Siegen. Forscher der Universität Siegen haben ein Löwen-Warnsystem in Botswana entwickeln. Der Geofence soll Tiere und Anwohner schützen.

  • Forscher der Universität Siegen arbeiten an einem Löwen-Warnsystem für das Okavango-Delta in Botswana
  • Der sogenannte Geofence soll die Tiere per GPS orten und Warnmeldungen an die Farmer verschicken
  • Es gibt bereits Pläne, das Projekt auch an anderen Orten zu nutzen, auch im Rothaargebirge

Ganz behutsam wird dem betäubten Löwen ein Halsband umgelegt. Daran befestigt: Ein kleiner GPS-Sender – mit Siegener Technologie. In den vergangenen Monaten haben Forscher der Uni Siegen am Aufbau eines digitalen Löwen-Warnsystems in Botswana mitgearbeitet. Das Projekt im Okavango-Delta ist weltweit einzigartig, wie es in einer Mitteilung heißt. Ziel ist es, das Zusammenleben zwischen Anwohnern und Tieren zu verbessern und beide Seiten zu schützen.

Denn aktuell kommt es immer wieder zu Fällen, in denen die Tiere vergiftet oder erschossen werden. Grund sind meist Angriffe der Raubkatzen auf das Vieh der lokalen Bevölkerung – allein in den vergangenen anderthalb Jahren wurden mehr als 100 Fälle registriert.

Dynamischer Schutzzaun

Das neue Frühwarnsystem soll die Einwohner alarmieren, wenn Löwen ihnen oder ihren Rindern zu nahe kommen. Dafür wurde ein so genannter Geofence entwickelt. Dieser virtuelle Zaun schlägt Alarm, wenn ihm ein Löwe zu nahe kommt. Alle zwei Stunden senden die GPS-Halsbänder den Standort an das System. Zur Beobachtung sind auch einige Leitkühe der Rinderherden mit Chips ausgestattet worden. „Dieser Geofence ist dynamisch und passt sich automatisch an die Bewegungen der Tiere an“, erklärt Dr. Helmut Hauptmeier von der „iSchool“ der Universität. Zusammen mit seinem Kollegen Konstantin Aal vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien ist er im Februar von einem mehrwöchigen Aufenthalt im Delta zurückgekehrt.

Die Forscher kooperieren dazu mit dem Naturschutz- und Forschungsprojekt „CLAWS Conservancy“. „Für uns ist eine solche IT-Entwicklung in Afrika absolutes Neuland“, sagt Hauptmeier. In den kommenden Monaten sollen noch mehr Löwen mit GPS-Sendern ausgestattet werden. „Anhand der Daten sehen wir, bis wohin sich die Tiere jeweils bewegen und können eine kritische Linie festlegen, an der entlang Begegnungen wahrscheinlich sind“, erklärt Hauptmeier.

Wenn Löwen kommen, gibt es eine SMS

Zusätzlich möchten die Wissenschaftler um die Dörfer herum jeweils einen statischen Zaun ziehen. Kommen die Löwen diesen Grenzen zu nahe, soll per SMS ein Alarm direkt an die Bewohner, beziehungsweise die Rinderhalter gesendet werden.

Zwar beobachten die Biologen der „CLAWS Conservancy“ auch heute schon, wo sich die Löwen im Delta bewegen und warnen gegebenenfalls die Bevölkerung. Das funktioniert bisher aber nur über eine umständliche Telefonkette und kostet viel Zeit. Das neue, deutlich flexiblere System soll voraussichtlich ab Ende des Jahres komplett einsatzfähig sein. Vorher werden die Anwohner noch geschult.

Einsatz auch andernorts möglich

Der Geofence könnte mit relativ geringem Aufwand auch auf andere Gebiete übertragen werden. Einige Ideen haben die Forscher der CLAWS Conservancy zusammen mit den Siegener Wissenschaftlern dazu schon entwickelt: So könnte die Technik etwa zum Schutz der Schneeleoparden in Kasachstan oder der Wölfe im und um den amerikanischen Yellowstone-Nationalpark beitragen – oder auch zur Umsetzung des europaweit einzigartigen Wisent-Auswilderungsprojektes im Rothaargebirge.