Gernsdorf. Dominik Schönauer aus Windeck leitet acht Chöre, auch welche aus dem Siegerland. Der 30-Jährige bringt dabei viel Bewegung in seine Ensembles.

Mittwoch, 18.15 Uhr. Langsam rollen einige Autos auf den Parkplatz des Dorfgemeinschaftshauses, darunter eines mit SU-Kennzeichen. Es gehört dem in Windeck bei Siegburg lebenden Dominik Schönauer, der um 18.30 Uhr die Chorprobe leiten wird. Beim MGV Westfalia Gernsdorf, einem 1879 gegründeten Männergesangsverein mit großer Tradition.

Dominik Schönauer ist mit seinen 30 Jahren genau 110 Jahre jünger als sein Chor, den er seit zwei Jahren leitet, und gehört zu den ganz jungen Chorleitern der Region. Die Leidenschaft für Musik wurde ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater Hubertus war renommierter Chorleiter und ist es heute noch. So war es fast logisch, dass Dominik mit sieben Jahren in den Kinderchor seines Heimatorts Ottfingen ging und auch das Klavierspielen lernte. So gut, dass er beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ erfolgreich teilnahm.

Studium der Musik an der Universität Siegen

Mit neun Jahren sang er im örtlichen Kirchenchor, einem reinen Männerensemble, das sein Vater leitete. „Ich musste mit meiner Knabenstimme Tenor singen, und es hat geklappt“, erinnert er sich. Auch war er einige Jahre als Klarinettist im Musikverein Ottfingen aktiv. 2006 wurde er Sänger bei den Möllmicker Chören „Einigkeit“ unter der Leitung von Theo Arns. „Das war die entscheidende Station in meinem musikalischen Werdegang.“ Dominik Schönauer sieht auch heute noch in Theo Arns sein Vorbild und Wegbereiter.

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Beim damaligen Siegerländer Kreischorleiter Gerhard Schneider machte er den Dirigenten D-Kurs und bestand im münsterländischen Heek auch die Prüfung für den C-Schein. Alles zu einer Zeit, als er noch Schüler war. Nach dem Abitur studierte Dominik Schönauer an der Uni Siegen Musik mit dem Hauptfach Gesang.

Erfolgreich bei Wettbewerben

Sein ursprüngliches Ziel, in den Schuldienst zu gehen, gab er nach einem halben Jahr Schulpraxis wieder auf. „Das ist nicht das Richtige für mich“, erkannte er, und setzte voll auf den Dirigentenberuf. Anfang 2010 übernahm er die Chorleitung des MGV Junkernhöh, anschließend den gemischten Chor Altenkleusheim und „Fun & Joy“ Ostentrop. Inzwischen leitet Dominik Schönauer acht Chöre, davon einige im Siegerland.

An die langen Fahrten zu den Proben hat sich der Neu-Windecker („Dorthin hat mich die Liebe verschlagen“) längst gewöhnt, zumal er den Weg zur Mittwochsprobe in Gernsdorf mit dem anschließenden Termin beim neu formierten Wilnsdorfer Chor „Cantiamo“ verbinden kann.

Mit 30 Jahren schon Chorleiter: Dominik Schönauer.
Mit 30 Jahren schon Chorleiter: Dominik Schönauer. © Wolfgang Leipold

Chor-Wettbewerbe das Salz in der Suppe

So wichtig Proben sind, sowohl zur Steigerung der Chorqualität als auch für den menschlichen Zusammenhalt, das Salz in der Chorsuppe sind Konzerte und Wettbewerbe. So ist er stolz darauf, mit seinen Chören schon etliche Meisterchor-Titel erreicht zu haben. Nach besonderen Auftritten gefragt, muss Dominik Schönauer nicht lange nachdenken: Zwei Konzerte in der Balver Höhle mit ihrer einzigartigen Akustik, gemeinsam mit anderen Ensembles, vor mehr als 1000 Zuhörern und mit anschließender rauschender Party aller Beteiligten.

Auch ein gemeinsames Konzert seines MGV Werthenbach und der Limburger Domsingknaben in der großen Irmgarteichener Kirche war einer der bisherigen Höhepunkte des jungen Chorleiters.

Siegerland ist Sängerland

Das Siegerland ist Sängerland: Südwestfalen ist mit guten Chören gesegnet. Nicht von ungefähr kamen die beiden Gewinner-Ensembles beim Wettbewerb des WDR „Der beste Chor im Westen“ aus unserer Region. Unsere Serie blickt hinter die Kulissen der Chöre und porträtiert eine Auswahl von Chorleitern.

Neues wagen, Bewährtes fortsetzen

Das motiviert ihn zu weiteren Projekten. Denn nicht allen Chören geht es gut, die Zahl der Aktiven ist rückläufig, vor allem traditionsreiche Männerchöre geben auf. Als Beispiel nennt er einen Chor aus seiner Heimat: Der Olper MGV Cäcilia mit mehr als 50 Männerstimmen erreichte 2006 und 2009 den Titel des Meisterchores. Fünf Jahre später war die Hälfte der Sänger weg: „Der Chor machte noch zwei Jahre weiter und hat sich dann aufgelöst.“

Dominik Schönauers Rezept: Pfiffige Arrangements, etwa von Maybebop-Kopf Oliver Gies, daneben auch Spirituals, Gospels und andere moderne Literatur einzuüben, dabei aber klassische Volkslieder nicht zu vergessen: „Die Mischung macht’s“. Auch Fusionen von Chören seien ein mögliches Mittel, wobei die Chemie zwischen den Sängern stimmen müsste: „Viele Vereine erkennen jedoch die Zeichen der Zeit nicht. Wenn Chöre schon auf der Felge fahren, ist es zu spät.“

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