Ferndorf. Die Evangelischen Kirchenkreise in Siegen-Wittgenstein befassen sich mit ihrer Perspektive bis 2060. Warum es immer weniger Mitglieder gibt.

Die Evangelischen Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein verändern sich, können den Wandel aber aktiv gestalten: Das zeigt die Studie zur Entwicklung der Kirchenmitgliederzahlen bis zum Jahr 2060, die der Juristische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. Arne Kupke, im Gemeindehaus Ferndorf vorstellte.

Mitgliederzahlen gehen stark zurück

Im Kirchenkreis Siegen sinkt die Mitgliederzahl der Projektion zufolge von zurzeit rund 116.000 Gemeindegliedern in den kommenden 40 Jahren auf knapp 50.000. Der Kirchenkreis Wittgenstein, zu dem aktuell rund 32.000 Protestanten gehören, wird 2060 voraussichtlich noch rund 15.000 Mitglieder haben. In der gesamten westfälischen Landeskirche geht die Zahl der Mitglieder laut der Studie, die die Universität Freiburg im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutschen Bischofskonferenz erstellte, von derzeit 2,24 Millionen auf rund 990.000 zurück.

„Diese Entwicklung stellt unser Selbstverständnis als Volkskirche auf die Probe“, sagte der Siegener Superintendent Peter-Thomas Stuberg. „Wir müssen neue Antworten finden auf die Frage, wie wir als kleiner werdende Kirche in der Gesellschaft leben und wirken.“

Weniger Kinder werden getauft

Vor Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Presbyterinnen und Presbytern der beiden Kirchenkreise, die zusammen den Gestaltungsraum 11 innerhalb der westfälischen Landeskirche bilden, verwies Oberkirchenrat Kupke darauf, dass zwei Drittel des Rückgangs demografisch bedingt ist. Das liege schlicht daran, dass die Bevölkerung langfristig schrumpft. Allerdings ist ein Drittel des prognostizierten Mitgliederschwunds darauf zurückzuführen, dass mehr Menschen die Kirche verlassen als eintreten und dass weniger Kinder getauft werden.

Diese Entwicklung könne man aktiv beeinflussen, betonte Kupke. Die Kirche müsse den Menschen stärker zeigen und erklären, was sie für die Gesellschaft leiste. Dazu gehören etwa die Jugendarbeit, die Kirchenmusik, das Evangelische Gymnasium Siegen-Weidenau sowie die 45 Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Siegen und sieben Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis Wittgenstein. „Wir sind ein guter Botschafter für die Gesellschaft“, unterstrich der Juristische Vizepräsident. Zuwenden sollten sich die Kirchen besonders auch den rund drei Vierteln ihrer Mitglieder, die sich nicht aktiv in ihren Ortsgemeinden beteiligen, empfahl der Oberkirchenrat. „Das ist ein missionarischer Anknüpfungspunkt.“

Infrastruktur „von damals“

Der Siegener Superintendent Stuberg warb dafür, mit Augenmaß statt Panik auf die Studie zu reagieren. „Die Projektion zeigt, was vermutlich passiert, wenn wir nicht gegensteuern in den Bereichen, in denen wir gegensteuern können“, sagte der leitende Theologe des Kirchenkreises.

Die Kirche lebe zurzeit in einer Infrastruktur, die noch aus der Zeit stamme, als die Mitgliederzahlen deutlich höher waren. „Unsere Gemeindehäuser und Kirchen sind ein Abbild der Kirche von damals.“ Zugleich hob Stuberg den Einsatz der Pfarrerinnen und Pfarrer hervor, die sich „mit hohem Engagement und in der Hoffnung auf den Segen Gottes“ bemühten, Kirchenmitglieder und Nicht-Mitglieder zu erreichen.