Siegen. . „Timberjacks“ stößt nicht nur im Seniorenbeirat auf Widerspruch. Sorge macht die Verkehrsanbindung.
„The Last Chance for Romance“ — in der Numbach. Der Plan der Stadt, das Gelände des ehemaligen Belgierbads für ein Restaurant im US-amerikanischen Blockhausstil zur Verfügung zu stellen, wird seit Monaten in nicht öffentlichen Sitzungen der politischen Gremien verhandelt. Am Donnerstag gab es jetzt die erste öffentliche Beratung — auf Antrag der Grünen im Bezirksausschuss Mitte.
Was haben die Kommunalpolitiker erfahren?
Das Restaurant kommt nicht allein, dazu gesellen sollen sich bis zu sechs Übernachtungschalets. Erschlossen wird es über die Freudenberger Straße und die Alche-Brücke, die bei der Errichtung des Café del Sol neu gebaut wurde. 60 Parkplätze sind vorgesehen vier Elektro-Ladesäulen, zwei bis drei Wohnmobilstellplätze.
Gescheiterte Projekte: Soccer und Klettern
Das rund 6600 Quadratmeter große Grundstück in der Numbach ist in den letzten Jahren vor allem für Freizeitanlagen wie Kletter- oder Soccerhalle im Gespräch gewesen, aber auch für das Café Basico, das jetzt im Kreuztaler Lolschuppen angekommen ist.
„Timberjacks“ gibt es seit 2016 in Deutschland, in Göttingen, dort an einer Ausfallstraße in Nachbarschaft von Café del Sol und Kentucky Fried Chicken. Siegen wäre der erste Standort der Kette in NRW, angepeilter Eröffnungstermin ist der Winter 2019. Investiert wird eine siebenstellige Summe.
Und was sagen sie dazu?
Bezirksausschussvorsitzender Günther Langer (UWG) ist verärgert. Zum einen über die „Heimlichtuerei“ — „die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, Informationen zu bekommen“. Zum anderen über den Bruch mit politischen Vorgaben: 400 Wohnungen für ältere Menschen fehlten – „die Senioren schieben wir auf die Berge ab.“ Helmut Plate, Vertreter des Seniorenbeirats, wird noch deutlicher: Die Stadt vergebe ein „letztes großes Filetstück“. Und Timberjacks? „Nicht in Siegen, nicht an diesem Platz.“ Reinhard Hillnhütter (Grüne) mochte auch die Erwartungen an die erwarteten zusätzlichen Siegen-Besucher nicht teilen: „Die beleben die Innenstadt genauso wenig wie die Kunden von Ikea.“ Bereits fünf Systemgastronomen hätten mindestens ebenso viele lokale Anbieter in die Knie gezwungen. Außerdem, so Silke Schneider (Linke) sei das „nichts, wo der kleine Mann hingehen kann. Wer zahlt schon 80 Euro für ein Steak?“
Wie wird die Verkehrssituation eingeschätzt?
„Eine einzige Katastrophe“ sieht Angela Jung (Grüne) heraufziehen. Schon jetzt gebe es Konflikte mit dem Besucherandrang beim Café del Sol und dem an der Alche entlangführenden Fuß- und Radweg, der hinter dem Del-Sol-Parkplatz bis zum ehemaligen Belgierbad von jetzt 2,80 Metern Breite auf sechs Meter Breite „ertüchtigt“ wird, wie Anke Schreiber, Leiterin der Abteilung Straßen und Verkehr, erklärte. Das habe der Rat im übrigen schon 2011 beschlossen, als dort noch ein anderes Projekt geplant wurde. Eine Teilstrecke sei auch bereits ausgebaut. Der Fuß- und Radweg werde dann dran glauben, fürchtete Helmut Plate: „Eine Frau allein zu Fuß im Winter nachts durch den Wald schicken — schlagt euch das aus dem Kopf.“
Niemand stimmt für Timberjacks?
Doch, drei Gegenstimmen gibt es gegen den Antrag der Grünen, den Grundstücksverkauf von einem Verkehrskonzept abhängig zu machen. Christian Doppler (CDU): „Ikea und die City-Galerie wollte man auch erst kaputt reden.“