Siegen. Stadtführungen in Siegen laufen nach der Corona-Pause wieder gut an. Das Konzept: Infotainment und Originelles statt reiner Wissensvermittlung.

Es regnete. „Ganz fürchterlich“, sagt Katja Nix. Trotzdem waren acht Leute bei der ersten Stadtführung „Rund ums Krönchen“ nach der Corona-Pause dabei. Die Stadtrundgänge, die es in Siegen in vielen Varianten gibt, hätten den Menschen ganz offensichtlich gefehlt – und zwar denen, die sich führen lassen, ebenso wie denen, die die Führungen leiten.

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Katja Nix gehört zur zweiten Gruppe. Sie ist Mitarbeiterin der städtischen Touristen-Information und damit derStadtmarketing Siegen GmbH. Als Magd Magda bietet sie die Schauspielführung „Von Liebesleid und Mordgeschichten“ an, erzählt im Park des Oberen Schlosses von Liebe, Intrigen und Gewalt im Siegen des Jahres 1637. Ihre erste Führung nach Ende des Lockdowns war ausgebucht, 25 Menschen gingen mit. „Es läuft gut an“, sagt Katja Nix. „Die Leute sind begeistert, dass wieder etwas passiert.“ Ähnlich habe es ihre Kollegin Ingrid Heinz bei der ersten Stadtmauerführung nach der langen Durststrecke empfunden – danach habe eine Dame sich sogar per Mail für die anschauliche Schilderung und „Geschichte zum Anfassen“ bedankt.

Stadtführungen in Siegen: „Da ist so ein kultureller Hunger da“

Bei den Stadtführungen war – wie in so ziemlich jedem Bereich – vorher kaum zu prognostizieren, wie die Menschen sich nach dem Lockdown verhalten würden. Nachholbedarf? Oder doch eher Zurückhaltung aus nach wie vor bestehender Angst vor dem Zusammentreffen mit anderen Menschen? Es sieht auch hier eher nach der Lust auf Aktivität aus. „Da ist so ein kultureller Hunger da – mal wieder etwas Schönes mit Niveau außer der Reihe zu machen“, beschreibt Katja Nix ihren Eindruck. Und eine Stadtführung sei dabei sogar noch ein Angebot „abseits vom Mainstream“.

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Auffallend sei, wie heterogen das Publikum ist. Das lasse sich zwar schon länger beobachten, sagt Katja Nix, habe sich aber beim Neustart wieder bestätigt. Bei „Liebesleid und Mordgeschichten“ seien Kinder dabei gewesen, Erwachsene und Senioren, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien unter anderem aus Hilchenbach, Wilnsdorf, Netphen und Freudenberg gekommen.

Siegen: Stadtführungen erreichen Alteingesessene und Auswärtige gleichermaßen

Generell seien bei den Stadtführungen sowohl Siegenerinnen und Siegener als auch Auswärtige anzutreffen – jüngst zum Beispiel ein Ehepaar, dass schon seit anderthalb Jahren in der Stadt wohnt und „jetzt mal mitmachen“ wollte, wie Katja Nix berichtet. Und auch ehemalige Einwohnerinnen und Einwohner sind eine wichtige Klientel. Dazu gehören beispielsweise immer wieder Alumni-Gruppen, „die sehen wollen, was sich in der Stadt getan hat“. Das gerade daran ein großes Interesse besteht, wurde in der Vergangenheit bereits regelmäßig bei den „Neue Ufer“-Baustellenführungen mit dem Bürgermeister oder dem Stadtbaurat offensichtlich: Die waren regelmäßig so gut besucht, dass sie über Jahre ein fester Programmpunkt waren.

Nächste Termine

Stadtmauerführung: Samstag, 7. August, 14.30 Uhr. Treffpunkt: Innenhof des Oberen Schlosses.

Frauen in der Geschichte Siegens: Donnerstag, 12. August, 15.30 Uhr. Treffpunkt: Oberes Schloss.

Wo die Nassauer Zuhause waren: Sonntag, 15. August, 14.30 Uhr. Treffpunkt: Oberes Schloss, Eingang Siegerlandmuseum.

Tickets für die Stadtführungen gibt es bei der Stadtmarketing Siegen GmbH unter 0271/404-40 00. Infos zu allen Angeboten – und noch zu viel mehr – gibt es auf der neuen Homepage des Stadtmarketings: visitsiegen.de

Das Stadtmarketing will weiterhin auf die Führungen als wichtigen Teil seines Portfolios setzen. Dabei haben die Rundgänge von heute nicht mehr allzu viel mit dem zu tun, was der ein oder andere vielleicht noch an grottendröger Info-Berieselung von Klassenfahrten im Schülerleben in Erinnerung haben mag. Natürlich geht es um valide Inhalte, „aber reine Wissensvermittlung legt man zunehmend zu den Akten“, betont Katja Nix.

Siegen: Stadtführungen als Infotainment

Ihre eigene Führung sei ein gutes Beispiel, wo sie erst ins historische Kostüm und dann in eine Rolle schlüpft. „Ich nenne das gerne Infotainment“, sagt sie, „Theater to go und eine andere Art von Stadtgeschichte.“ Ähnlich laufe es bei den Nachtwächterführungen. Doch auch der Klassiker „Rund ums Krönchen“ folgt der Erkenntnis, dass Information und Unterhaltung einander keineswegs ausschließen, sondern eine großartige Kombination sind: „Man muss die Dinge nur spannend erzählen“, sagt die Fachfrau.

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Das Spektrum wird außerdem erweitert. „Waldbaden“ ist neu, bisher gab es zwei Termine, die jeweils von acht bis zehn Leuten wahrgenommen wurden. Eine zertifizierte Waldpädagogin spaziert mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch den Historischen Tiergarten, es geht um Achtsamkeit und Entschleunigung, es gibt meditative Phasen und zum Abschluss eine Teezeremonie, „da steckt ein ausgefuchstes Konzept dahinter“, sagt Katja Nix. Ebenfalls neu: Eine Stadtführung für Gehörlose. Premiere ist am Samstag, 21. August, ab 16 Uhr. Und das Team arbeitet weiter an Ideen. Eine Führung mit einem Biersommelier, wie es sie bereits einmal eine kurze Zeit lang gab, wäre zum Beispiel eine Option, sagt Katja Nix. „Und interessant wäre auch mal eine kulinarische Stadtführung.“

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