Siegen-Wittgenstein.

Im Jahr 2013 sind im Kreisgebiet 322 Einbrüche registriert worden. „Pro Tag sind wir bei weniger als einem Einbruch“, sagt Polizeisprecher Georg Baum. Allerdings steigen die Zahlen: So waren es 2009 noch 247 Einbrüche. 35 Prozent werden aufgeklärt, die meisten Einbrecher fliehen unerkannt und lassen die Bewohner mit dem Gefühl der Unsicherheit, der Verletzlichkeit zurück. Polizei und Handwerker raten daher, aufmerksam auf die Umgebung zu achten und Haus und Wohnung sicher zu machen.

Einbrecher

80 Prozent der Einbrecher hebeln Fenster oder Türen auf. Sie kommen nicht unbedingt bei Nacht oder im Dunkeln, sondern auch dreist am Tage, wenn die Bewohner arbeiten. Der Faktor Zeit ist entscheidend: Wenn sie es innerhalb von zwei bis fünf Minuten nicht geschafft haben, lassen sie meist von ihrem Vorhaben ab. Daher sollte zunächst die „Außenhaut“ – Fenster und Türen im Erdgeschoss und Kellerschächte abgesichert werden.

Opfer

Zweimal ist in das Haus von Bernd und Sigrid Andrea Keimer in Wilnsdorf eingebrochen

Schutzgemeinschaft Siegen-Wittgenstein-Olpe im Netzwerk „Zuhause sicher“

Die Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein ist dem Netzwerk „Zuhause sicher“ beigetreten. Das Netzwerk ist ein Verein, der aus Polizeibehörden und Handwerkern besteht.

Die Polizei berät Hauseigentümer und Mieter, wie sie ihre Wohnungen sicher machen können. Diese Beratung erfolgt neutral und ist in NRW kostenlos.

Die Handwerker setzen diese Maßnahmen an Türen und Fenstern um.

Die Fachleute werden vom Landeskriminalamt zertifiziert und werden regelmäßig geschult.

In Siegen-Wittgenstein und Olpe sind bislang sechs Handwerker beigetreten. Mechanischer Einbruchschutz: Bensberg (Müsen), Tischler Brüser (Wenden), Schreinerei Quandel (Freudenberg), Tischlerei Wurm (Wenden); elektronischer Einbruchschutz: Steuber Elektrotechnik, Emil Weber (beide Siegen). www.zuhause-sicher.de

worden. Auch beim Nachbarn stiegen die Täter ein. „Wir hatten die Angst im Nacken“, sagt Sigrid Andrea Keimer. Deshalb besserte das Paar nach. Fenster wurden ausgetauscht, Türen umgerüstet, eine Alarmanlage installiert und das Dach erneuert. Nach und nach kamen so 50 000 Euro zusammen. Für das Paar ist das jeden Euro wert. Das geht natürlich auch für weniger Geld, sagt Kriminalhauptkommisar Uwe Seidel, Experte für technische Prävention. Im Durchschnitt geben Bewohner 3500 Euro aus.

Polizei

Die Keimers wurden von Kriminalhauptkommisar Uwe Seidel beraten. Der Experte für technische Prävention geht mit den Bewohnern das Haus durch und denkt dabei wie ein Einbrecher. Die Tricks kennt der Verbrecher kennt er genau. Die Beratung ist kostenlos.

Handwerker

Wichtig ist, dass Fenster und Türen nicht einfach aufgehebelt werden können. „Um ein Fenster einbruchsicher nachzurüsten, kann das zwischen 40 und 300 Euro kosten“, rechnet Tischlermeister Liborius Wurm aus Wenden vor. Das könne man auch nach und nach einbauen. Wer es den Einbrechern schwer macht, hat schon fast gewonnen.

Auch einfache Tricks helfen schon: die Tür immer abschließen, auch nachts. Den Nachbarn bitten, die Blumen zu gießen, wenn man im Urlaub ist, oder ihn fragen,ob er von Zeit zu Zeit das Auto in der Einfahrt. Zudem sollten die Rolläden nicht heruntergelassen werden, wenn man weg fährt.

Drei Fragen an Claudia Greve, Leiterin der Kriminalpolizei in Siegen-Wittgenstein 

1 Frau Greve, ist bei Ihnen schon einmal eingebrochen worden?

Leider ja. Die Einbrecher hebelten ein Küchenfenster auf, als wir im Urlaub waren. Als wir unser Haus 2006 bauten, wurde uns gesagt, dass die Fenster einbruchsicher seien. Das war nicht der Fall. In den Fenstern wurden zwar die einbruchsicheren Pilzkopfzapfen

verbaut, aber ohne das Gegenstück im Rahmen – und damit wirkungslos. Ich kann nur empfehlen, sich genau beraten zu lassen. Etwa direkt und natürlich kostenlos von der Polizei.

2 Täuscht der Eindruck, oder wird derzeit gerade in Wilnsdorf oft eingebrochen?

Wir haben zur Zeit viele Einbrüche in Wilnsdorf, ja. Das kann sich aber auch wieder ändern. Das spricht sich unter Einbrechern herum. Die Täter nutzen die gute Gelegenheit, auch schnell wieder auf der Autobahn zu sein. Die Einbruchszahlen in Bad Laasphe oder Berleburg sind gleich null. Wir arbeiten eng mit der Autobahnpolizei zusammen und haben Verdächtige im Blick. Sie können sich sicher sein, dass wir was Einbrüche angeht, täglich einen Blitzmarathon starten.

3 Sind es eher ansässige Diebe oder reisenden Banden?

Das ist schwierig zu beantworten. Viele Straftaten gingen zum Beispiel auf das Konto von Einbrechern aus der Region, die wir ermittelt haben. Unsere Aufklärungsquote lag 2013 bei 35,4 Prozent. Für eine konkrete Aussage bräuchten wir 100 Prozent.