Müsen. Der Altenbergturm in Hilchenbach-Müsen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Es gibt vieles zu entdecken und über die Bergbaugeschichte zu erfahren.

Waldfrieden sieht anders aus und hört sich anders an. Zumindest im Borkenkäferjahr 2020/21. Staubwolken umwehen den Altenberg in Müsen. Unterhalb der Höhe warten riesige LKW entlang der ohnehin schon schmalen Straße. Statt Vogelgezwitscher herrscht ohrenbetäubender Lärm von Kreissägen und den Greifern von Spezialmaschinen, die dicke Stämme abschneiden, sie von Ästen befreien und in die LKW schieben, damit das Holz von hier aus in alle Welt transportiert werden kann. Der Trost für den Besucher: In einigen Monaten wird auch der letzte Stamm verladen sein und der Berg wieder denen gehören, die sich für die geheimnisvolle Vergangenheit des Altenberg interessieren.

Altenbergturm in Hilchenbach steht an verlassenem Bergbauort

Denn hier, auf der Höhe zwischen Littfeld und Müsen, gab es einmal eine Siedlung. Kellergrundrisse, Schächte, die Fundamente eines Turms und auch Münzenfunde lassen vermuten, dass hier im frühen Mittelalter Menschen wohnten, nach den wertvollen Erzen Blei, Silber und Zink schürften und dabei ziemlich reich wurden. In dieser Siedlung gab es fast alles, was die Bewohner zum Leben brauchten, so zum Beispiel auch eine Schuhmacher-Werkstatt. Bergleute brauchen nun mal feste Schuhe und Bekleidung aus Leder.

Der Altenbergturm in Hilchenbach-Müsen ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Der Altenbergturm in Hilchenbach-Müsen ist ein beliebtes Ausflugsziel. © Hendrik Schulz | Hendrik Schulz

Die ersten Funde sind auf 1963 datiert, als der Müsener Hobby-Archäologe Hubert Cadel mit den Ausgrabungen begann. Später übernahmen Experten aus dem Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte aus Münster, was Cadel und seine Mitstreiter begonnen hatten. Inzwischen kann man viele dieser freigelegten Zeugnisse bewundern und sich durch Informationstafeln in die alten Zeiten entführen lassen. Manches aber bleibt durchaus geheimnisvoll und lässt sich auch durch tüchtiges Weitergraben nicht dem Boden entlocken.

Mit dem Auto anfahren

Der Turm ist am besten erreichbar mit dem Auto, indem man durch Müsen fährt. Hinter dem Holzwerk am Ortsausgang und am Weiher vorbei gelangt man nach knapp zwei Kilometern zum Ziel. Auch ab Littfeld führt eine Straße zum Altenberg; sie ist deutlich schmaler. Vorsicht: Zumindest in den nächsten Monaten ist noch mit regem Lkw-Verkehr zu rechnen.

Höhe: 9 Meter, 42 Stufen als Wendeltreppe. Inmitten umfangreicher Ausgrabungen eines alten Bergbauortes.

Warum etwa die Siedlung auf dem Altenberg aufgegeben wurde. Lange wurde vermutet, das es Habgier, Reichtum oder Geiz der Bewohner waren. Diese Vermutung war aber wohl eher dem Pietismus im Siegerland geschuldet. Logischer ist die Annahme, dass irgendwann einmal die Erzvorkommen erschöpft waren.

Altenbergturm in Hilchenbach: Es gab bereits schon einmal einen Turm

Auf jeden Fall war es eine gute Idee, 1974 am Rande des Ausgrabungsbereichs einen Aussichtsturm zu bauen. Vor allem, um einen freien Blick auf das historische Gelände zu bekommen. Um einen besonderen Blick über die Sieger- und Sauerländer Berge zu ermöglichen, ist der Turm mit 8 Metern Höhe deutlich zu klein. Dazu ist der nahe gelegene Kindelsberg eher geschaffen.

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Ein Problem aber wurde vor allem, dass der Turm aus Holz gebaut war und auf dem zugigen Altenberg Wind und Wetter ausgesetzt war. Alle Maßnahmen der Instandsetzung waren vergeblich: 2011 musste der Altenbergturm wegen Einsturzgefahr abgerissen werden.

Hilchenbach: Neuer Altenbergturm ist der zweite Turm

2016 war es dann so weit: Nach vielen Planungen wurde der neue Turm den Bürgern übergeben. Aus wetterfestem Baustahl, verzinktem Stahl und einem Handlauf aus Edelstahl. Eine planerische und handwerkliche Meisterleistung der Siegener Schlosserei Harald Görnig. Architekt Ernst Müller aus Netphen schaffte den Spagat zwischen Altem und Modernem durch eine Kombination der Quaderform des alten Turms mit den Rundformen des Treppenaufgangs.

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Das Ergebnis ist ein Bauwerk von bestechender architektonischer Ästhetik, das kein zweites Mal zu finden ist. Die Standfläche der Besucher liegt bei 497 Metern. 3 Meter mehr, und man hätte die Höhe von 500 Metern geknackt, doch damit das Gesamtbild zerstört. Gut gemacht!

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