Siegen. . Stadtbaurat Michael Stojan leitet zum letzten Mal in seiner Amtszeit einen Rundgang durch Siegen. Seit er 2009 seinen Posten übernahm, hat sich viel verändert.
- Stadtbaurat Michael Stojan leitet den letzten Stadtrundgang seiner Amtszeit
- Bei rund 30 Führungen erläuterte er das Neue-Ufer-Projekt
- „Es gibt noch so viel zu tun“
Das Kribbeln in den Fingern hat nichts mit den kühlen Temperaturen zu tun. „Es gibt noch so viel zu tun“, sagt Stadtbaurat Michael Stojan. Zum letzten Mal in seiner Amtszeit führt er eine Gruppe durch die Innenstadt. Rund 30 Mal hat er das in den vergangenen fünf Jahren gemacht, um Bürgern das Projekt „Siegen – Zu neuen Ufern“ und dessen einzelne Bausteine zu erläutern.
Wandel
„Früher war es eine Baustellenführung, heute ist es einfach ein Stadtrundgang“, sagt er zu den etwa 20 Menschen, die bei seiner Abschiedstour dabei sind. Ende Januar geht Stojan in den Ruhestand. 2009 kam er nach Siegen, die große Umgestaltung des Zentrums mit Einzug von Teilen der Uni ins Untere Schloss und Abriss der Siegplatte zeichneten sich bereits ab. „Damals gab es noch viele Zweifler in der Stadt“, sagt er. Auch und gerade für diese wurden die Führungen, die außer Stojan auch Bürgermeister Steffen Mues regelmäßig anbietet, ins Leben gerufen.
Belebung
Die Ergebnisse der ersten großen Umgestaltungswelle sind nun zu sehen. „Das Untere Schloss ist ein einzigartiges bauliches Juwel“, schwärmt Stojan auf dem Schlossplatz über das vom Land komplettsanierte historische Gebäude. Der Platz selbst habe mit dem Einzug der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät „endlich eine Belebung bekommen, die er verdient“ – auch wenn angesichts der Kälte gerade nicht viel davon zu sehen sei.
Beständigkeit
Die dem Hof zugewandte Karstadtfassade, typisches Beispiel für ein in den 1970er Jahren errichtetes Kaufhaus, trübt seine Begeisterung etwas. Noch – denn auch dafür ist eine Veränderung in Sicht. Sie soll mit dem Umbau für den Einzug von Uni-Hörsälen ins Gebäude kommen. „Entscheidend ist, dass man eine Architektur findet, die zum gesamten Ensemble passt“, betont Stojan. Zu sehr vom jeweiligen Zeitgeist geprägte Entwürfe sind nicht sein Ding: „Mein Kriterium ist, dass ich mir ein Bauwerk auch in 20 Jahren noch gut angucken kann.“
Details
Vorbei am ehemaligen Stadtkrankenhaus, das heute ebenfalls von der Universität genutzt wird, geht es zur neuen Unibibliothek. Stojan erklärt, wie der moderne Bau an die alte Substanz des Unteren Schlosses angedockt wurde, weist auf ein letztes Stück Schlossmauer hin, das dauerhaft erhalten bleiben soll, und auf Ausgrabungen eines historischen Brunnens. Er unterstreicht den Gesamteindruck, ebenso die vielen kleinen Details, die dazu beitragen. Zum Beispiel gibt es einen Grund, wieso die Diesterwegbüste nach ihrem Umzug vom Parkplatz an der Martinikirche auf den kleinen Platz vor der Bibliothek Fußgängern auf der Grabenstraße den Hinterkopf zeigt: „Diesterweg soll auf die Bibliothek gucken“, scherzt der Baurat, „damit die Studierenden sich bemüßigt fühlen, seinen Zielen zu folgen.“
Erinnerung
An fast jeder Station zeigt er Bilder aus der Zeit vor der Umgestaltung, etwa beim Blick auf die Sandstraße von der Martinikirche aus. Bis vor wenigen Jahren waren die Fassaden dort großflächig mit Werbeanlagen behängt, das Betten-Blecher-Haus mit einer Verschalung verkleidet. Heute sind die Charakteristika der Architektur des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wieder besser zu erkennen – wegen diverser Satzungen, die zu ebendiesem Zweck in den letzten Jahren beschlossen wurden.
Zukunft
Der Rundgang endet auf der Oberstadtbrücke an den neuen Ufern. Die Gruppe applaudiert. Stojan lächelt. „Mit gemischten Gefühlen“ sei er bei der seiner letzten Tour unterwegs gewesen, räumt er ein. „Ich habe diese Rundgänge immer sehr positiv gesehen, weil man so den Leuten das große Ganze näherbringen kann.“ Außerdem stehe ja noch einiges an: Unter anderem „Rund um den Siegberg“, das nächste Mammut-Projekt in der Innenstadt.
Zuhause
Stojan wird dies nicht mehr in offizieller Position begleiten, aber intensiv verfolgen: Auch wenn er vor seiner Zeit in Siegen unter anderem in Potsdam, Gladbeck und Garbsen als Baurat tätig war, hat er nun als dauerhaftes Domizil ein Haus am Rosterberg bezogen. Und was in der Stadt noch zu tun sei, sei bei seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin „in guten Händen“.
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