Siegerland. . Vor rechtsextremer Kundgebung positioniert sich Kirchenkreis Siegen: „Würde des Menschen ist unantastbar. Des Menschen – nicht des Deutschen!“

Einstimmig distanziert sich die Evangelische Kirche im Siegerland von nationalistischem und migrationsfeindlichem Gedankengut. Auch – aber nicht nur mit Blick – auf die Kundgebung einer rechtsextremen Partei am Mittwoch in Siegen sagt Superintendent Peter Thomas Stuberg bei der Kreissynode: „Mit Vokabeln wie dem angeblich drohenden Volkstod und einem Zerrbild von der Überfremdung Deutschlands versuchen sie zu punkten. Mit ihren kruden Thesen nehmen sie die Grundrechte unserer Verfassung zwar für sich in Anspruch, treten aber das großzügigste und humanste Grundrecht mit Füßen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Des Menschen – nicht des Deutschen!“

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Appell für offene, tolerante Gesellschaft

Die Synode verabschiedete einen Appell, der dazu auffordert, dass sich Bürger für eine offene, tolerante Gesellschaft einsetzen,

„in der die Würde keines Menschen angetastet wird, gegen eine Beschränkung der Menschenrechte auf Deutsche“,

„für eine Kultur der Barmherzigkeit gegenüber allen notleidenden Menschen, gegen eine Haltung, die die Rechte von Migranten und Asylbewerbern beschneiden will und in ihnen eine Bedrohung für die Zukunft des deutschen Volkes sieht“,

„für den Schutz unseres Rechtsstaats und unserer parlamentarischen Demokratie und deren Repräsentanten und aller in den vergangenen 70 Jahren gewonnenen Formen verantwortlicher Teilhabe an der Gestaltung der Gesellschaft – gegen Bestrebungen, die Deutschland in politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht aus völkerrechtlichen Kooperationen lösen wollen.“

Kritik an Europäischer Union

Man sei fassungslos, dass rechte Gewalt Politiker mit Morddrohungen überziehe, dass sie zur Zielscheibe bis zum Mord werden, „der in hetzerischer Sprache seinen Anfang genommen hat“, verweist Stuberg auf rechte Rhetorik, deren sprachliche Verrohung zunehmend den Boden bereitet für physische Gewalt. Wer Terror, Krieg und Elend zum Opfer zu fallen drohe und Zuflucht suche – „wo wenn nicht an ihrer Seite wäre unser Platz als Kirche Jesu Christi?“

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Die Kirche könne es nicht kalt lassen, wenn die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete EU „paradoxerweise billigend in Kauf nimmt, wenn immer noch hunderte Menschen ihr Leben im Mittelmeer verlieren“. Kernpunkt des Migrationsthemas: „Wollen wir helfen oder wollen wir es eigentlich nicht?“, so Stuberg. „Wollen wir ihnen beistehen, ohne zu wissen, was das mit unseren Gesellschaften macht, wie es sie verändert oder wollen wir unsere Würde verspielen mit jedem Menschenleben, das in den Fluten des Mittelmeers ertrinkt.“

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