Weidenau. . Viele Studierende in Siegen wissen nicht, was sich im Zuge der Sanierung des Adolf-Reichwein-Campus an der Uni ändern wird.

Der Adolf-Reichwein-Campus der Universität Siegen wird saniert. Das ist allerdings nicht jedem klar. Fragt man eine wahllose Zahl Studierender, wird schnell klar, dass nur die wenigsten wissen, was dem Campus und damit jedem dort lernenden Studierenden bevorsteht.

Fragen

Der gesamte K-Trakt sowie die Mensa und die Uni-Bibliothek müssen umziehen. Schon seit Wochen werden Umzugskartons gepackt und Möbel umgeräumt – und obwohl alle Betroffenen informiert sein sollten, steht den Studierenden in Siegen ein Semester voller Fragen bevor. Wo finde ich die Mensa? Gibt es den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) noch und wo ist der Fachschaftsrat?

Genau wie die Büros der Hochschulangestellten müssen die Räumlichkeiten vieler studentischer Initiativen, Fachschaftsräte und autonomer Referate geräumt werden. Für sie wird neuer Platz im Gebäude der ehemaligen Haardter Berg-Schule, gleich hinter dem Neubau am Adolf-Reichwein-Campus, geschaffen.

Informationspolitik

Für die kommenden zwei Jahre regeln AStA und Co. ihre Geschäfte von dort aus, ohne sicher sein zu können, dass man sie dort auch findet.

Der Arbeitskreis der Verfassten Studierendenschaft soll sicherstellen, dass für alle Betroffenen ausreichend Platz vorhanden ist und man sie nachher auch wiederfindet. Dazu ist es natürlich wichtig, dass alle Studierenden ausreichend informiert werden.

Dafür setzt man in der Pressestelle der Universität bislang auf alte und bekannte Wege: Eine Rundmail über den Verteiler, einen Post mit angehängtem Themenkomplex auf der Homepage und Aushänge an der Universität. Dass man über diese Kanäle nur selten einen Studierenden erreicht, hat die Erfahrung allzu oft gezeigt.

Teilung der Bibliothek und Umzug der Mensa

Jasmin Schönstein (21):

"Modernisierungen müssen nun einmal sein. Doch die Umsetzung finde ich mangelhaft. Es macht wenig Sinn, die Mensa ab Herbst in Container zu legen, wenn es draußen kälter wird."

Marcel Baán (22):

"Ich frage mich wirklich, wie man den Platz, den die Mensa momentan bietet, später auf der Wiese des Adolf-Reichwein-Campus ausbreiten kann. Das wird ein Gedränge."

Victoria Philipp (25):

"Wenn jetzt noch mehr Teile der Bib auseinandergerissen werden,  laufe ich bald länger, um von Teilbereich zu Teilbereich zu gelangen, als meine Literaturrecherche dauern würde."

Nils Magolwes (27):

"Langsam fehlt der Universität Siegen der geregelte Zustand. Bib-Verlagerungen entziehen sich jeglichem Verständnis und es ist wirklich nicht mehr lustig, in dem ganzen Chaos zu lernen."

Julia Heiing (22):

"Ich finde die Modernisierung des Adolf-Reichwein-Campus ist längst fällig. Die Lösungen sind akzeptabel. Wir Studierenden sollten  uns auf eine modernisierte Uni freuen."

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Das sieht man auch im AStA , wo man derzeit eifrig Plakate druckt und auch Flyer plant, wie Sebastian Mack, Sprecher und Vorsitzender des AStA, bemerkt. Allerdings ist das immer noch zu wenig. „Die Informationsstruktur der Uni ist festgefahren“, kritisieren Dominik Feldmann und Jacob Pfeiffer von der Gesamtlinken Liste (GLL). Die Informationspolitik der Universität empfinden sie als absichtlich schlecht gemacht. „Man möchte sich keinen unangenehmen Diskussionen stellen“, meint Dominic. „Immerhin ist zum Beispiel der Umzug der Mensa ein Komfort-Defizit“, ergänzt Jacob und bringt den Begriff „Zeltmensa“ ins Gespräch. Denn die Mensa soll ab dem ersten Oktober in einem Container untergebracht werden.

Kommunikation

Eine Containerlösung gab es in der Vergangenheit auch schon einmal und die wurde nach Auffassung von Jacob von allen als sehr schlecht empfunden. Einen ähnlichen Ausgang befürchtet er auch bei der nun kommenden Zwischenlösung. Hier sorgt er sich zum Beispiel um Kapazitäten bei der Versorgung der Studierenden. Anders sieht das Sebastian Mack. Er empfindet die Kommunikation mit der Uni als äußerst angenehm und wohlwollend von Seiten des Kanzlers.

In den Gesprächen im Gestaltungsbeirat sei man sogar sehr froh über Kritik und Anregung von studentischer Seite, berichtet Sebastian, der selbst als einziger Studierendenvertreter im Beirat sitzt. In seiner Funktion hat er die besondere und anspruchsvolle Aufgabe zwischen Hochschule und Studierendenschaft zu vermitteln und sicherzustellen, dass die Studierenden Möglichkeiten zur Partizipation haben – vorausgesetzt ist natürlich der Mitgestaltungswille.

Zur Vermittlung nutzt Sebastian den AK Interim. Dieser ist nach seiner Auffassung „weit davon entfernt abgeschafft zu werden“ und wird sich auch nach dem Umzug um die Belange der Institutionen in der früheren Haardter-Berg-Schule mit neuen aufkommenden Problemen beschäftigen.

Neugestaltung

Immerhin ist die Sanierung am Adolf-Reichwein-Campus nur der erste größere Schritt zur Neugestaltung des Uni-Berges. Bis 2025 soll ein Campus nach amerikanischem Vorbild auf dem Haardter Berg entstehen.

Informationen zum Umzug vor dem nächsten Semester

Schon Anfang April soll die ehemalige Haardter-Berg-Schule zu einem Büro-, Service- und Seminarzentrum umfunktioniert werden.

Der AStA , das Gleichstellungsbüro sowie die Fachschäftsräte werden dort unterkommen.

In der Eingangshalle werden Versorgungsautomaten des Studierendenwerks sowie das Familienzentrum untergebracht.

Barriereproblem: Rollstuhlfahrer kommen bis zur ersten Etage, das Untergeschoss ist aber nur über Außenwege zu erreichen.

Hier gilt es vor allem, sich frühzeitig in die Planung einzuschalten und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Denn die Neugestaltung betrifft vor allem die Studierenden, da sie einen nicht unbeträchtlichen Teil ihrer Zeit am Campus verbringen müssen und auch weiterhin gern wollen, wenn das Angebot zum Verweilen einlädt.

Der Gestaltungsbeirat scheint aber nicht der richtige Ort dafür zu sein, denn den „stellt man sich größer und mächtiger vor als er ist“, sagt Sebastian und schließt mit einer Parole: „Das muss die ganze Studierendenschaft leisten!“

Wie groß und mächtig der Gestaltungsbeirat tatsächlich ist, wissen auch Dominic und Jacob nicht, doch für sie steht fest, dass immenser Einfluss auf solch riesige Pläne hinter verschlossenen Türen genommen wird. Und genau dort müssen die Studierendenvertreter hin. Sonst bleibt es bei der gegenwärtigen „Schein-Partizipation“ wie Dominic sie nennt.