Kreuztal. . Der Gemeindevorstand der Moschee in Kreuztal distanziert sich von den mutmaßlichen Terrorunterstützern: „Diese Leute haben mit dem Islam nichts zu tun.“ So lautet eine spontane Reaktion auf die Razzia, bei der mehrere mutmaßliche Siegerländer Dschihadisten am Mittwoch von der Polizei verhaftet wurden.

„Wir verfolgen mit Entsetzen, was hier passiert!“ Mit diesen Worten reagiert ein führendes Mitglied der Kreuztaler DITIB-Moschee Fatih Camii auf die Razzia, im Zuge derer mutmaßliche Siegerländer Dschihadisten verhaftet wurden. Nicht nur der grausamen Taten wegen, die im Namen Gottes verübt werden, sondern auch, weil 99,9 Prozent der hiesigen Muslime Gefahr liefen, damit über einen Kamm geschoren zu werden. „Wir leiden darunter“, sagt er.

Seine Gemeinde blocke jedes noch so kleine extremistische Ansinnen ab. Die Moschee kooperiert eng mit der Stadt Kreuztal, Verbänden und Institutionen. Eine Gruppe Salafisten wollte den Koran verteilen – der Moscheeverein stellte sich dem entgegen. Salafisten wollten auf dem Wochenmarkt predigen – die muslimische Gemeinde verhinderte das. „Gottseidank haben wir bei uns kaum mit diesen Leuten zu tun“, sagt der Mann, „aber einer ist schon zu viel.“

Gotteskrieger haben nichts mit Islam zu tun

Seinen Namen und sein Gesicht möchte er, deutscher Staatsbürger, seit 40 Jahren im Siegerland, lieber nicht in der Öffentlichkeit sehen – aus Angst vor den selbsternannten Gotteskriegern. „Was diese Leute tun und predigen, hat mit dem Islam nichts zu tun“, bekräftigt er. Glaube dürfe nie als Waffe eingesetzt werden. Dem Dschihad, dem Kampf gegen die angeblich Ungläubigen, liege keine Zeile aus dem Koran oder irgendeiner wichtigen Religionsschrift zugrunde. „Jeglicher Extremismus, egal in welche Richtung, ist gefährlich.“ In den Augen der Dschihadisten seien er oder seine Gemeinde ohnehin nicht strenggläubig genug. „Für die sind wir auch die Ungläubigen.“

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Es sei im Islam übrigens Sünde, sagt er, einen Christen als Gavur, als Ungläubigen, zu bezeichnen. „Wir glauben alle an den gleichen Gott, unsere Religionen sind in weiten Teilen sehr ähnlich.“ Wer jetzt mit dem Koran kommt: „Es ist wahr, der Prophet Mohammed rief zum Dschihad auf – um sich gegen Heiden zu wehren, die die Muslime ausrotten wollten“, sagt er. Dies werde von Extremisten bis zur Unkenntlichkeit verzerrt, aus dem Zusammenhang gerissen, um ihre Zwecke zu heiligen. Der Islam basiere vielmehr auf Barmherzigkeit und Nächstenliebe.

Kein "Salafistennest" im Siegerland

Er habe von Jugendlichen aus Hilchenbach gehört, die sich radikalisierten – „Gehirnwäsche“ – und zum Kampf nach Syrien oder in den Irak reisen wollten, darunter auch deutsche Konvertiten. Eine Brutstätte des Extremismus, ein „Salafistennest“, hat er im Siegerland in seiner täglichen Arbeit nicht ausmachen können. Bis auf die wenigen Ausnahmen sei die Gemeinde nicht mit Radikalen in Kontakt gekommen. Ohnehin blieben die Extremisten meist lieber unter sich.

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„Es gibt einfach keine theologische Grundlage“, betont der Kreuztaler nochmals, was auch immer für die Ablehnung des Westens oder des Christentums verantwortlich sei – jemanden umzubringen; dafür gebe es keine Rechtfertigung. „Die Menschen dürfen nicht denken, dass das der Islam ist“, sagt der Muslim.

Muslime sind friedliche Menschen

Er fürchtet die Auswirkungen für seine Gemeinde, deren Mitglieder teils seit Jahrzehnten, seit ihrer Geburt hier leben. Nach derartigen Ereignissen könnten sie allein aufgrund ihres Aussehens misstrauisch beäugt werden. „Wir hoffen, die Menschen überzeugen zu können, dass Muslime mit diesen Leuten nichts zu tun haben.“

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