Gosenbach. . „Solidarität in Vielfalt“: Zum 1. Januar 2020 soll aus den Gemeinden Eisern, Eiserfeld, Niederschelden und Gosenbach eine neue Gemeinde werden.

Zum 1. Januar 2020 soll aus vier evangelischen Kirchengemeinden im Siegener Süden eine werden: Eisern, Eiserfeld, Niederschelden und Gosenbach wollen sich zu einer neuen Gemeinde vereinigen. Die Gemeinden kooperieren seit zwei Jahren in der Kirchenkreis-Region 3 „Siegen-Süd“, etwa für Regionalgottesdienste oder in der Jugendarbeit. Das „Vier gewinnt“ getaufte Projekt ist im Kirchenkreis Siegen Vorreiter bei der Umsetzung des Konzepts „Solidarität in Vielfalt“.

Die Trinitatiskirche Eiserfeld.
Die Trinitatiskirche Eiserfeld. © WP

Das Konzept

„Solidarität in Vielfalt“ soll es den Gemeinden je nach individueller Ausgangslage ermöglichen, auf Probleme zu reagieren und zukunftsfest zu werden. Ausgangsfrage: „Wie stellt ihr euch Kirche im Kirchenkreis Siegen im Jahr 2025 vor?“ Identität und Profile der einzelnen Gemeinden, betonen Superintendentur und Synodalvorstand, sollen auch bei einer engeren Zusammenarbeit oder Fusion nicht aufgegeben werden müssen.

Pro Jahr verliert der Kirchenkreis 1,5 Prozent seiner Gemeindeglieder, etwa 1800 Menschen. Die Kirche will diesen Wandel aufnehmen und weiterhin Präsenz zeigen – auch, wenn sie nicht alle Gebäude dauerhaft unterhalten kann. Der Ev. Kirche gehören neben Gotteshäusern zahlreiche Immobilien, Unterhalt und Sanierung der Gebäude sind ein großer Posten in den meist klammen Gemeindekassen. Hinzu kommt ein absehbares Nachwuchsproblem bei den Pfarrern: Eine große Zahl Geistlicher wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, es werden längst nicht genug Theologen ausgebildet, um den Bedarf zu decken.

Die Ev. Kirche Niederschelden
Die Ev. Kirche Niederschelden © Lück

Die Ziele

In den vier Gemeinden gibt es zur Zeit fünfeinviertel Pfarrstellen für 13.000 bis 14.000 Gemeindeglieder. Bis 2025 werden es wohl noch 12.000 sein, für die dann vier Pfarrer tätig sein sollen. Unter anderem Synergieeffekte beim Personal versprechen sich die Presbyterien von der Vereinigung, sagt Annette Hinzmann, Pfarrerin der Kirchengemeinde Gosenbach. Status und Anzahl der Mitarbeiter sollen zunächst unverändert bleiben.

Die vier Gemeinden haben sich darauf verständigt, dass offene Fragen, etwa zur Gebäudestruktur, Presbyteriumssitze oder Haushalt, einvernehmlich geklärt werden müssen. Beim Vereinigungsprozess soll der Gedanke der jeweiligen Gemeindeidentität Beachtung finden – zum Beispiel beim Verlauf der künftigen Bezirksgrenzen, den heutigen Gemeindegrenzen. Die Gemeinden werden durch ein gemeinsames Presbyterium, die Bezirke durch Bezirksausschüsse geleitet; Gemeindearbeit, Taufen, Konfirmationen usw. sollen möglichst wohnortnah erfolgen.

Die Ev. Kirche Gosenbach
Die Ev. Kirche Gosenbach © Lück

Für die vier Gemeinden gebe es zur nun gewählten Lösung kaum Alternativen, meint Hinzmann. Viele Pfarrstelleninhaber klagen seit Jahren über steigenden Verwaltungsaufwand, wegen der ihre eigentliche Tätigkeit, Seelsorge und Gemeindearbeit, zunehmend leide. Die Gemeinden hoffen, durch den Zusammenschluss hier etwas mehr Raum zu schaffen, damit die Pfarrer sich ihrer eigentlichen Tätigkeit widmen können.

Innerhalb des Konzepts sind mehrere Lösungen denkbar, wie auf sinkende Gemeindegliederzahlen und Probleme bei der Besetzung von Pfarrstellen reagiert werden kann – eine Möglichkeit, sagt Annette Hinzmann, wäre etwa die sogenannte pfarramtliche Verbindung gewesen. Dann wäre ein Pfarrer für zwei Gemeinden zuständig gewesen, hätte entsprechend in zwei Presbyterien gesessen, der Verwaltungsaufwand für den Pfarrstelleninhaber wäre deutlich gestiegen. Genau das wollte man im Siegener Süden nicht: „Stellen mit pfarramtlicher Verbindung sind nur sehr schwer neu zu besetzen“, sagt Annette Hinzmann. Der Niederscheldener Pfarrer Rolf Fersterra etwa ist zur Zeit nur mit einer halben Stelle in seiner Heimatgemeinde tätig – er vertritt die vakante Pfarrstelle in Burbach.

Informationen bei Gemeindeversammlung

Am kommenden Sonntag, 17. Februar, gibt es eine weitere Gemeindeversammlung nach dem Gottesdienst in der Gosenbacher Kirche, bei der über den aktuellen Stand des Verfahrens berichtet wird.

Die Schritte

„Wir sind schon lange auf dem Weg“, sagt Annette Hinzmann. Eine Arbeitsgruppe aus den vier beteiligten Gemeinden hat das Konzept unter Begleitung der landeskirchlichen Fachberatung ausgearbeitet und vorgestellt. Weil solch tiefergehende Umstrukturierungen erfahrungsgemäß bei vielen Gemeindegliedern Unruhe und Ängste hervorrufen, legten die Presbyterien großen Wert darauf, Meinungen aufzugreifen, das Informationsbedürfnis zu stillen. „Wir nehmen das sehr ernst“, betont Hinzmann, man habe es aber geschafft, im Laufe des Prozesses Widerstände abzuarbeiten.