Siegen-Wittgenstein. . Beide Kreissynoden befürworten eine Machbarkeitsstudie: Nun werden Möglichkeiten und Ausgestaltung eines Zusammenschlusses geprüft.

Der zweitgrößte und der kleinste Kirchenkreis in der Westfälischen Landeskirche, Siegen und Wittgenstein, haben die erste Weiche für eine mögliche Fusion gestellt: Beide Kreissynoden stimmten am Mittwoch, 26. Juni, der Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu, nun kann die Ausgestaltung des Vereinigung erarbeitet werden.

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„Wir beschließen nicht, ob wir ins Wasser springen, sondern ob wir Badehose und Handtuch einpacken, um dann zu überlegen, ob wir ins Wasser springen“, meinte Superintendent Peter Thomas Stuberg mit Blick auf die Temperaturen in der Turnhalle der CVJM-Jugendbildungsstätte Wilgersdorf.

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Der Anlass

Seit geraumer Zeit wachse das Thema auf beide Kirchenkreise zu, so Stuberg: Wittgenstein habe schon seit Längerem signalisiert, womöglich auf absehbare Zeit mit 32.000 Gemeindegliedern zu klein für eigene Kirchenkreis-Strukturen zu sein. Siegen sei zwar deutlich größer – aber auch hier sei zu beobachten, dass das Fundament allmählich bröckele.

Ziel sei es, mit der Gründung eines neuen Kirchenkreises eine Präsenz der Kirche auch in ländlicheren Regionen langfristig aufrecht erhalten zu können. Darüber hinaus könne man sinkender Finanzkraft und schwindendem Ehrenamt gemeinsam besser begegnen, sich besser mit dem politischen Landkreis vernetzen, so die Bewertung der Landeskirche.

Die Möglichkeiten

Der Veränderungsprozess, nach dem den Regionen immer mehr Bedeutung zukomme, einzelne Gemeinden in ihren Fusionsbemühungen schon weit fortgeschritten seien, zeige aber: Bei allem Schmerz, bestimmte Dinge aufgeben zu müssen, werde Kreativität und Zusammenhalt freigesetzt. Ein ähnlicher Aufbruch sei auch auf Kirchenkreis-Ebene möglich. Kirche sei ein lebendiger Organismus, ein Leib mit vielen Gliedern, die in ihrer Individualität erhalten bleiben, aber eben auch als Teil des größeren Ganzen funktionierten, so Stuberg.

Der Fahrplan

Die Machbarkeitsstudie soll die Themenfelder Pfarrdienst und Personal, Finanzen, Synodale Dienste und übergemeindliche Aufgaben sowie Leitung und Organisation abdecken.

Eine Steuerungsgruppe besetzt Projektgruppen beider Kirchenkreise, der aktuelle Stand wird in Synodalversammlungen diskutiert. Die Machbarkeitsstudie soll im Sommer 2020 vorgestellt werden, möglicher Termin einer Vereinigung ist 2022.

Zudem fange man nicht bei Null an, es gebe bereits das gemeinsame Kreiskirchenamt oder das Schulreferat. Die Machbarkeitsstudie sei ein Prüfauftrag: Bedenken und Ängste, Perspektiven und Chancen analysieren, kulturelle Unterschiede berücksichtigen. „Die Kirchenleitungen können eine Vereinigung erst beschließen, wenn alle Gemeinden zugestimmt haben“, betonte Stuberg. Es gebe entgegen anderslautender Gerüchte keinen geheimen Fusionsplan. Nun gehe man gemeinsame Schritte, die Machbarkeitsstudie zeige die Rahmenbedingungen auf.

Die Meinungen

Die Pfarrer Oliver Günther (Oberholzklau) und Tim Elkar (Neunkirchen) haben in beiden Kirchenkreisen gearbeitet, kennen Strukturen, Identitäten und Befindlichkeiten. „Eine Vereinigung an sich macht Probleme nicht kleiner, schafft keine Lösung“, so Oliver Günther – entscheidend sei, dass Ressourcen und Potenziale größer würden, um wenigstens einige Herausforderungen besser lösen zu können. „Wir tun das nicht aus Mitleid oder Überheblichkeit, sondern auf Augenhöhe“, betonte er.

Organisatorisch würden sich Mittel und Wege finden, etwa um mit den weiten Strecken im Gebiet zwischen Hochsauerland und Grenze zu Hessen umzugehen, meinte Tim Elkar. Weil die Zahl der Haupt- und Ehrenamtlichen im Falle einer Fusion steige, könne dies auch eine Entlastung bedeuten, etwa bei der Besetzung von Synodalausschüssen, wofür dann mehr Personal zur Verfügung stehen würde. Der Ökologie komme in der Frage der Organisation und der Entfernungen große Bedeutung zu, so Stuberg – die Möglichkeiten des Internets zu Online-Konferenzen beispielsweise sollen mit betrachtet werden.

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