Siegen. Laut Verkehrsgutachten würde ein Timberjacks-Restaurant in der Numbach funktionieren. Die Anwohnerproteste reißen dennoch nicht ab.

Die geplante Ansiedlung eines Timberjacks-Restaurants an der alten Freudenberger Straße stößt bei Bewohnern des umliegenden Quartiers nach wie vor auf Protest. Eine „Bürgerinitiative für die Erhaltung des Naherholungsgebietes Numbach“ fordert in einer Mitteilung „den Rat der Stadt Siegen auf, den Verkauf der Grundstücke an die Firma Timberjacks GmbH, Göttingen zu unterlassen“.

Sachstand

Dem Verkauf steht aufgrund eines Ratsbeschlusses aus dem November 2018 eigentlich nichts im Wege, nachdem der Investor das geforderte Erschließungskonzept vorgelegt hat. Demnach würde das neue Restaurant nach einigen Ausbaumaßnahmen der Zuwegung keine Verkehrsprobleme in diesem Bereich verursachen. Die Kosten trägt das Göttinger Unternehmen.

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Entscheidungen

„Die Zeit drängt“, schreibt die Bürgerinitiative (BI). Der Verkehrsausschuss hat am 3. September über die Umsetzung des Erschließungskonzepts zu entscheiden, am 27. August ist es Thema im Bezirksausschuss. Ungeachtet dessen hat der zugrundeliegende Ratsbeschluss Bestand.

Kritik der Gegner

Unterschriften sammeln

Die Bürgerinitiative kündigt für die Sitzung des Bezirksausschusses West am 27. August die Übergabe weiterer Unterschriften gegen die Timberjacks-Ansiedlung an. Schon zuvor hatten die Projektgegner mehrfach Unterschriftenlisten eingereicht.

Die Bürgerinitiative sammelt weiter – unter anderem online auf openpetition.de/!numbach

Laut Vorlage wird die Erschließung funktionieren. „Doch wir Bürgerinnen und Bürger haben unsere Zweifel daran – und weiterhin an dem Konzept als solchem“, so die BI. Die Klimaschutzambitionen der Stadt Siegen stünden „im klaren Gegensatz zu der geplanten Niederlassung einer speziell auf Fleischgerichte spezialisierten Gastronomiekette“, heißt es weiter. Timberjacks hat laut Homepage bisher jeweils ein Restaurant in Göttingen und Kassel. Der Standort Siegen sei in Arbeit, Filialen in Köln, Marl und Düren seien in Planung. „Es ist wissenschaftlich bewiesen und medial auch ausreichend kommuniziert, dass die Menschheit ihren Fleischkonsum stark einschränken muss, wenn sie die drohende Klimakatastrophe noch abwenden will“, betont die BI. Sie führt darüber hinaus als Argumente an:

Das Areal: Es handele sich bei dem Gelände „um eins der letzten Grundstücke in Tallage im Besitz der Stadt Siegen“. Ein solches durch einen „Verkauf endgültig aus der Hand zu geben ist anachronistisch“.

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Bürgerbeteiligung: „Vor dem (Aus-)Verkauf einer solch wertvollen Ressource hätten die Wünsche der Bürgerschaft erfragt und berücksichtigt werden müssen“, finden die Gegnerinnen und Gegner. Mit Verweis auf „weit über 60 Kommentare (innerhalb weniger Tage) allein in der Onlinepetition“ schließen sie, „dass niemand an dieser Stelle eine solche Gastronomie wünscht“.

Verkehrsaufkommen: Die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten weitere Belastungen. „Die Verkehrssituation der stark frequentierten Ausfallstraße an diesem Nadelöhr Richtung Freudenberg ist ein weiterer, gewichtiger Grund, um das Vorhaben zu stoppen“, schreibt die BI. Die Anwohner würden ohnehin darunter leiden, „insbesondere unter der damit verbundenen Lärmbelästigung und den Stickoxid- und Feinstaubemissionen“. Dies würde durch den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr „in einer unzumutbaren Weise noch verstärkt“.

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Gefährdungen: Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen „impliziert auch immer eine höhere Gefährdung“ für Fußgänger und Fahrradfahrer. Eine Verlegung des Radwegs in den angrenzenden Wald bringe „gerade abends und in der dunklen Jahreszeit Verunsicherung mit sich“. Laut Erschließungskonzept soll im betreffenden Straßenabschnitt übrigens ein 1,5 Meter breiter Gehweg angelegt werden.

Stadtmarketing : „Handelsketten und Systemgastronomien machen keine Stadt attraktiver – im Gegenteil“, schätzt die Bürgerinitiative. Der Einzelhandel in der Innenstadt werde „nicht von den Timberjacks-Gästen profitieren“.

Natur- und Umweltschutz: „Die grüne Lunge Alchetal ist für das städtische Klima wichtig“, ist den Ausführungen weiter zu entnehmen. Außerdem sollen für Timberjacks „vier Bäume gefällt werden, wovon zwei unter die Baumschutzsatzung fallen“. Laut Verwaltungsvorlage ist dafür im Gegenzug die Anpflanzung von 29 Bäumen vorgesehen.

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