Hilchenbach. „Starke Typen“ – so hieß das Projekt der Dirt-Biker – haben den Park im Griff. Aber nun sind wieder Wünsche offen.

„Starke Typen rocken den Park“. So hieß das Jugendprojekt, das ein Jahr lang die hauptamtliche Begleitung des Dirt-Bike-Parks am Mühlenweg ermöglichte. Seit Juni sind die „starken Typen“ auf sich gestellt. Ihr „Captain“, wie sie den Sozialpädagogen Sascha Rötz auch nennen, hat eine neue Aufgabe bekommen. „Schade“, sagt Fabian Zimmermann, „wir brauchen wieder eine Stelle.“

Starke Typen

Nicht, dass die Stadt nichts mehr für die bis zu 50 Dirtbiker übrig hätte, die hier Tag für Tag auf der großen oder der kleinen Line oder dem Pumptrack unterwegs sind und dazu auch aus Nachbarorten anreisen: Die Halfpipe – zehn Jahre alt wie die ganze Anlage – wird durch eine neue Line mit Bank, Quarter und Funbox ersetzt. Im Rahmen eines Workshops mit dem Hersteller der Geräte „baut ihr die gemeinsam auf“, kündigt Roman Mengel den Jugendlichen an, die sich zum Besuch des Sozialausschusses eingefunden haben, „wird sind froh, dass das klappt.“

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„Hier ist das echt richtig schön“, sagt Jonah Völkel, der den Kommunalpolitikern über dem Alltag im Park berichtet. Platz und Fahrgelegenheiten gibt es für Mädchen und Jungs, Kleine und Große, Bmx-Räder und Mountain-Bikes, Free-Bikes und Dirt-Bikes. „Jeder kann hier alles fahren, wenn er sich das zutraut.“ Im Materialcontainer sind Helme, Werkzeuge, Schutzkleidung und Leih-Bikes, die der Push-Verein besorgt hat, der den Platz mitbetreut. Aber auch Schaufeln, Sensen, die gespendete Rüttelplatte und weiteres Gerät, das die Dirtbiker für die Pflege der Anlage brauchen. Das auf den Erdhügeln immer nachwachsende Gras muss weg, nach jedem Regenguss muss gefegt werden, und gelegentlich wird auch mal dazugeschaufelt: „In den Pumptrack haben wir gerade noch eine Steilkurve reingebaut.“

Starke Geschichte

Der Dirt-Bike-Park ist ein Kind der Uzing-Crew, die sich als erste Nutzer-Generation dem Jugendkulturverein „Push“ angeschlossen hat. Viele der Dirtbiker von damals sind in alle Winde verstreut, dem Projekt aber immer noch verbunden, berichtet Jugendpfleger Roman Mengel.

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Zwei, nämlich Marvin Schmitt und Sebastian Ahlering, haben aus dem Hobby einen Beruf gemacht; sie bauen jetzt selbst solche Anlagen: „Die standen als Jugendliche auch mal vorm Rathaus und wollten biken.“ Auf Sozialpädagogisch liest sich die Erfolgsgeschichte so, wie sie die Sozialausschussmitglieder in ihrer Vorlage zu lesen bekamen: Im Starke-Typen-Projekt habe eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen selbst Verantwortung übernehmen können. „Dieses führte wiederum zu Erfolgserlebnissen und Stärkung der persönlichen und sozialen Kompetenzen.“

Drei Bands rocken den Park

„Ride Against Racism“ heißt das Event am heutigen Samstag, 28. September, 15 bis 22 Uhr im Dirt-Bike-Park im Hilchenbacher Mühlenweg. Es ist Teil der „Nacht der Jugendkultur NRW“.

Am Nachmittag werden Wettbewerbe für die Radfahrer durch einen DJ begleitet, abends spielen drei Bands – als Highlight die Formation „Kafvka“ aus Berlin.

Beteiligt sind auch die Jugendkunstschule, die Uzing-Crew des PUSH, „Kein Bock auf Nazis“ sowie „Schlau“.

Starke Botschaft

Auf einem Hügel ist ein Transparent ausgebreitet, „Push gegen Rassismus“ steht darauf. „Wir wollen nicht, dass hier Leute wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert werden“, erklären Jonah und Fabian. Diese „starken Typen“ sind bestimmt nicht die, vor denen andere gewarnt werden. Sascha Rötz, der im Dirt-Bike-Park vermisste „Captain“, berichtet später im Sozialausschuss über die Gruppe von jungen Leuten, die abzurutschen drohen oder schon abgerutscht sind: „Legalize Freundeskreis“ heißt sein neuer Auftrag. Als Streetworker wird er elf Monate lang Kontakt zu Jugendlichen suchen, die – so die Vorlage – „fragwürdige und risikohafte Lebensstile“ annehmen, und anderen Jugendlichen Angebote machen, dass sie gar nicht erst in Gefahr geraten, in rechte oder sonstige Szenen abzugleiten. Zusammen mit Behörden und pädagogischen Einrichtungen soll dafür ein „Gesamtkonzept präventive Jugendarbeit“ aufgestellt werden.

Sascha Rötz spricht nicht über Einzelheiten – das gebietet das zu den Jugendlichen aufgebaute Vertrauensverhältnis. Tomas Irle (CDU) wünscht sich aber trotzdem „zu kommunizieren, dass da was im Gang ist“. Damit, wie er sagt, „das Sicherheitsgefühl wiederkommt.“ Für solche Sorgen sieht der Sozialpädagoge („Ich lebe noch“) wenig Anlass und rät, „einfach mal auf die Jugendlichen zuzugehen“. Die jungen Leute auf der Gerichtswiese seien durchweg ansprechbar,. Wobei der Ton die Musik mache: „Wenn sie angebrüllt werden, brüllen sie zurück.“

Die Fahrradtruppe am Mühlenweg bekommt von diesen Erwägungen nichts mit. Die Jungs wissen nur, dass Sascha Rötz, wenn ihn der dienstliche Weg gelegentlich in den Park führt, den Schlüssel für den Materialcontainer dabei hat. Und wenn der verschlossen bleibt, können auch die stärksten Typen im Park nichts ausrichten. Der Sozialausschuss hat’s verstanden, versichert dessen Vorsitzende Susanne Kues-Gertz (Grüne). Ob da nichts zu machen sei, fragt Tomas Irle (CDU) im Ratssaal nach. „Wir suchen nach Möglichkeiten“, antwortet Stadtrat Udo Hoffmann. Für den Schlüssel. Nicht für einen neuen Captain.

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