsleiter Ordnung und Bürgerdienste bei der Gemeinde. „Es wird aber noch einmal eine Verkehrsschau stattfinden.“ Er räumt ein, dass die Situation vor Ort für Fußgänger „sehr beengend“ sei.

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Auch der Gemeinde wäre wichtig, für eine größere Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer zu sorgen, betont Bernhard Baumann. Allerdings läge bei der Verwaltung in diesem Fall nicht die „maßgebliche Entscheidung“. „Wir sind als Gemeinde nicht Eigentümer des Tunnels, sondern die Deutsche Bahn.“

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