Südwestfalen. . Nach dem tödlichen Unfall bei dem Wettbewerb „Cold Water Challenge“ (Herausforderung mit kaltem Wasser) im Münsterland ist auch in Südwestfalen eine Diskussion über den Sinn des eigentlichen Internet-Spaßes entbrannt. Beim Versuch, Mitglieder eines Kegelclubs mit Wasser aus einer Baggerschaufel zu übergießen, war ein 34 Jahre alter Familienvater in Isselburg (Kreis Borken) von der Schaufel erschlagen worden.

Natürlich wird jetzt die Frage aufkommen, ob alle Trends, die aus den USA nach Deutschland herüberschwappen, auch segensreich sind. Die „Cold Water Challenge“ ist eine Art digitaler Kettenbrief, bei dem eine Organisation oder ein Verein die Aufgabe gestellt bekommt, auf originelle Art mit größeren Mengen ­kaltem Wasser in Kontakt zu ­kommen.

Video-Clip im Internet

Nach Erledigung der Aufgabe nominiert man drei andere Gruppen, die es ihnen gleichtun und das Ergebnis bzw. den Beweis innerhalb von 48 Stunden als Video-Clip ins Internet bzw. in ein soziales Netzwerk stellen müssen. Wer diesen „Spaß“ nicht mitmacht, muss den Auftraggeber zum Grillfest einladen. Ausgedacht hat sich dieses Spektakel offenbar die Feuerwehr in Kansas City (USA). Die Videoclips begleiteten eine Spenden­aktion für ein krebskrankes Kind.

Auch in Südwestfalen laufen seit Wochen „Cold Water Challenges“ ab, die im Bundesgebiet zunächst über Feuerwehren etabliert wurden. Ob Musik- oder Schützen­vereine, Hilfsorganisationen oder gar Teile des Stadtrats (Warstein) - man bemüht sich um vermeintlich kreative Video-Lösungen in kalten Bächen, Brunnen oder Waschstraßen (!).

HSK-Kreisbrandmeister sieht Challenge mit gemischten Gefühlen

Martin Rickert aus Meschede-Calle, Kreisbrandmeister im Hochsauerlandkreis, sieht die ganze Geschichte mit gemischten Gefühlen: Auf der einen Seite weiß er, dass im Internet veröffentlichte Aktionen zum Gang der (heutigen) Dinge gehören und auch Institutionen sich nicht ganz dagegen sperren können (will man junge Menschen erreichen), auf der anderen Seite sei die Tätigkeit als Feuerwehrmann „so schon aufregend genug“ - da bedarf es nicht zusätzlicher Aufmerksamkeit (im weltweiten Netz) mit womöglich zweifelhafter Außenwirkung.

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Rickert und die Verantwortlichen von der HSK-Feuerwehr haben deshalb die Parole ausgegeben, nur bei „Cold Water Challenges mitzumachen“, wenn dabei eine positive Darstellung der Brandbekämpfer als „coole Truppe“ herauskommt und alle Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden. Zumal dieser „Klamauk“, so der Landesfeuerwehrverband Schleswig-Holstein in einer Pressemitteilung, nicht versichert ist: „Aus einer ursprünglich gut gedachten Idee zur Spendenaquirierung für brandverletzte Kinder sind nun aber überwiegend Aktionen mit bedenklichen Ausmaßen erwachsen, die erhebliche Gesundheitsrisiken enthalten.“

Dass die entstandenen Videoclips ein spaßbetontes Element der Mitgliederwerbung (insbesondere bei jungen Leuten) sein kann, sieht Kreisbrandmeister Rickert durchaus. Allerdings: „Wenn man sich in diesen Filmchen der Lächerlichkeit preis gibt, ist das mit dem Werben um ein ehrenamtliche Engagement sicher nicht vereinbar.“

Feuerwehrleute in Niederösterreich zeigen nackte Hinterteile

Beispiel: Die „Cold-Water-Challenge“-Teilnehmer einer Feuerwehr in Niederösterreich ging buchstäblich in die Hose. Der Video-Clip zeigt biertrinkende, junge Feuerwehleute, die ins kalte Wasser steigen und dann ihre entblößten Hinterteile in die Kamera halten. „Ob dies der Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr dienlich ist, sei wohl mehr als fraglich“, heißt es auf der Internetseite „Retter TV.“

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Aus einem „Spaß“ wurde jetzt im Münsterland tödlicher Ernst. Ein 34-Jähriger starb, fünf Männer kamen mit teils schweren Verletzungen in Kliniken, als ein Radlader nach vorne kippte und seine Baggerschaufel auf den Biertisch fiel, an dem elf Kegelbrüder saßen. NRW-Innenminister Jäger appellierte am Mittwoch „an den gesunden Menschenverstand, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen“.