Burbach. . Auf dem Gelände der Siegerlandkaserne in Burbach, wo derzeit 700 Flüchtlinge einquartiert sind, soll im September 2015 ein umstrittenes Open-Air-Festival stattfinden. Bei der Veranstaltung unter dem Titel “Feuer&Eis“ werden Frei.Wild und Krawallbrüder die Headliner sein.

Konzertveranstalter Wievent aus Haiger plant Anfang September 2015 ein Open-Air-Festival auf dem Gelände der Siegerlandkaserne in Burbach. Die Veranstaltung unter dem Titel "Feuer&Eis" stößt auf allgemeine Skepsis. Dort, wo derzeit bis zu 700 Flüchtlinge leben, sollen sollen Bands auftreten wie die umstrittenen Rocker von Frei.Wild.

Ihr Sänger Philipp Burger war Anfang des Jahrtausends Mitglied einer Formation, die sich Kaiserjäger nannte und Textzeilen produzierte, in denen „Neger“ und „Yogos“ als „Gesindel“ bezeichnet wurden. Von diesen Texten distanziert er sich heute.

Konzertveranstalter Sascha Wießner distanziert sich unterdessen von rechtsnationalem Gedankengut. „Ich weiß, dass Deutschrock einen braunen Ruf hat. Wir sind aber weder links, noch rechts – und schon überhaupt nicht rechtsextrem.“ Die Band Frei.Wild, Headliner des Festivals, kenne er seit zehn Jahren. „Sie geben sich alle Mühe von dem rechten Image loszukommen.“

Burbachs Bürgermeister ist unwohl bei Gedanken an Festival

Trotzdem sagt Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers: „Ich mache keinen Hehl daraus, dass mir bei dem Gedanken an ein solches Festival unwohl ist“. Unserer Redaktion liegt der Mietvertrag vor, den der Konzertveranstalter mit dem Eigentümer des Gewerbeparks Siegerland geschlossen hat. Darin wird ein befristetes Mietverhältnis vom 31.8. 2015 bis zum 11.9. 2015 vereinbart.

Vermietet werden diverse Freiflächen auf dem Gelände der alten Siegerlandkaserne sowie ein Gebäude. „Die Nutzung dient der gewerblichen Nutzung zur Durchführung eines Musikfestivals“, heißt es in dem Vertrag. Der Eigentümer des Geländes, die Gewerbepark Siegerland GmbH, distanzierte sich am Montag von diesem Vertragsabschluss.

„Wir haben ihn vorsorglich formal gekündigt, als wir erfahren haben, wer dort spielen soll“, sagte Gesellschafter Axel Ebbeke. „Wir distanzieren uns auch ausdrücklich hiervon und werden vergleichbare Veranstaltungen bei uns nicht dulden. Das Wohlbefinden und die von uns gewünschte Sicherheit für Flüchtlinge und unsere Mieter hat für uns oberste Priorität und verträgt sich nicht mit solchen Veranstaltungen“, hieß es in einer Mitteilung.

Konzertveranstalter Wievent will Sicherheitskonzept vorlegen

Konzertveranstalter Wievent hält unterdessen an seinen Plänen fest und kündigte an, bei den zuständigen Behörden bis Ende November ein Sicherheitskonzept vorzulegen. Das Gelände sei für bis zu 14.000 Menschen ausgelegt. „Um ein tragfähiges Sicherheitskonzept zu schaffen haben wir uns entschlossen, die Zahl der Besucher auf 10.000 zu begrenzen.“ Auch Lärmemissionen dürften für eine Genehmigung oder Ablehnung eine Rolle spielen. Schließlich leben im Umfeld der potenziellen Veranstaltung 700 Flüchtlinge.

Rechtsradikale vor der Flüchtlingsunterkunft wären Desaster 

Der Kreis Siegen-Wittgenstein, die Gemeinde Burbach und die Kreispolizeibehörde werden ein solches Konzept zu prüfen haben. „Der Veranstalter muss gewährleisten, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet ist“, sagt Bürgermeister Ewers, der befürchtet, dass „Leute aus dem Umfeld der rechten Szene solche Veranstaltungen suchen könnten.“

Nach den schockierenden Bildern von Misshandlungen von Flüchtlingen durch Wachpersonal wäre ein Musikfestival, bei dem Rechtsradikale vor der Flüchtlingsunterkunft auftreten, ein Desaster für die Gemeinde. Allein vor diesem Hintergrund erscheint eine Genehmigung fraglich.

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Festival-Veranstalter Sascha Wießner ist sich der Brisanz bewusst. „Wir versuchen schon im Vorfeld zu verhindern, dass Rechtsradikale überhaupt auf die Idee kommen, das Festival zu besuchen.“ Vor diesem Hintergrund sei auch der Hinweis im Internet zu verstehen, dass das Tragen von Kleidung des Labels Thor Steinar, eine bei Rechtsextremen beliebte Marke, sowie nationalistische Symbolik auf dem Festival untersagt sei. „Wir schmeißen solche Leute rigoros raus.“

Feuer&Eis-Festival wird bei Facebook beworben

Das Feuer&Eis-Festival wird bei Facebook und im Internet beworben. Der Vorverkauf hat begonnen. „Wir arbeiten mit einer erfahrenen Sicherheitsfirma zusammen“, sagt Wießner. Bei einer Ortsbegehung sei bereits mit einkalkuliert worden, dass sowohl gewährleistet werden müsste, dass Festivalbesucher nicht auf das Areal der Flüchtlingsunterkunft kommen, und dass die Bewohner der Unterkunft das Gelände problemlos verlassen können. Von der Planung, dass Festivalbesucher auf dem Gelände zelten, sei er abgerückt. „Wir werden den Zeltplatz auslagern.“

Frei.Wild und Krawallbrüder die Headliner des Festivals 

Headliner des Konzerts sollen Frei.Wild und Krawallbrüder sein. Beide Bands werden immer wieder mit der rechten Szene in Verbindung gebracht. Für Medienrummel sorgte zuletzt die Nominierung der Band Frei.Wild für den Echo 2013. Bands wie Mia, Kraftklub und die Ärzte sagten daraufhin ihre Teilnahme ab. Dann zog auch der Echo-Veranstalter, die Deutsche Phono Akademie, seine Nomiernierung zurück.

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Kritiker werfen Frei.Wild, deren Sänger Philipp Burger in den ersten 2000er Jahren Mitglied der Skinhead-Gruppierung mit dem Namen Kaiserjäger war, dass sie sich nicht genug vom Rechtsextremismus distanzieren und in ihren Texten nationalistisches Gedankengut transportieren. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien setzte die Texte indes nicht auf den Index.

SS-Totenkopf grenzwertige Tätowierung bei Krawallbrüder-Sänger

Immer wieder wird auch über die Tätowierung des Krawallbrüder-Sänger Pascal diskutiert: Auf seinem Bein ist ein SS-Totenkopf vor dem Eisernen Kreuz zu sehen – ein Auge des Schädels ist blau. Demnach sei es „keine Verherrlichung rechter Ideologien, sondern eine grenzwertige Tätowierung, die auf den zweiten Blick eine ganz klare Abgrenzung zur extremen Rechten enthält/darstellt“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Internetseite der Band.

Die Band mache es bei Auftritten zur Bedingung, dass das Publikum am Einlass kontrolliert werde und Rechtsextreme, die ihre Gesinnung zeigen, nicht hereingelassen werden.