Siegen. Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium in Siegen kämpft für seinen Erhalt. Bei einer Aktion in der Innenstadt macht die Schule Werbung in eigener Sache.

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ Schulleiter Dieter Fischbach zitiert eine alte Weisheit und ist überzeugt, dass es noch Möglichkeiten gibt, das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium zu retten. Ein wichtiger Schritt ist nicht nur aus seiner Sicht am Samstag dafür getan worden. Gut drei Stunden hat sich Siegens einziges Ganztagsgymnasium auf der Oberstadtbrücke mit Info-Ständen präsentiert, um Unterschriften gegen die Schließung gebeten und die Vorzüge der Schule angepriesen.

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„Wir haben alle Ziele erreicht“, findet Christian Mengel, zweiter Vorsitzender der Elternpflegschaft gegen 13 Uhr. Da ist immer noch viel Betrieb an den Ständen, beim Start um 11 sei es aber noch betriebsamer gewesen. Viele Aktive seien vorbeigekommen, „aber auch bekannte Gesichter aus früheren Jahren“. Mehmet Daimagüler wollte eigentlich kommen, der Absolvent und bekannte Anwalt habe es aber leider doch nicht geschafft.

Siegen: Peter-Paul-Rubens-Gymnasium stellt Vorzüge des Ganztags heraus

Es gehe darum, den Menschen in Siegen zu verdeutlichen, wie wichtig eine Schule mit aktiver Hausaufgabenbetreuung sei: „Wir haben 20 Prozent mehr Lehrer. Die Schüler werden nicht allein gelassen. Sie sind fertig, wenn sie nach Hause kommen.“ Das werde, nicht zuletzt in Corona-Zeiten, für Grundschüler immer wieder hervorgehoben und mit Rechten unterlegt. Es höre am Ende der Grundschulzeit aber nicht auf, betont Mengel, sei auch an der weiterführenden Schule noch wichtig, zumindest für einige Jahre.

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Vater Stefan Grimm ist sicher, dass seine Söhne auch bei einer Schließung noch auf dem PPR bleiben und die Schulzeit beenden können. Er möchte dessen Angebot aber weiter erhalten, als wichtig für Doppelverdiener oder Menschen mit Migrationshintergrund, die beide auf ihre Weise zu den Teilen der Bevölkerung gehörten, die von einer solchen Schule profitierten. Die es aus seiner Sicht deutlich einfacher mache, den Aufstieg durch die Schichten zu ermöglichen. Grimm verweist ausdrücklich auf Mehmet Daimagüler sowie Navid Kermani als weiteren früheren Abiturienten.

Siegen: Peter-Paul-Rubens-Gymnasium fühlt sich zu wenig von der Stadt unterstützt

Der Schulleiter ist von der Siegener Politik enttäuscht und verweist auf die Nachbarkommunen. In Freudenberg und Netphen seien die Vertreter der Stadt auf Schulen mit Nöten zugegangen und hätten Unterstützung angeboten. „Das gibt es leider in Siegen nicht“, bedauert Fischbach. Ja, die Schule habe einige Probleme, sich neu aufstellen müssen. „Aber jetzt ist die Umstrukturierung beendet. Wir stehen vor dem Neustart und sollten uns jetzt auch beweisen können!“

Lange Diskussionen

Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium soll nach derzeitigem Stand keine Fünftklässler mehr aufnehmen und jahrgangsweise auslaufen.

Diskussionen um die Schließung eines Gymnasiums laufen in Siegen bereits seit einigen Jahren.

Wenigstens ein Jahr für eben diesen Wunsch wünscht sich auch Stefan Grimm. Und nicht eine Entscheidung „kurz vor der EM, auf die niemand so richtig reagieren kann“. Er nehme die Vorwürfe der Politik allerdings ernst, wo viele nach der Außendarstellung der Schule im Vergleich zu den anderen Gymnasien gefragt hätten.

Peter-Paul-Rubens-Gymnasium Siegen: Angekündigte Schließung als „Weckruf“ sehen

„Wir hatten vor ein paar Jahren durch G9 eine Sonderstellung, die Anmeldezahlen stimmten, die Schule hat sich darauf ausgeruht“, konstatiert der engagierte Vater. Dann habe es Veränderungen gegeben, mit sinkenden Zahlen. „Aber sehen Sie sich um. Das war ein Weckruf. Manchmal kann es auch zum Nachdenken führen und zu der Erkenntnis, dass etwas fehlt, wenn es nicht mehr da ist“, sagt Grimm und deutet auf die interessierten Menschen, die Fragen stellen oder sich mit dem Stelzenläufer Ringelschlingel“ alias Michael Wibbelt fotografieren lassen.

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Leider gelte der Traditionsname in der Politik gar nichts, bedauert Grimm. Und Quantität bezüglich der Anmeldungen zähle mehr als die Arbeit mit den Schülern. Vielleicht aber sei es ja doch noch nicht zu spät. Auch wenn da eine Kooperation Richtung weiterer Gesamtschule existiere.

PPR Siegen: Schüler und Eltern hadern mit Unsicherheit wegen Schulschließung

Das Schlimmste sei die große Unsicherheit, weil niemand genau wisse, wie es nach einer Schließungsentscheidung überhaupt weitergehe, ärgert sich Christian Mengel. Ab 2022 sollten dann keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden, die anderen könnten aber ganz normal durchlaufen. Oder doch nicht? Belastbare Aussagen gebe es nicht. Immerhin können er und die Schule auf einen bekannten Befürworter setzen. Sein Schulfreund Guido Müller sei am Stand gewesen und habe erklärt, seine Kinder in einigen Jahren gern aufs „PPR“ schicken zu wollen. Was derBundestagskandidatder Liberalen auf Nachfragen noch einmal ausdrücklich bestätigt.

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