Geisweid. Zahl der Schulkinder in Geisweid stark gestiegen. Containerbau für einige Jahre, bis die Siegener Schulverwaltung die Grundschulen erweitert hat.

Von „unheimlich vielen Zuwächsen bei Kindern“ berichtete Schuldezernent André Schmidt im Haupt- und Finanzausschuss: Durch Geburten, Zuzug, für Familien erschwinglichen Wohnraum ist in Geisweid der Platz an den dortigen Grundschulen knapp (wir berichteten).

„Wir konnten nicht absehen, dass die Zahlen so stark steigen“, betonte Schmidt, trotz der positiven Prognosen der vergangenen Jahre. Nun habe die Schulverwaltung die Situation durchgeplant: Bis die bestehenden Grundschulen baulich erweitert werden, läuft es ab dem Schuljahr 2022/23 – also nach den Sommerferien im kommenden Jahr – auf eine Übergangslösung in Containern an der Albert-Schweitzer-Schule hinaus.

Albert-Schweitzer-Schule liegt in Siegen-Geisweid am günstigsten

Alle drei Geisweider Grundschulen hätten ein Platzproblem und „platzen jetzt schon aus allen Nähten“, alle gleichzeitig zu erweitern gehe nun einmal nicht, sagt der Dezernent. Es sei gelungen, Provisorien zu schaffen, Räume umzuwandeln, man werde dies weiter tun, dennoch brauche man das Container-Provisorium möglichst schnell. Die hätten im Grunde nur einen Vorteil; seien nicht die günstigste oder beste Lösung – aber es gehe schnell.

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Die Verwaltung habe sich mit den Schulleitungen und der -aufsicht darüber verständigt, dass die Container an der Albert-Schweitzer-Schule am Amselweg errichtet werden sollen. Denn die liegt einigermaßen mittig im Stadtteil, in dieser Variante müssen die Kinder keine allzu langen Schulwege auf sich nehmen. Auf der dafür vorgesehenen Fläche unmittelbar neben der Schule auf dem Gelände habe es zudem bereits einmal einen Container-Bau gegeben, als eine Interims-Lösung für den U3-Kita-Bereich erforderlich war.

Siegen will energetisch und optisch hochwertige Container kaufen

Die Stadt wird die Container nach Stand der Dinge kaufen. Vier bis fünf Jahre wird der Übergang bestehen, über diese Zeit wäre eine Anmietung teurer. Aufgrund der Laufzeit drängt die Politik darauf, hochwertige Container anzuschaffen, die auch energetische Standards erfüllen. „Wenn wir Container für die Kinder dahinstellen, darf das ruhig auch ein bisschen mehr kosten“, bekräftigte Schmidt. Man werde alles daransetzen, eine ordentliche Anlage zu errichten, in der eine gute Beschulung möglich sein werde.

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Der Containermarkt entwickle sich sehr stark, es gibt weltweit eine hohe Nachfrage – eine Herausforderung bei der Beschaffung, aber auch verbunden mit der Aussicht, die Container weiterverkaufen zu können – oder bei weiterem Bedarf hochwertige Exemplare auch weiter zu nutzen. Optisch gebe es viele Möglichkeiten, dass die Container nicht wie solche aussehen, sagte Stadtbaurat Henrik Schumann, „am Ende ist das eine Frage des Preises“. Ziel sei es aber definitiv, massiv zu bauen.

Siegener Verwaltung prüft Alternative zur Grundschul-Erweiterung

Perspektivisch sollen die Container nur ein Übergang sein, „völlig klar“, betont Schmidt. Parallel arbeite man an der dauerhaften Lösung. Ein Anbau am Amselweg sei gleichzeitig möglich, die Container würden dies nicht behindern. „Wir prüfen aber auch eine Teilstandortlösung am Rüsterweg“, kündigt André Schmidt an: Das frühere Schulgebäude der Albert-Schweitzer-Schule steht seit Jahren leer, war zwischenzeitlich als Unterkunft für Geflüchtete hergerichtet aber nie bezogen worden. „An sich ein guter Standort“, sagt Schmidt über die Lage im Wenscht – für eine schulische Nutzung nach heutigen Maßstäben sei das Gebäude nicht geeignet, auch wenn es einmal eine Schule war. Brandschutz, Barrierefreiheit, Sanitäranlagen, Räume für Ganztagsbetreuung – das alles erfülle keine aktuellen Maßstäbe mehr. Auch wenn eine entsprechende Herrichtung Millionen kosten würde – „wir prüfen das“, sagte Schmidt.

Hüttentalschule steht nicht mehr zur Verfügung

Michael Groß brachte auch die „vor nicht allzu langer Zeit geschlossene“ Hüttentalschule für die Geisweider Grundschullandschaft wieder ins Spiel. In dieser „Gesamtgemengelage“ sei es politisch durchaus denkbar, sie wieder für Schulzwecke zu reaktivieren.

Dem erteilte André Schmidt eine klare Absage. „Die Hüttentalschule wurde nicht geschlossen, weil es zu wenig Kinder gab, sondern weil die Eltern ihre Kinder dort nicht angemeldet haben.“ Zudem habe die Schulaufsicht der Stadt die Schließung auferlegt, auch als Teilstandort habe man dort keine Zukunft gesehen.

Vor allem aber sei der Ausbau des Gebäudes zu einer Kindertagesstätte bereits mit Geld hinterlegt, die Vorbereitungen laufen, „wir können nicht mal eben zwischendurch mit einer Schule da rein“, sagte der Schuldezernent.

Denn dabei gehe es auch um eine grundsätzliche Abwägung zwischen größeren oder kleineren Schulsystemen. „Wir sehen die Vorteile von kleineren, wohnortnahen Schulen – aber in bestimmten Situationen haben auch große Schulen ihre Vorzüge“, erläuterte der Dezernent. Diese Entscheidung lasse sich für Geisweid aber derzeit noch nicht treffen, daher könne auch keine genaue Aussage zur Laufzeit der Container-Erweiterung getroffen werden. Nutzungsdauer und Qualität müssen zusammenpassen“, bekräftigte André Schmidt. Man habe hohes Interesse an einem festen Gebäude.

Stadt Siegen verweist erneut auf Arbeitsbelastung in Fachabteilungen

„Wir brauchen spätestens 2023 eine Entscheidungsgrundlage, damit das Provisorium auch wirklich maximal fünf Jahre dauert“, forderte Grünen-Fraktionschef Michael Groß und erinnerte daran, dass es neben wahrlich „nicht schäbigen“ Containerbauten auch solche in Siegen gebe, die an manchen Stellen zum Dauerzustand geworden und „teils wirklich grenzwertig“ seien.

Stadtbaurat Schumann verwies erneut auf die Arbeitsbelastung in den zuständigen Verwaltungsabteilungen und die Unwägbarkeit, in frühen Stadien von Projekten belastbare Aussagen zu Zeit und Kosten treffen zu können. An der Jung-Stilling Schule in Weidenau habe man konsistent gearbeitet, „am Ende werden es vier bis fünf Jahre sein, bis alles fertig ist“, sagte er – „wenn alles klappt“. Eine seriöse Kostenschätzung etwa sei immer erst ab Leistungsphase 3 (Entwurfsplanung) möglich.

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