Siegen. Bernd Schneider ging mit 13 Jahren zu seiner ersten Chorprobe als Sänger. Heute leitet er elf Chöre, davon einige im Siegerland.
Bernd Schneider strahlt, als er die Haustür öffnet. Der Besucher hört sofort, warum. Im Hintergrund läuft Musik des Ensembles von „Home free“. A-cappella-Klänge in unglaublicher Harmonie. „Die angesagteste Gruppe weltweit“, sagt er und freut sich, dass das Ensemble aus den USA im nächsten Jahr im Rahmen einer Welt-Tournee auch in Deutschland zu hören sein wird.
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Im medialen Rampenlicht stand Bernd Schneider auch selbst schon einmal. Als er es mit seinem Ensemble „Klangwerk“, dessen Gründer er war, immerhin schaffte, beim Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“ unter den 20 besten zu landen. Und er verschweigt auch nicht, dass dieser Chor inzwischen auseinandergebrochen ist. „Das tat damals richtig weh“, sagt er. „Ich habe aber die vernünftigen Schlüsse daraus gezogen.“ Ein Teil der Sängerinnen und Sänger ging mit Bernd Schneider und daraus entstand der Chor Gemischte Stimmen „KlangwerK“.
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In Erndtebrück zur ersten Probe
Den Weg zum Beruf des Chorleiters fand Bernd Schneider auf Umwegen. Zwar sangen beide Eltern leidenschaftlich gerne im Kirchenchor und auch mit den Kindern bei den Sonntagsausflügen vom Wohnort Erndtebrück zu den Großeltern nach Birken, doch es kostete den Jungen schon einige Überwindung, als er mit 13 Jahren erstmals zu einer Probe mitging.
„Das galt unter meinen Mitschülern als uncool, aber Musik hat mich immer angezogen. Und auch mein Selbstbewusstsein gestärkt, denn ich war sowohl in der Klasse als auch im Chor der Jüngste.“ Auch beruflich, denn Bernd Schneider erlernte nach seiner Schulzeit den Beruf des Steinmetzes und war mit seinen 17 Jahren nach der Gesellenprüfung einer der Jüngsten seiner Zunft in der Handwerkskammer Arnsberg.
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Umzug nach Birken brachte Auftrieb
Die Familie Schneider zog 1978 nach Birken, Heimat der Mutter. Und Bernd zog es in den dortigen Männerchor. Gleich bei der ersten Probe staunte er nicht schlecht: „Alle meine Altersgenossen saßen auch da.“ Etwa Matthias Merzhäuser, der damals ein Chorleiter-Studium im Sängerbund Rheinland-Pfalz absolvierte und den Kirchenchor Niederschelderhütte leitete. Bernd Schneider sang fortan auch dort mit und wurde schnell Vizechorleiter: „Ich habe mir bei Matthias Merzhäuser vieles abgeschaut.“ Und es kam noch besser, als Merzhäuser anrief und sagte: „Ich habe einen Chor für dich.“
Jubiläumskonzert
Im Jahr 2020 kann Bernd Schneider auf 30 Jahre Chorleitertätigkeit zurückblicken. Gefeiert wird mit einem großen Jubiläumskonzert mit allen seinen Chören.
Aktuell leitet Bernd Schneider elf Chöre, einige davon im benachbarten Sauerland. Siegerländer Chöre unter der Leitung von Bernd Schneider: Gemischte Stimmen „KlangwerK“, „high5ive“, Intermezzo Langenau, Männerchor Netpher Stimmen.
Prüfungen mit Bravour bestanden
Es war der „Volksliederkreis Rinsdorf“, der sich damals noch von Instrumenten begleiten ließ. Bernd Schneiders erste Änderung war, auf Akkordeon, Zither und Gitarre zu verzichten und nur A-cappella zu singen. Sicherlich gewagt, doch nach einem Probedirigat bekam er in Rinsdorf seine erste Stelle als verantwortlicher Chorleiter. Das war 1990. „Wenn ich jetzt eine richtige Chorleiterstelle habe, will ich diesen Titel durch eine schulische Ausbildung auch Schwarz auf weiß haben“, sagte sich Bernd Schneider und begann ein Chorleiter-Studium im Sängerbund Rheinland-Pfalz. Dreieinhalb Jahre lang fuhr er zusammen mit Tobias Hellmann, den er im Männerchor Birken kennengelernt hatte, jeden Samstag von 9 bis 18 Uhr nach Vallendar. Beide bestanden ihre Prüfungen mit Bravour.
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Offenheit und Gemeinschaft
Schneiders Prinzip bei Proben: „Ich lasse die Chöre in erster Linie singen, und gehe erst dann auf die Probleme ein. Das ständige Stoppen ist für die Sänger nicht befriedigend.“ Dabei setzt er das Klavier eher zurückhaltend ein. Stattdessen singt er den einzelnen Stimmen ihre Melodie vor, muss also auf jede Stimme perfekt vorbereitet sein. „Das macht die Intonation der Chöre stabiler, weil sie nicht vom Klavier geführt werden müssen.“ Die Erfolge seiner Chöre geben ihm Recht, denn sie können sich mit zahllosen Meister- und Leistungschortiteln schmücken.
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Stilistisch festlegen lässt sich Bernd Schneider nicht: „Ich habe eine Vorliebe für die Klänge der Renaissance, gehe aber an keiner guten Musik vorbei. Chöre, die unter meiner Leitung singen, können alle ihre musikalischen Schubladen öffnen.“ Und noch etwas ist ihm wichtig: „Meine Chöre sollen sich auch untereinander kennen. Daher machen wir jedes Jahr ein Sommerfest, zu dem alle meine Sängerinnen und Sänger eingeladen sind.“
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