Hilchenbach. Jugendförderverein Push darf Spende des VVN-BdA nicht annehme – laut Stadt Hilchenbach eine „linksextremistisch beeinflusste Organisation“.

Mit dem „Ride Against Racism“ im Dirt-Bike-Park kommt die Stadt Hilchenbach immer noch nicht klar. Jetzt hat sie dem Jugendförderverein Push untersagt, von der Siegerland-Wittgenstein der Kreisgruppe der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes/Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) eine Spende von 100 Euro entgegenzunehmen.

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Die VVN-BdA wollte damit das nächste Push-Festival der Jugendbands unterstützen. Der Verband, so die aus dem Online-Lexikon Wikipedia gespeiste Erkenntnis der Verwaltung, sei eine „linksextremistisch beeinflusste Organisation“.

Der Anlass: Siegener Band zeigt beim Ride Against Racism Antifa-Fahne

Beim Auftritt der Siegener Band „Tashenknall“ im Rahmen des „Ride Against Racism“ im Dirt-Bike-Park Ende September 2019 hatten Mitglieder der Band eine Antifa-Fahne gezeigt. Das wurde in der folgenden Sitzung des Hilchenbacher Rats von Stadtverordneten von SPD und CDU skandalisiert: Die Antifa sei eine „linksextremistische Organisation“.

Die Folgen: Antifa-Fahne darf nicht mehr gezeigt werden

In den folgenden Tagen stellte die Band klar, dass die Flagge „für uns nicht für Gewalt, sondern für eine deutliche Positionierung gegen Diskriminierung“ stehe. „Bei der Veranstaltung ‘Ride Against Racism’ ging es um ein deutliches Statement gegen Rassismus und Intoleranz und für ein friedliches und gewaltfreies Miteinander“, erklärte der Vorstand von Push, der den Ride gemeinsam mit dem städtischen Kinder- und Jugendbüro ausgerichtet hatte. „Wir bedauern, dass die Veranstaltung im Nachhinein auf das Zeigen der Antifa-Flagge reduziert und mit falschen Unterstellungen verknüpft wird.“

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Die SPD-Fraktion setzte sich von der Anfrage ihres Fraktionsmitglieds ab. Der Ride sei „für uns ein positives Beispiel für die hervorragende Jugendarbeit, die in unserer Stadt geleistet wird.“ Bürgermeister Holger Menzel teilte in einem öffentlichen Protokoll seine Auffassung mit, dass „dieser Begriff (Antifaschismus, d.Red.) auch zweckentfremdet gegen den Staat gerichtet wird“. Nicht öffentlich erfuhr der Rat, dass den Mitarbeitern der Stadt beim Ride „keine Pflichtverletzung im engeren Sinne“ vorzuwerfen sei. Die Flagge dürfe aber in Zukunft nicht mehr gezeigt werden.

Die Spende: Push-Verein arbeitet im Namen der Stadt – und die will nicht

Dann war Ruhe bis zum 12. Januar, als Torsten Thomas und Joe Mertens von der VVN dem Kinder- und Jugendbüro die Spende für Push ankündigten und um eine Spendenquittung baten. Heike Kühn vom Kinder- und Jugendbüro musste „nach Rücksprache mit meinem Vorgesetzten“ mitteilen, dass der Verein die Spende nicht annehme. Die Erklärung, um die Thomas und Mertens am 23. Januar baten, kam wenige Tage später: Heike Kühn musste ein „Abhängigkeitsverhältnis“ des Vereins, der im Namen der Stadt Projekte für Kinder und Jugendliche umsetzt, von der Stadt einräumen. Die Vorsitzenden des Vereins bedauerten, dass sie „gezwungen“ seien, die Spende abzulehnen. „Die Vorsitzenden wissen Ihre Unterstützung (...) sehr zu schätzen. Das entgegengebrachte Vertrauen ist für den Push e.V. mehr wert als finanzielle Mittel.“

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Mit ihrer Erwiderung wandten sich Joe Mertens und Torsten Thomas auch direkt an Stadtrat Udo Hoffmann und Bürgermeister Holger Menzel und wiesen auf bisher „sehr wohl gelungene Zusammenarbeit“ hin: bei der Verlegung des Stolpersteins für den Sozialdemokraten Robert König in Müsen und bei dem Konzert mit Esther Bejarano, Ehrenvorsitzende des VVN und Auschwitz-Überlebende, das der Busch-Kreis veranstaltet hatte.

Die Reaktionen: Push-Verein hätte Spende aufgenommen

Das Basta übermittelte am Freitag, 14. Februar, Stadtrat Udo Hoffmann: „Der Push-Verein ist autonom in seinen Entscheidungen, welche Spenden und Unterstützungen er annimmt, solange er ohne die Stadt Hilchenbach agiert...“ Und das tut er nun einmal nicht, wie Vorstand Christian Dreher gegenüber dieser Zeitung einräumt: „Wir hätten die Spende auf jeden Fall angenommen.“

Joe Mertens staunt: In Siegen ist die VVN von der Stadt gerngesehener Partner, unter anderem auch beim jährlichen Geh-Denken zum Jahrestag der Zerstörung Siegens am 16. Dezember 1944.“ Und Hilchenbach? „Hanebüchen.“

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