Siegerland/Köln. . Die Polizei hat ein dschihadistisches Netzwerk aufgedeckt. Die Ermittlungen führten auch nach Siegen, Kreuztal und Netphen. Dort wurden am Mittwochmorgen Wohnungen durchsucht. Bei Einbrüchen in Schulen und Kirchen soll Geld für IS-Kämpfer in Syrien beschafft worden sein – auch im Siegerland.

Ob es eine Verbindung zu dem Deutsch-Tunesier Majdi J. (24) aus Hilchenbach gibt, der seit einigen Monaten für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien kämpft, ist unklar.

Festnahmen auch im Siegerland

Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte die Staatsanwaltschaft Köln gestern dazu nichts sagen. „Ich kann das weder dementieren, noch bestätigen“, so Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn. Der Staatsschutz war im Fall Majdi J. damals auf eine radikale Zelle im Siegerland gestoßen. Um eine Ausreise zu verhindern, waren den Mitgliedern ihre Pässe abgenommen worden.

Insgesamt wurden zeitgleich NRW-weit 40 Wohnungen durchsucht. Dabei wurden neun Männer in Köln, Bergisch Gladbach, Siegen, Netphen und Kreuztal festgenommen. Gegen zwei der Verdächtigen – den deutschen Staatsangehörigen Kais B.O. (31) und den Pakistaner Mirza Tamoor B. (58) – geht die Bundesanwaltschaft vor. Sie sollen u.a. die Terrormilizen IS und Ahrar al-Scham unterstützt und Kämpfer angeworben haben. Auf die Initiative von Kais B.O. sollen mindestens drei Männer aus Deutschland für den terroristischen Dschihad nach Syrien geschleust worden sein.

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Gegen die anderen sieben Verdächtigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln wegen des Verdachts der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat“. Bei diesen dem Haftrichter vorgeführten Männern handelt es sich um die deutschen Staatsangehörigen Mustapha A. (25), Lazhar B.O. (22), Sofien B.O. (35), Omar B.O. (25), Anoaur J. (25), Ali Ö. (23) und Usman A. (29). Laut Staatsanwaltschaft stammt die Hälfte der festgenommenen Männer aus dem Siegerland. Auf ihre Spur gekommen war die „Ermittlungsgruppe Reise“ vom Polizeipräsidium Köln.

Die mutmaßlichen Islamisten sollen Einbrüche vor allem in Kirchen und Schulen in Köln und dem Siegerland verübt haben. Ob ihnen nachgewiesen werden kann, dass sie die Beute zur Weiterleitung an dschihadistische Kämpfer in Syrien und zur Finanzierung der Ausreise kampfwilliger Personen verwendet haben, sei unklar, so der Sprecher der Bundesanwaltschaft Marcus Köhler: „Vielleicht hat das Geld daraus dem Dschihad gedient. Das muss man aber erst belegen.“

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Bei den Durchsuchungen waren Computer, Festplatten und andere Dokumente sichergestellt worden. „Wenn sich dort eine Dankesmail syrischer IS-Kämpfer für eine Geldzahlung befindet, wäre der Fall klar.“

Strafmaß bis zu zehn Jahre Haft

Sollten sich solche Hinweise ergeben, würde der Bundesanwalt das Verfahren übernehmen. So wie bereits im Fall von Kais B.O. und Mirza Tamoor B. Für die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung liegt das Strafmaß zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft.

Geplante Raubtouren durch Kölner Kirchen – Einrüche in Siegener Schulen 

Die Siegener Polizei hat in diesem Jahr 21 Einbrüche in Schulen und drei in Kirchen gemeldet. Stehen diese Delikte im Zusammenhang mit den Festnahmen im Siegerland? Laut Staatsanwaltschaft Köln sollen diese Männer nämlich mit Diebesgut aus Kirchen und Schulen Dschihad-Kämpfer in Syrien unterstützt haben.

Bei den hiesigen Schuleinbrüchen gingen die Täter oft ohne Beute nach Hause. Am häufigsten wurden Elektroartikel gestohlen und Kaffeekassen geplündert, so Polizeisprecher Georg Baum. Meist war der Sachschaden höher als die Beute. Drei Einruchsdiebstähle meldete die Polizei 2014 im Kirchenumfeld. So wurden zum Beispiel aus einem Jugendtreff in Dreis-Tiefenbach Fernseher, Playstation und Bargeld gestohlen, in Berleburg wurde ein Opferstock aus der Wand gerissen.

Im Mai gab es eine Einbruchserie in vier Kölner Kirchen. Die unbekannten Diebe stahlen erst in Pastoralbüros Schlüssel und plünderten dann die Tresore. Gestohlen wurde laut Polizei Bargeld in vierstelliger Höhe. Anfang des Jahres wurden ebenfalls Kirchen aufgesucht. Die Täter nahmen Opferstöcke und sakrales Gerät mit. Ob diese Vorgänge mit den Festnahmen in Zusammenhang stehen, ist unklar.

Auffallend hoch sind die Zahlen nicht. 2013 wurden im Kreis in 44 Schulen und 13 Kirchen eingebrochen (2012: 37 /10; 2011: 42/6).

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