Krombach. Es handele es sich um ein „Standardverfahren“, sagt die Stadt Kreuztal. Die Brauerei gehe die Mängelbeseitigung „kooperativ“ an.
Die Stadt Kreuztal sieht sich in der Auseinandersetzung um den Erdwall in Krombach auf der richtigen Seite. Weil die Aufschüttung von Aushub einer Baustelle Schadstoffe enthält, werden die 48.000 Kubikmeter Erdreich nun abgefahren und entsorgt.
„Aus Sicht der Stadt Kreuztal als Unterer Bauaufsichtsbehörde handelt es sich bei dem hier vorliegenden Sachverhalt um ein Standardverfahren, bei dem der Bauherr auf die Forderung zur Mängelbeseitigung kooperativ eingegangen ist und dies auch unverzüglich in die Wege geleitet hat“, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Erklärung der Stadt.
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Die Stadt Kreuztal: „Standardverfahren“
Die Stadt Kreuztal habe der „Antragstellerin“ (gemeint ist die Krombacher Brauerei, d.Red.) im Jahr 2017 eine Baugenehmigung für die Aufschüttung von Erdreich zur Zwischenlagerung erteilt, die bis zum 31. Dezember 2018 befristet war. Die Baugenehmigung wurde im Jahr 2019 bis zum 31.12.2025 verlängert.
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„Genehmigt wurde weder eine Deponie noch die Lagerung von Abfällen“, heißt es, „die Antragstellerin konnte glaubhaftvermitteln, dass sie das Erdreich für die Terrassierung der Fläche des ausgewiesenen Baugebietes verwenden wollte“. Ausdrücklicher Bestandteil der Baugenehmigung sei die „klare Auflage“ gewesen, „dass nur reines und unbelastetes Erdreich in dem Zwischenlager verbaut werden durfte“.
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Abtransport der Erdmassen wird vorbereitet
Im Februar 2020 habe die Schlussabnahme angestanden. Dazu habe die Qualität des verbauten Erdmaterials überprüft werden müssen. Nach Vorlage der Ergebnisse im März und April genommenen Bodenproben, habe sich ergeben, „dass der Erdwall nur in Teilen der Baugenehmigung entspricht“. In Absprache mit den zuständigen Umweltbehörden des Kreises Siegen-Wittgenstein habe die Stadtverwaltung am 29. Mai die Beseitigung der Mängel verlangt. „Dazu gehört unter anderem auch der unverzügliche Abtransport der stärker belasteten Teile des Walls“, berichtet die Stadtverwaltung. „Die Antragstellerin ist den Aufforderungen der Stadtverwaltung nachgekommen. Diese Maßnahmen laufen derzeit und werden durch die zuständigen Behörden begleitet.“
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Die Naturschutzinitiative: Kein Zwischenlager, sondern Deponie
Begleitet wird die Auseinandersetzung bereits seit Februar durch die „Naturschutzinitiative“ (NI), einen im Westerwald ansässigen Umweltverband. Sie hatte auf die Belastung des Erdreichs mit Sulfat, Blei und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoff (PAK) hingewiesen, gegen die Baugenehmigung geklagt und Strafanzeige gegen Unbekannt wegen unerlaubten Umgangs mit Abfällen und Verstöße gegen das Wasserhaushaltsgesetz erstattet.
Naturfreibad ist sauber
Noch einmal beteuert die Stadt Kreuztal, dass sich im Wasser des Krombacher Naturfreibades keine Schwermetalle oder andere gesundheitsgefährdende Stoffe befänden. Die im vorigen Jahr aufgetretenen Hautreizungen bei Badegästen könnten nicht auf Sickerwasser des Erdwalls zurückgeführt werden. Proben, die am 15. Juni entnommen wurden, belegten eine „ausgezeichnete Wasserqualität“.
Nach Auffassung der NI ist der Erdwall kein Zwischenlager, sondern eine Deponie. Verantwortlich wäre dafür demnach nicht die Stadt Kreuztal, sondern die beim Kreis angesiedelte staatliche Umweltbehörde. Umweltdezernent Arno Wied hatte vor wenigen Tagen den Umweltausschuss des Kreistags informiert und dort eingeräumt, dass die Baustelle, aus der der Erdaushub entnommen wurde, bereits im Altlastenkataster des Kreises verzeichnet ist. Das Grundstück der ehemaligen Firma Arbes soll in den 1950er Jahren mit schadstoffbelasteten Bergbauabfällen aufgeschüttet worden sein.
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Kritik am Umweltdezernenten des Kreises
Massive Vorwürfe richtet die NI gegen den Umweltdezernten des Kreises: Schon im September 2017 hätten die Mitarbeiter der Abfall- und Bodenschutzbehörde des Kreises der Stadt Kreuztal mitgeteilt, dass es sich um eine baurechtlich nicht genehmigungsfähige Erddeponie handele, für die eine Planfeststellung erforderlich sei, die nicht in Aussicht gestellt werden könne.
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Der Kreis habe „trotz der erhobenen Bedenken seiner Fachleute nichts gegen die rechtswidrig erteilte Baugenehmigung (der Stadt Kreuztal, d.Red.) und die Lagerung des Aushubs unternommen“, stellt der Verband fest und unterstellt Umweltdezernent Arno Wied, dass er „als unberufener Wirtschaftsförderer der Brauerei nicht zumuten (wollte), kurz vor Baubeginn ein ordnungsgemäßes mehrmonatiges Genehmigungsverfahren bei der Bezirksregierung Arnsberg einzuleiten und damit vermeintlich ein wichtiges Investitionsvorhaben der Brauerei monatelang zu verzögern“.
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