Meschede. Die Belastung für Lehrer ist groß. Auch nach Schulschluss kennen Eltern in Meschede offenbar keine Grenzen. Lehrer zeigen sich genervt.
Das Verhalten mancher Eltern an Mescheder Schulen wird zu so einem großen Problem, dass es in Elternbriefen nicht mehr um das Verhalten der Kinder geht, sondern um das Verhalten der Eltern selbst. So passiert auch an der Luziaschule in Berge: Hier wurde zu Beginn des Halbjahres in einem Elternbrief auf die Situation aufmerksam gemacht und um Rücksicht geworben. Ergebnis: scheinbar keine Verbesserung.
Im Elternbrief um Verständnis geworben
- Abiturienten der Mescheder Gymnasien feiern letzten Schultag
- Wie ein Wirtschaftsingenieur zum Lehrer in Meschede wurde
- Ampel-Panne: Osterferien werden zur Reparatur genutzt
Die Schule unter der Leitung von Anja von Fürstenberg möchte sich zu dem Sachverhalt gegenüber dieser Zeitung nicht äußern. Der Elternbrief ist auf der Schulwebseite öffentlich einsehbar. Dort heißt es im Wortlaut: „Liebe Eltern, wir möchten noch einmal die Bitte aussprechen, von abendlichen Anrufen und Messenger-Nachrichten an die KollegInnen, die nicht einen Notfall betreffen, abzusehen. Mit Rücksicht auf die Ruhezeiten unserer Lehrkräfte bitten wir freundlich darum, sich zu Dienstzeiten an die KollegInnen zu wenden. Krankmeldungen geben Sie bitte zwischen 7.00 Uhr und 7.45 Uhr über den Messenger oder zwischen 7.30 Uhr und 7.45 Uhr telefonisch in der Schule durch. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“ In einem weiteren Elternbrief aus März wird darum gebeten, für Gespräche einen Termin zu vereinbaren. Eltern hätten wohl vermehrt zwischen den Schulstunden und Pausen vor den Klassen auf die Lehrkräfte gewartet.
Wegen Belanglosigkeiten zum Telefon gegriffen
„Vermehrt greifen Eltern auch abends zum Hörer, um die Lehrkraft ihres Kindes zu kontaktieren. Leider handelt es sich in den meisten Fällen nicht um einen ‚echten‘ Notfall.“ Dies teilt uns Martina Nolte, Schulamt für den Hochsauerlandkreis, auf Anfrage mit. „Echte“ Notfälle seien ihr zufolge nur schwer genau abzugrenzen, sicher zählten dazu aber eine lebensbedrohliche Erkrankung des Kindes oder ein Todesfall in der Familie. Nicht aber Nachfragen zu Hausaufgaben oder Krankmeldungen zu später Stunde. Dies seien die Gründe, mit denen die Lehrkräfte weit außerhalb ihrer Arbeitszeit häufig konfrontiert würden.
Ein weiteres Problem sieht Nolte im Umgang mit den digitalen Medien außerhalb des Unterrichts. Die Kinder seien abgelenkter und können sich schlechter konzentrieren als noch vor ein paar Jahren. Hinzu kommt: „Leider wird die schulische Arbeit von einzelnen Eltern nicht unterstützt, manche stellen pädagogische Maßnahmen der Lehrkräfte vor den Augen und Ohren der Kinder infrage, diskutieren oder boykottieren diese sogar.“
Lehrpersonen werden infrage gestellt
Dies sind beispielsweise Zusatzaufgaben, die einer Schülerin oder einem Schüler aufgrund mangelnder Mitarbeit auferlegt werden. Jedoch würden diese dann von den Eltern auch zu später Stunde noch vor den Kindern am Telefon diskutiert werden. Dieses Verhalten schlage sich sogar auf die Benotung der Kinder über: „Jede Note muss heute gerechtfertigt werden, da die Eltern die Lehrkräfte teils sogar unter Druck setzen“, so Nolte. Die Belastung an den Schulen steigt so noch weiter. Durch Lehrermangel und steigenden Förderbedarf ist die Belastung an manchen Schulen ohnehin schon hoch.
Wie schon im Elternbrief der Luziaschule gewünscht, rät auch Nolte den Lehrkräften, mit den Eltern verbindliche Sprechzeiten zu vereinbaren, zu denen die Lehrkräfte für Fragen und Anliegen zur Verfügung stehen. Eine Alternative zur Kommunikation stellt das Land NRW bereit. Die Plattform „Logineo“ ermögliche eine sichere Kommunikation zwischen Schule und Eltern - dabei ist kein Austausch von Handynummern nötig.
Ein Kommentar zur Sache
Alternativen zur Handynummer vorhanden
Darüber hinaus gibt es auch andere Plattformen, die eine einfache Kommunikation ermöglichen. Nicht jede Schule aber nutzt die gleiche Plattform. In jedem Falle biete die klassische Email eine gute Alternative zur Handynummer, so Nolte.
Christiana Kuhnert, leitendes Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Kreisverband Hochsauerland, teilt auf Anfrage mit, dass „jede in einer Schule tätige Lehrkraft sich der Wichtigkeit von Austausch und Kommunikation mit den Eltern ihrer Schülerinnen und Schüler bewusst ist, was sich nach meinen Erfahrungen in einem hohen Engagement und dem Einsatz von viel Arbeitszeit zeigt. Da gerade das Ergebnis einer Umfrage der GEW in Bezug auf Belastung von Lehrkräften zeigt, dass viele Kolleginnen und Kollegen an die Grenzen der Belastbarkeit kommen, ist es in diesem Kontext eine Bitte und Aufforderung an die Eltern, den Austausch mit den Lehrkräften im Rahmen der vereinbarten Zeiten durchzuführen.“