Meschede. Drei Krebstote allein in diesem Jahr, zwei junge Beamte aus Altenbüren und Bestwig und ein Pensionär aus Meschede. Die Recherchen unserer Redaktion zu den Krankheitsfällen in der Polizei Meschede ergaben: Die Zahl der Erkrankten liegt wahrscheinlich höher.
Anfang November hatte unsere Redaktion das erste Mal über eine hohe Zahl an Krankheitsfällen in der Polizeiwache Meschede berichtet. Menschen aus dem Umfeld der Polizei hatten sich besorgt an die Redaktion gewandt, weil sie fürchteten, dass die Büroräume - in welcher Form auch immer - für die Krankheitsfälle verantwortlich sind.
Damals bestätigte die Polizeidirektion auf Anfrage, dass es 16 Krankheitsfälle in den vergangenen 20 Jahren gegeben habe. Darunter verschiedene Krebsarten, aber auch Herz-Kreislauferkrankungen.
Ergebnisse Mitte Januar
Intern wolle man nun recherchieren, ob ein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Räumen bestehen könne. „Wir nehmen die Sorgen unserer Mitarbeiter sehr ernst“, betonte damals Polizeidirektor Georg Petering. Unserer Recherchen haben nun ergeben: Statt 16 Fällen in 20 Jahren sind es eher 16 Fälle in maximal zehn Jahren – darunter allein 13 – allerdings sehr unterschiedliche Krebserkrankungen. Insgesamt arbeiten in der Polizeiwache 60 Mitarbeiter.
Tatsächlich hat mittlerweile ein externes Büro Proben der Raumluft genommen, wie der Bau-und Liegenschaftsbetrieb Soest auf Anfrage bestätigte. Er ist Eigentümer der Immobilie und als Landesbehörde nach eigenen Aussagen regelmäßig mit ähnlichen Fällen befasst. Mit Ergebnissen rechnet man dort Mitte Januar. In der Polizei-Behörde geht es allerdings vor allem um eins: Herauszubekommen, wer Informationen über diese Krankheitsserie an die Presse gegeben hat.
Unsere Informanten sind sicher
Polizeidirektor Georg Petering geht es nach eigenen Aussagen darum, seine eigenen Leute zu schützen. Internes müsse auch intern geklärt werden, sagte er. Eine Ansicht, die auch Personalratsvorsitzender Johannes Rainer Gruß und die Staatsanwaltschaft Arnsberg unterstützen. Daher ist die Polizei in Soest jetzt mit Ermittlungen wegen der Verletzung von Dienstgeheimnissen beauftragt worden (wir berichteten). In der Nachbarbehörde arbeiten übrigens einige ehemalige Mescheder Kollegen. Man kennt sich. Petering glaubt, dass unserer Redaktion eine detailliert Liste mit Namen und Krankheitsfällen vorliegt, wie sie wohl tatsächlich intern in der Behörde aufgestellt worden war. Dem ist übrigens nicht so.
Unsere Informanten sind zudem sicher: „Ohne den Druck der Öffentlichkeit wäre noch nicht so viel passiert.“ Sie sagen: „Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Immerhin geht es um die Gesundheit aller Menschen, die in den Gebäuden am Rautenschemm weiter arbeiten müssen.“
Der Sohn eines verstorbenen Mescheder Pensionärs geht noch einen Schritt weiter: Er lässt zurzeit von einer Anwaltskanzlei prüfen, ob er eine Dienstaufsichtsbeschwerde stellt oder sogar Anzeige gegen den Dienstherrn seines Vaters wegen unterlassener Hilfeleistung.