Siegen/Ravensburg. . Siegener Wissenschaftler wollen herausfinden, wie junge Flüchtlinge Angebote der Jugendarbeit nutzen. Die Ergebnisse sollen Chancen eröffnen.

Wie nutzen Minderjährige und junge Erwachsene, die aus Krisengebieten nach Deutschland geflüchtet sind, die Angebote der Jugendarbeit? Mit Förderung der Stiftung Ravensburger Verlag geht ein Forschungsteam aus Pädagogen der Universität Siegen dieser und weiteren Fragen im Umfeld der Flüchtlingsthematik nach.

Die systematische Untersuchung der Lebenswelt junger Geflüchteter findet unter Leitung des Erziehungswissenschaftlers Professor Dr. Thomas Coelen statt, der auf das Fachgebiet Jugendbildung, Sozialisations- und Lebenslaufforschung spezialisiert ist. Die Ergebnisse der auf zwei Jahre angelegten qualitativen Pilotstudie sollen dem Forschungsdialog dienen und Orientierung für die praktische Jugendarbeit bieten.

In neuen Lebensalltag schlüpfen

Viele hunderttausend Menschen flüchteten in den vergangenen Jahren aus Syrien und anderen Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland, darunter Familien mit Kindern und Jugendlichen. Die Lebensrealität geflüchteter und zugewanderter Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener ist häufig von Ungewissheit, Perspektivlosigkeit, Isolation und schwankender kultureller Identität geprägt. Mit der Zunahme von Flucht und Zuwanderung ist auch die Jugendarbeit herausgefordert, den Jugendlichen und Heranwachsenden zu helfen, in einen neuen Alltag zu schlüpfen.

Aktuelle Zahlen belegen diesen Bedarf deutlich: 25 Prozent der über 16 000 Erst-Asylanträge, die im Januar 2017 in Deutschland gestellt wurden, kamen von jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren, eine Altersgruppe, die in der Forschung oft noch zu den Heranwachsenden gezählt wird. 33 Prozent der Anträge wurden für Minderjährige unter 18 Jahren gestellt.

Freizeitbereich hat enorme Bedeutung

Die meisten dieser Kinder und Jugendlichen werden lange Zeit, viele ihr Leben lang in Deutschland leben. Ihre sprachliche, schulische und berufliche Vorbereitung auf ein integriertes Leben in der fremden Umgebung deckt nur eine Seite ihrer Integration ab.

Spiel und Sport fördert Integration und soziale Kompetenz. „Der Freizeitbereich, in dem die Jugendlichen Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen können, hat eine integrative und identitätsbildende Bedeutung, die gar nicht hoch genug bewertet werden kann“, erklärte Stiftungs-Vorstand Johannes Hauenstein das Engagement der Stiftung Ravensburger Verlag. „Außerdem gewöhnen sich die jungen Migrantinnen und Migranten nach den Ausnahmesituationen ihrer Fluchtreise wieder an geregelte Abläufe, erfahren im günstigen Fall Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuversicht.“

Die Siegener Wissenschaftler betrachten die Gruppe der 16- bis 22-Jährigen. In der Jugendarbeit liege eine Aufgabe und Chance für Sozialpädagogen und Erzieher, junge Geflüchtete sozial und bildungsbezogen zu fördern.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook