Siegerland. Marina Müller ist in einer Sängerfamilie aufgewachsen und leitet mit 26 Jahren vier Chöre – und das neben ihrer Ausbildung zur Lehrerin.

Marina Müllers bisheriges Leben konnte gar nicht anders verlaufen, und mit dem Opa fing alles an. Früher spielte er Akkordeon und war Mitglied einer dreiköpfigen Combo, die sich „Tornados“ nannten und bei Festen und Tanzveranstaltungen auftraten. Seine lebenslange Liebe aber gilt dem Gesang. Auch mit über 80 ist er immer noch aktives Mitglied im MGV „Harmonie“ Setzen. Und diese Leidenschaft setzt sich in der nächsten Generation dieser Sängerfamilie fort.

Mama Birgit und Cousine Sina sind ebenso begeisterte Sängerinnen in verschiedenen regionalen Chören. Und Vater Rainer und Marina Müllers Onkel Jürgen haben als Bässe von „Biggesang“, dem Sieger beim Wettbewerb „Der beste Chor im Westen“, auch mediale Triumphe gefeiert. So war Marina Müller auch früh bei Konzerten und Chorwettbewerben dabei, manchmal in einem Buch blätternd, wenn ihr die Zeit dann doch zu lang wurde.

Stimmbildnerin in Vokalklassen

Schon im Kindesalter lernte Marina Müller Klavierspielen, als Teenager kam Gitarre hinzu. Mit 13 Jahren trat sie in den gemischten Chor „Total Vokal“ ein, der seinen Ursprung in Setzen hatte. Dort sang sie gemeinsam mit ihren Eltern unter dem damaligen Chorleiter Bernd Schneider und nahm dadurch auch am Chorwettbewerb „Sing & Swing“ teil. Später kamen „Akzente“, „Sono Vocale“ und auch „Biggesang“ hinzu.

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Marina Müller sieht in dessen Chorleiter Volker Arns ihren wichtigsten Wegbereiter und Berater auf ihrem eigenen Weg, Chöre zu leiten. Dazu gehört auch, dass Arns sie im Rahmen ihres Studiums als Stimmbildnerin in die Vokalklassen seiner Clara-Schumann-Gesamtschule holte. Da hatte sie schon die D-Stufe der Chorleiter-Kurse des Chorverbands NRW in der Tasche. Die C-Kurse kamen hinzu, und mit 21 Jahren durfte sie sich nach bestandenem C3-Kurs in der Landesmusikakademie Heek mit dem Titel Chorleiterin schmücken.

Eltern respektieren sie als Chefin

Marina Müllers erster Chor war „Mango“ aus Niederndorf, der sich später in „Intakt“ umbenannte. „Ich war als Chorleiterin deutlich die Jüngste“, sagt sie, zumal ihre Eltern auch zu den Sängern gehörten. „ Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack. Ich finde es total schön, dass meine Eltern dabei sind und mich als ihre musikalische Chefin respektieren.“

Inzwischen leitet Marina Müller vier Chöre: „femmes vokales“ aus Eichen, musikalische Frauen, mit denen sie Rock und Pop singt, manchmal auch mit Klavierbegleitung. Mit „Via Nova“, einem gemischten Chor aus Rudersdorf mit vorwiegend klassischem Programm hat sie im November 2019 bei der Nacht der Musik in Siegen teilgenommen. Am häufigsten tritt sie mit „Voicebox“ auf und hat mit diesem Ensemble („Wir lieben Jazz und Pop, können aber auch Klassik“) beim Wettbewerb in der Sängerhochburg Bernbach das Golddiplom ersungen. „Klangwerk“ hat sie erst vor einem halben Jahr übernommen. „Da sind wir noch in der Findungsphase.“

Für alle gilt: „Ich versuche, viel zu fordern und an die Leistungsgrenze zu gehen und so bei jedem Chor ein Maximum an Qualität herauszuholen. Alle sollen merken, dass es eine Veränderung in Sachen Klang und Rhythmik gibt.“ Und da lässt die junge Chorleiterin keine Halbheiten zu: „Ich bin bekannt dafür, dass ich bei Proben immer wieder unterbreche und Einzelteile übe.“

Nach Examen ins Referendariat

Ihre Lehrer-Ausbildung mit den Fächern Englisch, Sport und Musik befindet sich Marina Müller auf der Schlussgeraden. Dabei hat sie ein dreimonatiger USA-Aufenthalt im Rahmen des Englisch-Studiums besonders beeindruckt: „Ich bekam einen Job als Voice-Instructor in einem Sommercamp für Kinder, mit denen ich in Holzhütten gelebt habe. Auf dem Stundenplan standen neben Singen auch Tanzen, Malen, Video drehen.“

Sich weiterzubilden, Neues zu erfahren ist für Marina Müller elementar. Etwa das in vielen A-cappella- Ensembles angesagte Beat-Boxing: „Das kann ich noch nicht. Zur Zeit mache ich einen Lehrgang, in dem das ein Teilbereich ist.“ Den Chorleiter-B-Schein für Pop und Jazz hat sie kürzlich in Wolfenbüttel erworben – übrigens gemeinsam mit der ebenfalls in dieser Serie portraitierten Christina Schmitt.

Marina Müllers nächstes Ziel ist das Examen an der Uni Siegen und das sich anschließende Referendariat. Wie es danach weitergeht? Schule oder Musik, oder auch beides? Da ist sie offen. „Mein Herzblut gilt der Musik und meiner Leidenschaft, Chöre zu leiten“, sagt sie.

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