Gernsdorf. Schon früh wusste Christina Schmitt, dass sie Chöre leiten möchte. Heute ist sie Chorleiterin, Sängerin und Pädagogin in einem.

Auf das Klingeln an der Haustür in der Gernsdorfer Eibachstraße ertönt aufgeregtes Bellen. Aria heißt die freundliche Hündin. Eigentlich naheliegend, denn in Frauchens Beruf geht es um die Stimme – und dazu gehören auch Arien.„Ich komme aus einer Familie, in der viel gesungen wurde“, erzählt Christina Schmitt. „Zum Abendritual gehörten Lieder, zu denen mein Vater Gitarre spielte, und bei Autofahrten wurde im Kanon gesungen.“ Mit 14 ging sie zum Kammerchor Weidenau, der damals von Franz-Josef Breuer geleitet wurde. „Ein unglaublich toller Chorleiter, auch von den Konzertprogrammen her. Man wusste immer, was er will.“

Die Musik zum Beruf gemacht

Später sang Christina Schmitt auch in der Cappella Cantabilis, dem Auswahlchor von Ute Debus, der vor allem durch anspruchsvolle Werke auf sich aufmerksam macht. Schon früh aber wusste sie, dass sie auch Chöre leiten wollte. Der erste Schritt dazu war die C-Ausbildung, die dann der Anfang war, die Musik zum Beruf zu machen. Denn Christina Schmitt arbeitete nach dem Studium der Sozialarbeit viele Jahre beim Kreisjugendamt und hatte dort einen unbefristeten Vertrag. Mit Ende 20 sei es zu spät für das Gesangspädagogik-Studium, meinte sie.

Also belegte sie berufsbegleitend Seminare beim privaten „Lichtenberger Institut für angewandte Stimmphysiologie“ im südhessischen Fischbachtal. „Da wusste ich sofort: Hier bin ich richtig“, sagt sie, und hatte nach der dreijährigen Ausbildung auch schon ihre ersten eigenen Schüler. Da die Zahl immer mehr wuchs, konnte sie beim Kreis Siegen auf halbe Stelle gehen: „Die öffentliche Verwaltung ist ein toller Arbeitgeber. Da bin ich sehr dankbar.“ Und nach einem Masterstudium in Erwachsenenbildung setzt Christina Schmitt beruflich ganz auf die Musik.

Siegerland ist Sängerland

Das Siegerland ist Sängerland: Südwestfalen ist mit guten Chören gesegnet. Nicht von ungefähr kamen die beiden Gewinner-Ensembles beim Wettbewerb des WDR „Der beste Chor im Westen“ aus unserer Region. Unsere neue Serie blickt hinter die Kulissen der Chöre und portraitiert eine Auswahl von Chorleitern

Stimmtraining für Menschen mit Sprechberufen

Ihre Schüler sind vorwiegend Frauen von Anfang 20 bis Ende 60. „Meine erste Schülerin habe ich heute noch“, freut sich Christina Schmitt. Mal kommen Chorsänger, die besser werden wollen. Andere sagen: „Wir können überhaupt nicht singen, wollen es aber lernen.“ Bandsänger wiederum wollen erfahren, was bei ihnen gesanglich geht und was nicht.

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Ihr Behaglichkeit ausstrahlendes Studio – mittendrin hängt eine Schaukel – ist ein vertraulicher Bereich, in dem sich ihre Schüler auch ausprobieren können. Ihr Credo: „Beim Singen geht es um Wahrnehmung. Ein Sänger soll nicht imitieren, er soll seine eigene Stimme präsentieren.“ Zudem bietet sie Stimmtraining für Menschen an, die in Sprechberufen arbeiten.

Christina Schmitt ist Leiterin von mehreren Chören

Ihren ersten Chor übernahm Christina Schmitt vor über 20 Jahren. Ihr aktuellster ist SingAlong, ein 50-köpfiger Popchor aus Siegen-Achenbach. Da hatte Christina Schmitt an der Bundesakademie Wolfenbüttel ein Seminar über „Jazz- und Pop-Chorleitung“ erfolgreich abgeschlossen. Vocapella ist ihr kleinstes Ensemble: Zwölf Frauen, die von Pop bis Klassik große musikalische Bögen schlagen und schon seit einigen Jahren ihr Publikum begeistern, etwa im Siegener Lyz. Von diesen Sängerinnen verlangt Christina Schmitt viel: Da sie nur einmal im Monat zusammenkommen, müssen alle gut vorbereitet sein.

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Zwei ihrer Chöre hat sie fast vor der Haustür: Den Frauenchor Tonzauber Gernsdorf, mit dem sie auch innovative Konzertformate umsetzt, wie ein Konzert auf der Baustelle, als die Ortsdurchfahrt ein Jahr lang gesperrt war. Den gemischten Kirchenchor Vivace leitet Christina Schmitt schon fast 20 Jahre. Mit diesem Ensemble singt sie ausschließlich moderne, anspruchsvolle Literatur von Komponisten der Gegenwart.

Christina Schmitt die Altistin

Christina Schmitt ist Altistin. Sie singt als Solistin Parts aus Messen und Oratorien. „Da bin ich meinen Wurzeln treu. Pergolesis Stabat Mater und das Mozart-Requiem sind traumhaft schöne Musik.“ Und dafür nimmt sie, die als Stimmbildnerin bei den Kantoreien Dillenburg und Siegen tätig ist, bei renommierten Gesangslehrerinnen auch selbst Unterricht: „So bekomme ich neue musikalische Impulse. Ich will ja nicht stehen bleiben.“

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