Siegen-Wittgenstein. 5-Millionen-Projekt: In Deuz, Allenbach und Bad Laasphe sind die Planungen weit fortgeschritten. Ende 2021 könnte erste Rettungswache fertig sein
Drei Rettungswachen sollen im Kreisgebiet neu gebaut werden: In Deuz, Allenbach und Bad Laasphe. Insgesamt 5 Millionen sind dafür an Investitionen nötig, die der Kreistag im Haushalt bereitstellen soll. Planung und Vorbereitung sind in Deuz am weitesten fortgeschritten, so dass Ende 2021 die neue Rettungswache in Betrieb gehen könnte.
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Der Rettungsdienstbedarfsplan: Sechs neue Wachen im Kreisgebiet
Beschlossen hat der Kreistag Ende März (wir berichteten), dass sechs neue Rettungswachen errichtet werden sollen: Kreuztal-Mitte, Hilchenbach-Allenbach, Netphen-Deuz, Bad Laasphe, Bad Berleburg und Freudenberg-Wilhelmshöhe.
Außerdem sollen die Wachen Wahlbach und Wilnsdorf umgebaut und erweitert, Ferndorf neuer Standort für Krankentransportfahrzeuge werden. Die bisherigen Rettungswachen in Netphen, Laasphe, Berleburg und Freudenberg sollen aufgegeben werden.
Die einzelnen Schritte: Von der Musterwache zur Ausschreibung
Bislang wurde zusammen mit allen relevanten Akteuren eine Muster-Wache geplant, die Zustimmung der Kostenträger eingeholt und geeignete Baugrundstücke ausgewählt. Dabei spielen auch Räumlichkeiten für Notärzte und Schulungsräume für die neue Ausbildung zum Notfallsanitäter eine Rolle, so Thomas Tremmel, Amtsleiter für das Rettungswesen, im Kreisgesundheitsausschuss.
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Auch erste Verhandlungen zum Grunderwerb sind geführt. Daraufhin wurden auch bereits Fachgutachten (Baugrund, Altlasten, Verkehr, Lärm) erstellt; ebenso Kostenschätzungen für die jeweiligen Grundstücke.
Das Immobilienamt der Kreisverwaltung geht davon aus, dass die Neubauten in Deuz, Allenbach und Laasphe im Eigenbau durchgeführt werden können – einigermaßen zeitgleich. Wegen begrenzter Arbeitskapazitäten will der Kreis darauf verzichten, die übrigen drei Neubauten selbst zu erstellen, weil sonst erhebliche Verzögerungen befürchtet werden. Für Kreuztal, Wilhelmshöhe und Berleburg könnten Investoren gesucht werden – abhängig vom Fortschritt der jeweiligen Standorte.
Bauzeit: gut ein Jahr, Fertigstellung Ende 2021
Der Zeitplan für Deuz sieht vor, dass die Baugenehmigung für die neue Wache Kälberhof im ersten Quartal 2020 erteilt wird und die Fachplanungen beauftragt werden können. Bis zum Sommer sollen Ausführungsplanung stehen und die Aufträge an die Gewerke ausgeschrieben werden. Nach dem Baubeginn im dritten Quartal 2020 wird mit einer Bauzeit von gut einem Jahr gerechnet. Kosten: 1,6 Millionen Euro.
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Für Allenbach und Laasphe, wo die Planungen ebenfalls weit fortgeschritten sind, ist der Grunderwerb jeweils noch nicht abgeschlossen, das soll aber Anfang 2020 erfolgen. Der weitere Zeitablauf entspricht dem für Deuz. Für Allenbach wird mit gut 1,7 Millionen Euro an Kosten gerechnet, für Laasphe knapp 1,8 Millionen.
Die weiteren Neuerungen: Es geht um Sekunden – Digitalisierung hilft
Sieben Rettungsfahrzeuge (RTW) sind aktuell zur Anschaffung ausgeschrieben, berichtet Tremmel. Neu ist neben einer elektrohydraulischen Fahrtrage, die die Arbeit der Besatzung erleichtern soll, eine Aufrüstung der Navigationsgeräte: Die Leitstelle übermittelt den Systemen automatisch den Einsatzort, um wertvolle Sekunden zu sparen. Ein Test bei der Feuerwehr Siegen sei erfolgreich verlaufen.
Kooperationsprojekt mit der Feuerwehr Burbach
Zusammen mit der Feuerwehr Burbach hat der Rettungsdienst ein „Buntes Projekt“ initiiert: Jedes Feuerwehrfahrzeug ist dort mit einem automatischen externen Defibrillator ausgestattet. Eingebunden sind auch die ortsansässigen DRK-Mitglieder, die im Einsatzfall ebenfalls zum nächsten Feuerwehrgerätehaus gerufen werden und zum Einsatz mitfahren – denn im Ernstfall sei die Feuerwehr meist ein paar – oft entscheidend wichtige – Minuten schneller vor Ort.
Auf diese Weise, so Thomas Tremmel, soll das „therapiefreie Intervall“ überbrückt werden, in dem eine Person noch keine medizinische Hilfe bekommt. Erst kürzlich konnte dank des Systems einer Person mit plötzlichem Herzstillstand das Leben gerettet werden.
Außerdem ist die Anschaffung von fünf RTW mit Allradantrieb, um auch in entlegeneren Gebieten oder bei Frost zuverlässig die Einsatzorte erreichen zu können.
Funktechnik, automatische Navigationsgeräte und Defibrillatoren
Die neue Multi-Master-Technologie spart ebenfalls Zeit. Im Fall einer Alarmierung war es bislang so, dass das Signal von Sendemast zu Sendemast weitergeleitet wurde, was bis zu 37 Sekunden dauern konnte, bis die Nachricht bei den Einsatzkräften ankam. Nun wird das Signal gleichzeitig an alle Sendemasten geschickt, was maximal sieben Sekunden dauert.
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Dank der Umrüstung auf den sogenannten Digitalfunkstecker können nun Gruppen gebildet werden: Bislang, so Tremmel, sei die Funkkommunikation beispielsweise von Hubschrauber und RTW, die am selben Einsatz beteiligt sind, über die Leitstelle abgewickelt worden. Nun können zusammengeschaltete Gruppen direkt miteinander funken.
Der Rettungsdienst erprobt zudem zwei Telenotarztsysteme und beteiligt sich am Forschungsvorhaben KIRETT, bei dem es darum geht, große Datenmengen zu bündeln, um die Arbeit der Rettungskräfte zu beschleunigen. Neben der Handyortung von Notrufern (wir berichteten) sollen auch automatische Defibrillatoren in das System der Kreisleitstelle eingespeist werden: „Unser Disponent sieht, wo der nächste Defi hängt und kann einen Notrufer dort hinschicken“, erläutert Tremmel.
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