Heinsberg. . Ein Knopfdruck genügt und das Heck des Gefährts senkt sich langsam ab, eine Rampe klappt aus und der Rollstuhlfahrer kann bequem in den Wagen rollen. Hört sich ganz normal an für ein behindertengerechtes Fahrzeug. Aber es geht hier nicht um einen speziellen Kleinbus etc. für die Beförderung von Behinderten, sondern um einen Planwagen, den ersten behindertenfreundlichen Planwagen in ganz Südwestfalen.
Hotelier Bernhard Schwermer hat das Gefährt zusammen mit Fahrzeugbauer Manfred Dreisbach aus Erndtebrück-Schameder entwickelt. Äußerlich sieht der Anhänger hinter dem Traktor wie ein gewöhnlicher Planwagen aus, mit 9,30 Meter Länge und 2,50 Meter Breite etwas größer als andere.
Die Behinderten-Ausstattung fällt erst auf den zweiten Blick ins Auge: Rundum-Beleuchtung, Vezurrösen im Innenboden für vier Rollstuhlplätze, herausnehmbare Bestuhlung, zweiter Ein- und Ausstieg im Vorderwagen, ein Not-Aus-Knopf, der Zugfahrzeug und Planwagen komplett stilllegt. Der Clou ist die hydraulische Deichsel zum Absenken des Hecks und eine faltbare Hecktür, die zu einer Rampe umfunktioniert werden kann. Das Ganze thront auf einem Tiefladerfahrgestell mit Tandemachse und Luftfederung. Gesamtkosten: rund 40000 Euro. Rein technisch war der Bau des Jumbo-Planwagens für Profi Manfred Dreisbach relativ einfach, im Gegensatz zum Wegen durch die „Zulassungsbürokratie“. Bernhard Schwermer drückt es diplomatisch aus: „Das war schon recht schwierig.“
Das Problem: „Das Fahrzeug passte in kein gesetzliches Raster, es gab zunächst keine klaren Vorgaben“, so Manfred Dreisbach. Zusammen mit TÜV-Ingenieur Stefan Rickert entwickelten die Planwagen-Pioniere auf der Basis von Datenmaterial für Busse ein eigenes Profil für das Sonderfahrzeug. Die Gebühren für TÜV, Zulassung etc. betrugen allein 1300 Euro. Selbstverständlich schrieben die Behörden Eigentümer Bernhard Schwermer einige Auflagen ins Bordbuch. Der Planwagen darf nur von Schwermers 170-PS-Lamborghini-Traktor gezogen werden. Das Gespann darf auch nur von Bernhard Schwermer und Sohn David gefahren werden. Beide benötigen dafür einen Führerschein für Lastzüge.
Als alle bürokratischen Hürden endlich überbrückt schienen, kam der Fiskus mit der nächsten „Bremsattacke“. Die Zulassung sollte nur für das Kreisgebiet Olpe gelten. Für Schwermer als Betreiber des Restaurants im Rhein-Weser-Turm direkt an der Grenze zum Hochsauerlandkreis und zum Kreis Siegen-Wittgenstein ein Unding. Also musste eine weitere Genehmigung her, der „Bescheid zur Durchführung von Großraum- und Schwerverkehr über die Beförderung von Ladungen mit überhöhten Abmessungen und Gewichten“ in den drei Kreisen, verbunden mit weiteren Auflagen: Stark befahrene Bundes- und Landesstraßen dürfen nur in absoluten Ausnahmefällen befahren werden und müssen bei nächster Gelegenheit wieder verlassen werden.