Siegen. Siegen hat zu viele Gymnasien – Anmeldezahlen reichen nicht. Für eine vierte Gesamtschule aber auch nicht. PPR-Standort langfristig gebraucht.

Das Peter-Paul-Rubens-Gymnasium soll jahrgangsweise auslaufen (wir berichteten) – ob aber alle Kinder auch am Rosterberg tatsächlich ihr Abitur ablegen können, ist zumindest fraglich. „Unser Ziel als Schulträger ist das, aber die Frage muss die Schulaufsicht beantworten“, so Schuldezernent André Schmidt im Haupt- und Finanzausschuss.

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Denn es sei nicht klar, ob das System, etwa in Sachen Lehrpersonal, bis zum Ende aufrecht erhalten werden könne. Es sei immer schwer, eine Schule zu schließen, der Standort Rosterberg aber soll langfristig Schulstandort bleiben. Siegen stehe vor einer Komplettumwälzung seiner Schullandschaft.

Schließung des Peter-Paul-Rubens-Gymnasiums Siegen „schwere Entscheidung“

„Die Schließung ist ausdrücklich keine inhaltliche Bewertung der pädagogischen Arbeit am PPR“, bekräftigte Grünen-Fraktionschef Michael Groß. Die Entscheidung fiel einstimmig bei zwei Enthaltungen, final entscheidet der Rat. Vor den Anmeldezahlen als rein quantitative Größe könne man aber nun einmal nicht die Augen verschließen. Eine Schule mit zu wenig Kindern sei auf Dauer nicht überlebensfähig. „Wir wissen seit langer Zeit, dass wir ein Gymnasium zu viel in Siegen haben.“ Die Entscheidung sei eine schwere, das betonte auch André Schmidt, der hoffte, dass man nun in eine ruhigere Phase eintrete und den Beschluss umsetzen könne.

Löhrtor-Gymnasium in Siegen: Der Rosterberg wird nun doch kein Standort der Innenstadt-Schule.
Löhrtor-Gymnasium in Siegen: Der Rosterberg wird nun doch kein Standort der Innenstadt-Schule. © Hendrik Schulz

Eine Zeit lang habe das Löhrtor-Gymnasium gewankt, erinnerte Michael Groß, nun sei es aber eben über lange Zeit das PPR. Den Standort zu erhalten sei auch deswegen wichtig, weil es ein Gymnasium zu viel gebe – und eine Gesamtschule zu wenig.

Siegener Verwaltung ist skeptisch bei vierter Gesamtschule

„Das PPR ist eines der besten Schulgebäude die wir haben“, sagte Dezernent Schmidt; nach wie vor gebe es in Siegen einen Mangel an Schulraum. Der Wunsch nach einer vierten Gesamtschule werde aber sehr skeptisch eingeschätzt: Denn rein quantitativ betrachtet werde es sehr schwer, 100 Siegener Kinder zusammenzubekommen, verwies Schmidt auf die laufende Prüfung. „Das war schon auf dem Schießberg sehr schwierig“, bekräftigte Bürgermeister Steffen Mues, es habe noch geklappt. Aber knapp. Ingmar Schiltz (SPD) betonte, dass die Schließung des Gymnasiums nicht mit einer etwaigen vierten Gesamtschule verknüpft werden dürften.

Peter-Paul-Rubens-Gymnasium auf dem Rosterberg in Siegen: „Einer der besten Schulstandorte, den wir haben“.
Peter-Paul-Rubens-Gymnasium auf dem Rosterberg in Siegen: „Einer der besten Schulstandorte, den wir haben“. © Hendrik Schulz

Die große Zahl der Gymnasien komme aus Zeiten, als es in Netphen und Wilnsdorf noch keine gab und diese Kinder nach Siegen kamen. Es gab noch keine Gesamtschulen, keine Berufsschulen – heute führen auch die zum Abitur, so der Bürgermeister. „Die Schullandschaft hat sich verändert“, stellte Mues fest, auch durch das Wahlverhalten der Eltern. Das Problem der Verteilung von Kindern aus Siegen und Nachbarkommunen auf diese Schulen sei jedes Jahr wieder eine gewaltige Umverteilung, „das bringt eine unglaubliche Unruhe ins System.“ Eine Entscheidung dazu könne nicht mehr lange hinausgezögert werden.

Verwaltung und Politik erneuern Kritik an FDP Siegen für Fusions-Vorschläge

Erneut musste sich die FDP einiges anhören für ihre Vorschlag aus dem Schulausschuss, das PPR und Gymnasium auf der Morgenröthe in Niederschelden zu fusionieren und die beiden Realschulen auf dem Rosterberg zusammenzulegen. Damit habe die FDP enorme Unruhe in Schullandschaft und -politik verursacht, kritisierte André Schmidt, der seine Verwaltung von der Zahl der Prüfaufträge „drangsaliert“ sah.

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„Wer viele Anträge stellt, macht seinen Job“, sagt Michael Groß – für die Schulen gelte das aber nicht. Denn dieser habe tausende Menschen in Unruhe versetzt und Auswirkungen auf das Anmeldeverhalten. Entscheidungen müssten, wenn eine Schulschließung drohe, nichtöffentlich diskutiert werden, auch wenn es nur eine gut gemeinte Idee sei.