Siegerland. . Mehr als 50 Einbrüche und Einbruchsversuche seit Anfang November registrierte die Polizei im Siegerland. Mit der Winterzeit beginnt jedes Jahr die Hauptsaison der Einbrecher. Oft sind es kriminelle Banden, die in Städten und Gemeinden entlang der Autobahnen agieren. Die A 45 und die A 4/HTS nutzen sie als Fluchtwege.

Die Polizei im Siegerland meldet eine vermehrte Zahl von Einbrüchen und Einbruchsversuch seit Beginn der dunklen Jahreszeit. Mehr als 50 Fälle nahm die Kripo im November zu Protokoll. Während es in Städten wie Hilchenbach und Netphen keinen Einbruchsversuch gab, waren es in Siegen mehr als 30. Kreuztal, Wilnsdorf und Burbach sind ebenfalls Ziele. Denn ein Großteil der Taten gehts aufs Konto gut vernetzter und organisierter krimineller Banden.

Städte und Gemeinden mit guter Autobahnanbindung sind das Ziel der so genannten reisenden Banden. Die A 45 und die A 4/HTS sind ideale Fluchtwege. Die meist aus Südosteuropa stammenden Banden spähen Viertel im bürgerlichen Milieu aus und schlagen dort zu, wo ihnen Einbrüche einfach und einträglich erscheinen. Dann verlassen sie schnell die Stadt. Lange Fahrten über Landstraßen meiden sie. Daher bleibt auch das abgelegene Wittgensteiner Land verschont. „Das ist ganz klar taktisches Kalkül“, sagt auch Polizeisprecher Georg Baum.

Exzellente Aufklärungsquote der Siegener Polizei

Die Aufklärung von Einbruchsdiebstählen zählt zu den kriminalistisch schwierigesten Arbeiten. Die Aufklärungsquote der Siegener Polizei indes ist indes außerordentlich gut. Während sie 2013 in Gesamt-NRW bei mageren 13,6 Prozent lag, wurden in Siegen-Wittgenstein 35,4 Prozent der Einbrüche aufgeklärt. „Das ist auch ein Verdienst der guten Zusammenarbeit mit der Bevölkerung“, sagt Polizeisprecher Baum. Es sei keine Spitzelmentalität und kein Denunziantentum, wenn Nachbarn ein wachsames Auge haben. „Bei uns klappt das sehr gut. Wir erhalten viele Hinweise auf verdächtige Autos oder ungewöhnliche Bewegungen in Wohnvierteln und gehen allen Hinweisen nach.“

Die Ermittlungsarbeit bei Wohnungseinbrüchen ist ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit im Siegerland. „Wir wissen ja, wie sehr diese Einbrüche die Menschen beunruhigen“, so Baum. Die Polizei hat Verdachtsraster erstellt. „Wir gehen die Verdächtigen offensiv an und kontrollieren sie.“ Eine Reihe Polizeibeamter sei ausschließlich damit beauftragt, „Verdächtige zu überprüfen und Informationen zu gewinnen.“ Diese Hinweise fließen zusammen im zuständigen Kriminalkommissariat. „Dort werden Tatzusammenhänge geprüft.“

Bande schnell wieder auf freiem Fuß

Den jüngsten Ermittlungserfolg gab es im Raum Stuttgart. Dort wurden zwei Männer (31/41) und eine Frau (33) aus Georgien festgenommen, die für Einbrüche in Siegen verantwortlich sein sollen. Bei ihnen wurde Diebesgut und Einbruchswerkzeug gefunden. Das Auto, in dem die Bande saß, wurde in Geisweid gestohlen, die Kennzeichen waren ebenfalls geklaut. Der Siegener Kripo sind sie auch als gewerbsmäßige Ladendiebe bekannt.

Trotz dieser Vorgeschichte kamen die drei nach ihrer Vernehmung nicht in Untersuchungshaft. Begründung: Alle haben in Baden-Württemberg feste Wohnsitze, es bestehe auch keine Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr, zitieren die Stuttgarter Nachrichten die Staatsanwaltschaft Siegen. Bei der Stuttgarter Polizei stieß das auf Unverständnis. In Ermittlerkreisen habe dies „für Kopfschütteln und Kritik“ gesorgt, heißt es in der Onlineausgabe.

Durchschnittlicher Einbrecher hinterlässt 3300 Euro Schaden 

Der durchschnittliche Einbrecher hinterlässt nach seiner Tour einen Schaden von 3300 Euro. Das geht aus einer Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft hervor. Den Verlust deckt in aller Regel die Hausratversicherung ab, erläuterte Verbandssprecherin Kathrin Jarosch. Allerdings gibt es Regeln. Fahrlässigkeit mögen Versicherer überhaupt nicht. Wer die Tür nicht abschließt oder die Fenster im Erdgeschoss kippt und das Haus verlässt, verspielt unter Umständen seinen Anspruch auf Ersatzleistungen. Zwar nicht vollständig. Aber „vertraglich geregelte Quotierungen“, wie die Fachfrau erklärte, können für noch größeren Ärger sorgen.

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Allerdings sei das auch immer eine Frage des Einzelfalls. Wer beispielsweise zum Nachbarn auf einen Kaffee geht und die Terrassentür nicht ordentlich schließt, hat von Seiten der Versicherung anderes zu erwarten oder zu befürchten als jemand, der unverhofft zu einem Notfall gerufen wird. „Grundsätzlich ist man verpflichtet“, sagt Kathrin Jarosch weiter , „Schäden zu vermeiden.“ Inwieweit die Zahl der Einbrüche in einer Gegend die Höhe der Prämien beeinflusst, konnte die Sprecherin nicht beziffern. Denn die Hausratversicherung deckt nicht nur Schäden ab, die bei Einbrüchen entstehen. Sie zahlt auch beispielsweise für Verluste bei Blitzschlägen und Rohrleitungsbrüchen.

Tipps der Polizei zum Schutz vor Einbrechern 

Eine Kultur des Hinsehens und Handelns macht es Dieben schwer, erklärt die Polizei in Siegen-Wittgenstein. Sie rät Bürgern, bei Verdacht die 110 zu wählen und gibt Tipps, wie Haus und Wohnung gesichert werden können.

Schwachstellen sichern: Haustüren, Balkon- oder Terrassentüren, Fenster, Kellerzugänge. Gesicherte Türen und Fenster aufzuhebeln, kostet Zeit und verursacht Lärm. Stets abschließen: Auch wenn Sie kurz weggehen, schließen Sie Ihre Tür ab. Eine ins Schloss gezogene Tür öffnet der Täter in Sekunden.
Mehrfamilienhäuser: Halten Sie die Haustür in Mehrfamilienhäusern auch tagsüber geschlossen. Prüfen Sie, wer ins Haus will.
Schlüssel sichern: Lassen Sie in Glastüren nie innen den Schlüssel stecken. Vermeiden Sie es, Schlüssel draußen zu verstecken, denn: Einbrecher kennen jedes Versteck.
Die oberen Stockwerke: Sichern Sie auch Fenster und Balkontüren weit oben. Einbrecher sind mitunter Kletterkünstler. Leitern, Gartenmöbel, Mülltonnen oder Rankgerüste können als Hilfen dienen.

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Optische Anreize: Lassen Sie Rollläden nur nachts herunter, sonst entsteht tagsüber der Eindruck, niemand sei zu Hause. Untere Geschosse: Verschließen Sie Türen von Kellern und Dachböden. Kellerlichtschächte und Kellerfenster sollten Sie z.B. mit gut verankerten Gittern sichern lassen.
Hilfe von Nachbarn: Lassen Sie Ihre Wohnung bei längerer Abwesenheit durch Verwandte, Bekannte, Nachbarn oder „Haushüter“ bewohnt erscheinen: Briefkasten leeren, Rollläden, Vorhänge, Beleuchtung, Radio und Fernseher unregelmäßig betätigen.
Ungewollte Tipps: Verzichten Sie auf Mitteilung über Ihre Abwesenheit auf dem Anrufbeantworter.
Für den Ernstfall: Lassen Sie Wertsachen nicht offen zu Hause liegen. Markieren Sie Wertgegenstände (Gravur, UV-Stifte) und notieren Sie die wichtigsten Daten in einer Wertgegenstandsliste. Fotografieren Sie schwer zu beschreibende Gegenstände. Bewahren Sie Wichtiges oder Wertvolles, das Sie selten brauchen, bei Ihrem Geldinstitut im Schließfach auf. Wenn Sie diese Dinge im Haus behalten möchten, rät die Polizei zu einem Tresor.