Siegen. Die Gastronomie in Siegen ist von Normalität trotz Lockerung der Corona-Regeln noch weit entfernt. Wer öffnen will, muss hohen Aufwand betreiben.

Die Lockerungen der Corona-Einschränkungen stellen die Restaurants, Cafés und Kneipen vor neue Herausforderungen – denn wegen der Vorgaben ist eine Öffnung mit hohem Aufwand verbunden. „Wir freuen uns grundsätzlich, dass es die Perspektive gibt, wieder Gäste zum empfangen“, sagt Lars Martin, Geschäftsführer des Geschäftsstellenbereichs Siegen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Aber mit den momentanen Regelungen seien „die Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Betrieb einer Gaststätte nicht gegeben“.

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Probleme der Gastronomie in Siegen

Den Sinn der angeordneten Schutzvorkehrungen „zweifeln wir nicht an“, betont Lars Martin, gleichzeitig stellvertretender Geschäftsführer des Dehoga Westfalen. Jeder Gastronom und jede Gastronomin müsse sich aber die Fragen stellen „Welche Umsätze kann ich machen und welche Kosten habe ich? Und stehe ich mich vielleicht nicht besser, wenn ich zu lasse?“. Einige Vorschriften hätten nämlich massive Auswirkungen auf das wirtschaftliche Ergebnis:

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Die Abstandsregeln führen dazu, dass Gastronomen im Schnitt nur noch 25 bis 30 Prozent ihrer Tische nutzen können, sagt Lars Martin.

Der Personaleinsatz ist höher, weil Stühle, Tische, Speisekarten nach jedem Gast gereinigt und desinfiziert werden müssen.

Die Kontaktsperrenregelungen gelten natürlich auch in Restaurants und Kneipen. Umsatzstarke Veranstaltungen wie Geburtstags-, Firmen- und Hochzeitsfeiern sind damit zur Zeit nicht zulässig.

Es ergebe sich also ein Spannungsfeld zwischen „wahnsinnigem Personalaufwand und deutlich gesunkener Auslastung“, erklärt der Dehoga-Vertreter.

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Reaktionen

Er habe seit Samstag, als die Verordnung veröffentlicht wurde, mit sehr vielen Gastronomen gesprochen. Seinem Eindruck nach halte zunächst ein Großteil der Betriebe an den Abhol- und Lieferservicelösungen der vergangenen Wochen fest. Da Montag ein klassischer Ruhetag sei, hätten viele den ersten Tag der Lockerungen auch noch genutzt, um sich Gedanken über das weitere Vorgehen zu machen. Es zeichne sich aber auch ab, dass etliche Gastrobetriebe mit den nächsten Schritten noch bis zum Wochenende warten wollen würden.

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Wünsche

Die Menschen in der Gastrobranche seien per se kreativ und verfügten über einen gewissen „Grundoptimismus“, sagt Lars Martin, „auch wenn der in den letzten Wochen etwas gelitten hat.“ Da es aber nichts nütze, „den Kopf in den Sand zu stecken“, sei die Mehrheit entschlossen, aktiv mit der Situation umzugehen. „Da ist der Wille, etwas zu tun“, unterstreicht der Geschäftsführer. „Aber da ist auch der verzweifelte Wunsch an die Politik, dass wir Spielräume brauchen.“ Momentan zu öffnen, „wird sich für die wenigsten Betriebe lohnen“. Darum brauche es auch staatliche Hilfen.

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Nachfrage

Zuversichtlich ist Lars Martin, dass sich aufseiten der Gäste rasch wieder Normalität einstellt, was den Besuch in Restaurants, Cafés und Kneipen angeht. Außengastronomie könnte dabei nach dem Shutdown eine große Rolle spielen – weil viele Menschen vielleicht noch Vorbehalte gegen einen längeren Aufenthalt in geschlossenen Räumen hätten. „Wenn wir zum Wochenende schönes Wetter bekommen und die Leute in die Biergärten gehen, taucht dieses Gefühl für Gastronomie wieder auf. Und die Gäste werden sehen, was die Gastronomen alles machen.“ Auf diese Weise könne das Vertrauen sicherlich schnell zurückkommen.

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Offizielles

„Wir nehmen hier eine beratende Rolle ein. Und die ist sehr stark gefragt. Die Anrufe kommen im Minutentakt“, sagt Stadtrat Arne Fries, als Beigeordneter unter anderem für das Ordnungsamt der Stadt Siegen zuständig. Als am Samstag die Verordnung kam, habe ein Kollege der Arbeitsgruppe Gewerbe umgehend eine Liste mit 16 Punkten zusammengestellt und den Gastronomen zugesandt.

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Das Ordnungsamt werde prüfen, ob die Vorgaben eingehalten werden, sowohl anlassbezogen als auch stichprobenartig. Bei knapp 400 Gastro-Betrieben in Siegen sei es nicht möglich, permanent alle zu kontrollieren – das sei aber auch gar nicht wünschenswert oder angemessen, sagt der Beigeordnete. „Es liegt in erster Linie in der Verantwortung der Betreiber, und ich gehe davon aus, dass die das gewissenhaft tun – sonst würden die auch gar nicht in so großer Zahl bei uns anrufen.“ Bei Verstößen sei die „Möglichkeit sofortiger Nachbesserung“ die Regel. Nur bei fehlender Einsicht oder Vorsatz kämen Bußgelder oder im Extremfall Schließungen in Betracht.

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