Siegen. In der Bibliothek am Campus Unteres Schloss zeigen Studenten die Entwicklung der Buchherstellung vor Johannes Gutenbergs Erfindung des Drucks.

„Papyrus, Pergament, Papier – Von schmutzigen Lumpen und prachtvollen Büchern“ lautet der Titel der neuen Ausstellung in der Uni-Bibliothek im Unteren Schloss. Studenten haben sie im Zuge eines Projektseminars unter der Leitung von Dr. Nathanael Busch erarbeitet. Sie zeigen damit die Entwicklung der Buchherstellung vor Johannes Gutenbergs Erfindung des Drucks.

Gab es vor Gutenberg überhaupt schon Bücher?
Die Frage beantwortet Gastredner und Mediävist Prof. Dr. Jürgen Wolf aus Marburg. In seinem Eröffnungsvortrag erklärt er, wie in der Antike Papyrus und Pergament als Schreibmaterial genutzt wurden und wie sich die Bedeutung von Büchern im Mittelalter wandelte.

Der Sage nach verboten die Ptolemäer den Export von Papyrus aus Ägypten. Die Bewohner Pergamons waren gezwungen, ein neues Schreibmaterial zu finden: Sie verarbeiteten Tierhäute zu Pergament. Für die Doppelseite eines Buches, erklärt Wolf, habe man die Haut eines ganzen Schafs gebraucht.


Welche Herausforderungen mussten die Studenten meistern? Dass sich so viele Menschen für die Ausstellung interessieren, freut auch Katharina Montada, Germanistik-Studentin im Master. Gemeinsam mit sechzehn Kommilitonen hat sie viel Zeit in die Ausstellung investiert. Dabei sei die Vorbereitung nicht immer einfach gewesen. Als den Studenten der Ausstellungsraum in der Teilbibliothek am Unteren Schloss angeboten wurde, hätten sie zunächst etwas Sorge gehabt, erzählt sie. „Der Raum ist ja so länglich, wie soll man da eine schöne Ausstellung aufbauen?“

Auch interessant

Gelungen ist das dennoch. Neben verschiedenen Faksimiles und Schautafeln, die die Geschichte der Buchherstellung dokumentieren, ist das Anfassen und Ausprobieren von altertümlichen Schreibtechniken ausdrücklich erwünscht. „Was mich wirklich überrascht hat, ist, wie die Studenten es geschafft haben, die komplexe Materie so anschaulich aufzubereiten“, lobt Busch, „ganz besonders ist die Qualität der Texte, die für die Ausstellung verfasst wurden.“

Mit der Eröffnung der Ausstellung beginnt auch das Projekt „Eine Uni – ein Buch“, was haben die Siegener damit zu tun? Im bundesweiten Wettbewerb „Eine Uni - ein Buch“ waren Universitäten dazu aufgerufen, sich mit einem Buch kreativ auseinanderzusetzen. Ausgewählt wurde Siegen mit dem Projekt zum Grundgesetz.

Campus-WP - Studenten aus Siegen schreiben für Studenten „Was man nicht vergessen soll, das wird niedergeschrieben. Und wenn man etwas zu vergessen droht, sollte man nachlesen“, mit diesen Worten lädt Prof. Dr. Michael Bongardt, Prorektor für Studium, Lehre und Lehrerbildung, jeden dazu ein, einen Artikel aus dem Grundgesetz mit Federkiel und Tinte abzuschreiben. Während täglich aus der Bibel zitiert wird, bleibe das Grundgesetz leider oft ungelesen. Die Rechte und Pflichen der Bürger schienen gerade in jüngster Zeit zu schnell vergessen zu werden.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.