Altkreis/Düdinghausen. Wenn am Schützenfestmontag der Festzug nachmittags Verspätung hat, liegt es normalerweise daran, dass die Königin oder der Hofstaat noch nicht fertig ist. Auf dem Düdinghauser Schützenfest mussten jetzt allerdings fast 40 Schützenbrüder noch unbedingt vor dem Zug in die Maske: Grund war ihre Nominierung und die erfolgreiche Durchführung der Cold Water Challenge.

. Wenn am Schützenfestmontag der Festzug nachmittags Verspätung hat, liegt es normalerweise daran, dass die Königin oder der Hofstaat noch nicht fertig ist. Auf dem Düdinghauser Schützenfest mussten jetzt allerdings fast 40 Schützenbrüder noch unbedingt vor dem Zug in die Maske: Grund war ihre Nominierung und die erfolgreiche Durchführung der Cold Water Challenge.

„Cold Water was?“, wird sich jetzt vermutlich so mancher Leser fragen. „Cold Water Challenge“ heißt frei übersetzt „Kaltwasser-Wettbewerb“ und funktioniert ähnlich wie das Kettenbrief-System: Eine für die Cold Water Challenge nominierte Gruppe geht innerhalb von 48 Stunden ins kalte Wasser, und das möglichst originell: Da marschiert dann der Musikverein Medelon in Strandklamotten durch die Orke, die Stadtkapelle Hallenberg durchs Naturbad, das Briloner Königspaar samt Hofstaat gar durch eine Autowaschanlage, zwei Altenbürener Musiker trompeten in der Nordsee, der Musikverein aus Marsberg wird von der Feuerwehr bespritzt, der Musikverein Olsberg und das Tambourcorps Essentho kapern jeweils einen kompletten Swimmingpool, die Schützenbruderschaft Medebach schlittert eine gewässerte Siloplanenbahn entlang, der Löschzug Medebach imitiert die Titanic auf einem Spielplatzboot oder der Spielmannszug Züschen quetscht sich komplett mit Schwimmreifen in einen Brunnen, um nur einige Beispiele aus dem Altkreis Brilon zu nennen. Wenn das ganze Spektakel dann auch noch gefilmt und das Video anschließend ins Internet gestellt wird, ist die Cold Water Challenge gewonnen. Als Belohnung dürfen bis zu drei neue Gruppen nominiert werden, die wiederum 48 Stunden Zeit zur Durchführung haben. Wer die Challenge-Regeln nicht erfüllen kann oder will, muss die Truppe, die die Nominierung ausgesprochen hat, zu einer Grillparty einladen.

Idee kommt vermutlich aus den USA

Woher diese neue Masche kommt, die sich mittlerweile über die sozialen Netzwerke auch schon im ganzen Altkreis verbreitet hat, ist nicht mehr so richtig nachzuvollziehen, vermutlich aus den USA. Die ersten deutschen Videos tauchten vor gut zwei Monaten auf und stammten von verschiedenen Feuerwehren.

Was tun bei Schäden?

Sollte sich jemand bei einer Challenge verletzen, greift laut Aussage der Provinzial die private Unfallversicherung, eventuell auch eine Vereinsunfallversicherung, soweit vorhanden.

Sachschäden ersetzt die Vereins- oder private Haftpflicht. Aber nur, wenn keine grobe Fahrlässigkeit vorliegt.

Diese Kaltwasser-Welle kommt allerdings nicht immer gut an. Im Münsterland kam es vor vier Wochen zu einem Unfall mit neun Verletzten in einem wassergefüllten Muldenkipper, auch einige Feuerwehren in NRW haben ihren Mitgliedern mittlerweile die Teilnahme untersagt, weil sie um ihr seriöses Ansehen fürchten.

Der stellvertretende Kreisbrandmeister Uwe Schwarz sieht das nasse Treiben gelassen. „Als vor Wochen die ersten Videos auftauchten, in denen sich fremde Feuerwehrleute teilweise ins Gesicht spritzten, haben wir das Thema diskutiert und unsere Feuerwehren darauf hingewiesen, dass sie bei allem Spaß die Vernunft walten lassen und sich keinesfalls grob fahrlässig oder gar vorsätzlich verletzen dürfen. Die gesetzliche Unfallkasse, über die reguläre Einsätze abgesichert sind, greift hier nämlich nicht. Verboten haben wir nichts, unsere Löschzüge entscheiden selber über eine Teilnahme.“ Die bisherigen Nominierungen wie z.B. vom Löschzug Medebach seien umsichtig durchgeführt und damit eine sympathische Werbung für die Feuerwehr, so Schwarz.

Traumatisierte Forellen

Im Altkreis Brilon überwiegt also weiter der Spaß an der Sache. Auf dem Düdinghauser Schützenfest gingen die Düdinghauser Schützen gemeinsam mit ihren Kollegen von der Schützenbruderschaft Hesborn im Schwimmteich von Bernd Welticke ausgiebig in Uniform baden und nominierten anschließend die Schützengesellschaft Hallenberg. Deren Vorsitzender Rüdiger Eppner zeigte sich am Montagabend überrascht: „Den Brauch kannte ich bis jetzt noch gar nicht. Aber egal, wir machen mit, ein paar Jungoffiziere werden wir bestimmt finden, die für uns ins Wasser gehen.“

Die einzigen, die also dieser Aktion am Montagabend in Düdinghausen nicht so viel abgewinnen konnten, waren wohl einige völlig traumatisierte Schwimmteich-Forellen. Und der Festzug ist mit anderthalb Stunden Verspätung und einigen etwas derangiert aussehenden Schützenbrüdern auch noch gestartet.