Neheim. . Für viele Gehbehinderte sind die Kirchenpforten im Stadtgebiet ein kaum zu überwindendes Hindernis. So auch für den Neheimer Rollstuhlfahrer Franz Böning, der sich für Elektro-Türen stark macht. Die Kirche will sich des Themas annehmen.

Andächtige Stille, ein kurzer Moment der Einkehr. Für viele ist ein spontaner Kirchenbesuch eine wohltuende Auszeit vom hektischen Alltagsleben. Doch vielen gehbehinderten Menschen im Arnsberger Stadtgebiet bleibt dieser Moment verwehrt - zumindest, wenn sie allein unterwegs sind. Denn: Für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen mit Rollatoren sind die schweren Kirchenpforten ein beschwerliches Hindernis: ohne fremde Hilfe kaum zu überwinden.

„Ich komme da alleine einfach nicht rein“, sagt der Neheimer Franz Böning und blickt ratlos auf die Tür des Neheimer Doms. Seit fast vier Jahren sitzt der 77-Jährige im Rollstuhl. Wegen eines Aneurysmas verlor er damals das rechte Bein, ein schwerer Einschnitt im Leben des Neheimer Urgesteins. Eine neunmonatige Tour de Force hatte Böning mitsamt der Amputation, diversen Krankenhausaufenthalten und der anschließenden Reha-Maßnahme zu überstehen. Eine schwere Zeit, über die ihm sein Glaube hinweg half. „Wenn es Gott nicht geben würde, wäre ich heute nicht mehr da“, sagt der gläubige Katholik Böning rückblickend.

Technische Lösung nicht ganz einfach

Umso mehr ärgert es Böning, dass insbesondere die schwere Tür am Neheimer Dom nicht behindertengerecht ist. Mit seinem elektrischen Rollstuhl ist er stets auf die Hilfe Dritter angewiesen. Seine Forderung: „Elektronische Türen könnten helfen.“ Es gehe ihm nicht um sein persönliches Schicksal, betont Böning. „Dieses Problem haben viele. Ich mache das nicht nur für mich“, sagt er.

Heinz Hesse aus dem Kirchenvorstand der Johannesgemeinde ist sich der Problematik bewusst. Bereits vor zwei Jahren habe sich der Kirchenvorstand des Themas angenommen und das Angebot einer Fachfirma im Gegenwert von 5000 Euro eingeholt. Seitdem ist jedoch nichts passiert. Hesse räumt ein: „Wir haben die Problematik ein bisschen aus den Augen verloren.“ Nun wolle man das Thema aber wieder aufgreifen, sagt Hesse. Die Lösung des Türen-Problems sei jedoch nicht ganz einfach darzustellen. Die technische Abteilung des Gemeindeverbandes in Meschede warnt laut Hesse, dass die Techniken für schwere Türen noch nicht ausgereift seien.

Lichtschranke oder Knopf

Folgende Lösungen stehen zur Debatte: Die Installation einer Lichtschranke oder ein Türöffner in der Kirchenmauer. Die Lichtschranke berge jedoch laut Hesse eine Verletzungsgefahr, sofern man sich versehentlich im Bereich der Lichtschranke bewege und sich die Tür unerwartet öffne. Auch der Türknopf sei keine hundertprozentige Lösung, da man sich ja nach Überwinden der Pforte in einem Windfang mit einer weiteren Tür befinde, die geöffnet werden müsse. Dennoch versichert Heinz Hesse, dass das Thema auf die Tagesordnung des Kirchenvorstands gesetzt werde - auch wenn es noch keine konkrete Lösung gebe. Für gehbehinderte Dombesucher ist dies sicherlich ein wichtiges Signal.