Meschede. .

Erst vor wenigen Tagen haben sie einen jungen Kollegen beerdigt. Gerade 40 Jahre alt geworden. Familienvater. Vor zwei Jahren wurde der Krebs diagnostiziert. Kein Einzelfall. Insgesamt sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten auffallend viele ­Mitarbeiter der Polizeiwache in Meschede schwer erkrankt. ­Könnte das Gebäude aus den 60er-Jahren die Ursache sein? Das fragen sich Mitarbeiter. Sie sorgen sich um ihre Gesundheit. Auch die örtliche Führung nimmt das Problem ernst.

16 Erkrankungen

60 Mitarbeiter hat die Polizeiwache in Meschede. Laut Polizeidirektor Georg Petering waren 16 in den vergangenen 20 Jahren von schwer wiegenden Krebs- und ­Herz-Kreislauferkrankungen betroffen. „Wir nehmen das Thema ernst aus Fürsorge für unsere Mitarbeiter“, betont Petering, „glauben aber nicht, dass es da einen Zusammenhang gibt.“

Schon 2001 sei nach ersten Krankheitsfällen die Bausubstanz begutachtet worden. Damals habe man keine Auffälligkeiten festgestellt, zitiert Petering aus den Akten. Das sei allerdings vor seiner Zeit gewesen, erklärt er.

Im Sommer 2012 traten weitere Krankheitsfälle auf. Allen war gemeinsam, dass die Betroffenen zumindest zeitweise auf der Wache Meschede gearbeitet hatten. „Damals haben wir als Behörde den Polizeiarzt gebeten zu überprüfen, ob diese Erkrankungen in Zusammenhang mit dem Gebäude stehen können“, erklärt der Polizeidirektor. „Die Antwort war ein klares Nein. Es gebe keinen gemeinsamen Nenner.“

2013 nun sind erneut zwei Kollegen erkrankt. Wieder wurde die Behördenleitung in Zusammenarbeit mit dem Personalrat aktiv. Petering betont: „Wir wollen definitiv ausschließen, dass die Wache die Ursache ist.“ Diesmal wendet sich die Leitung an das Kreisgesundheitsamt. „Nicht etwa, weil wir unserem Polizeiarzt misstrauen, sondern einfach um eine neutrale, zweite Meinung einzuholen“, stellt Georg Petering klar. Dazu werden im Moment die erkrankten Kollegen gebeten, ihre ­Krankenakten zur Verfügung zu stellen, damit der HSK-Amtsarzt diese auswerten kann. Gleichzeitig wird überprüft, ob sich diese ­Mitarbeiter vor allem in bestimmten Räumen aufgehalten haben. „Diese Untersuchungen sind ­aufwändig und werden einige Zeit in Anspruch nehmen“, weiß ­Petering. Über das eigene Intranet der Behörde habe man die Mitarbeiter breits über diese Maßnahmen ­informiert.

Polizeidirektor glaubt an Zufall

Petering glaubt weiter an eine zufällige Häufung. „Es gibt viele Gründe, warum Menschen erkranken“, sagt er. Lebensweise, Vorerkrankungen oder familiäre Veranlagungen gehörten dazu. Die Ursache bei Trinkwasser, Teppichböden oder Anstrich zu suchen - das sei reine Spekulation.

Die unspezifischen Krankheitsformen sprechen auf den ersten Blick gegen einen gemeinsamen Auslöser. So sind in der Wache Meschede sehr unterschiedliche Krebserkrankungen aufgetreten, vom Gehirntumor bis zum Prostatakrebs. Dazu kommen schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Alles ganz normal in einer älter werdenden Belegschaft, könnte man denken. Doch Mitarbeiter sagen, eine ähnliche Häufung der Krankheitsfälle trete nur in Meschede auf - nicht in den anderen Wachen. Laut Petering gibt es keinen offiziellen Vergleich, dass die Wache in Meschede im Verhältnis besonders betroffen ist. „Das wollen wir auch gar nicht“, sagt er. „Was wäre, wenn das unsere Zahlen ­relativieren würde? Wir wollen nicht kleinlich sein, sondern die Sorgen unserer Mitarbeiter ernst nehmen.“