Meschede/Bestwig/Eslohe/Schmallenberg. Seit Kurzem liegt der Sozialindex für das Schuljahr 2024/2025 vor. Wo im Ranking stehen die Schulen im Mescheder Umland?

Mit einer 1 bis 9 werden alle Schulen in NRW im Schulsozialindex bewertet. So auch in Meschede und Umgebung. Die Zahl sagt aus, wie sich die Schülerschaft einer Schule zusammensetzt. Dabei wird unter anderem betrachtet, für welchen Anteil der Schüler Deutsch nicht die Muttersprache ist oder wie viele Kinder von Armut bedroht oder sogar betroffen sind.

Die Schulen im Bereich Meschede und Umland liegen in der niedrigen Hälfte (Index 1 - 4). Lediglich eine Schule wurde auf den höheren Plätzen gewertet. Dabei muss man jedoch beachten, dass es kein „gut“ oder „schlecht“ gibt. Der Index bewertet die zu erwartende Belastung an den Schulen. Dabei spielen Sprachhindernisse, Armutsverhältnisse und Förderschwerpunkte eine Rolle.

Index bewertet nicht die Leistung

Wichtig ist auch: Der Sozialindex bewertet nicht die Leistung der einzelnen Schulen. Er macht die Schulen aber vergleichbar, wenn es um die Verteilung von Geldern und Lehrstellen geht. Eingeführt wurde der Sozialindex 2020 vom Land NRW in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Universität Bochum.

Was auffällt: Marienschule, Schule unter dem Regenbogen, St.-Walburga-Hauptschule in Meschede und die Andreasschule in Velmede weisen die größten Belastungspotenziale auf. Und: keine Schule in Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg wurde heruntergestuft. Alle Schulen haben entweder ihren Index gehalten oder wurden hochgestuft.

Susanne Leeuw, Schulleiterin der Schule unter dem Regenbogen, möchte sich im Gespräch mit dieser Redaktion nicht öffentlich zum Thema äußern. Allgemein gibt sie als Grund für die Veränderung des Index ihrer Schule von 2 (2020) auf 4 (2024) gesellschaftliche Veränderungen an.

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Ein hohes Ranking ist nicht schlecht für eine Schule

Die Schule mit dem höchsten Index ist die Andreas-Schule in Bestwig. Sie ist um zwei Zähler im Vergleich zum Jahr 2020 auf Index 5 hochgestuft worden. Wie kann das sein? Schulleiter Matthias Risse äußert sich umfangreicher als seine Kollegin aus Meschede.

Er schätzt, dass im Einzugsgebiet seiner Schule mehr Kinder Bürgergeld erhielten. Der Bezug von Leistungen nach dem SGB II ist einer der vier Faktoren zur Berechnung des Schulsozialindex. Ein weiterer Faktor ist der Anteil der Kinder mit überwiegend nicht deutscher Familiensprache. „Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund ist seit langem bei uns besonders hoch“, so Risse gegenüber dieser Redaktion. Er begründet diese Sachlage mit dem Schulstandort.

Corona hat Auswirkung auf die Sprachentwicklung von Kindern

Problematisch sieht Risse auch den Anteil an Kindern, die in Deutschland aufgewachsen sind, aber trotzdem kein Deutsch sprechen. Für den Schulleiter ist dies eine Folge der Corona-Pandemie: „Wenn Kinder im frühen Alter nicht die Kita besuchen können, dann sind sie zu Hause und sprechen die Sprache, die dort gesprochen wird.“

Faktor 3 der Berechnung des Schulsozialindex ist der Anteil an zugezogenen Kindern aus dem Ausland. Auch hier sieht Risse einen „massiven“ Anstieg seit 2020. Ihm zufolge seien „die Zahlen von 2020 nicht ansatzweise mit denen von 2024 vergleichbar.“

Förderbedarf ist hoch

Der vierte und letzte Faktor ist der sonderpädagogische Förderbedarf. Die Andreas-Schule ist nach eigenen Angaben die einzige Schule im Gemeindegebiet, die für das gemeinsame Lernen eingerichtet ist. Risse: „Das bedeutet, wir bekommen alle Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, und deren Zahl ist steigend.“

Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich nicht daran, wie man mit den Stärksten umgeht, sondern mit den Schwächsten.
Matthias Risse - Schulleiter der Andreas-Schule Bestwig, er zitiert seinen ehemaligen Chef

Der Schulleiter wehrt sich aber dagegen, dass eine Hochstufung des Schulsozialindex als eine Verschlechterung oder gar ein „Abrutschen“ der Schule wahrgenommen wird. Er zitiert einen seiner ehemaligen Vorgesetzten: „Der Wert einer Gesellschaft bemisst sich nicht daran, wie man mit den Stärksten umgeht, sondern mit den Schwächsten.“

Der Index sei nur eine Zahl und ein höherer Index bedeute nicht unbedingt größere Herausforderungen. Sollte jedoch der Schulsozialindex dafür sorgen, dass die Schulen mit einem höheren Index „Unterstützung und Entlastung erfahren, wäre das prima“, so Risse weiter.

Ukraine-Konflikt hat erwartbaren Einfluss auf den Index

Neben den von Risse genannten Gründen sieht das Land NRW eine allgemein steigende Belastung der Schulen durch Zuwanderung.

Neben der Schule unter dem Regenbogen und der Andreas-Schule liegen noch zwei weitere Schulen im Gebiet auf einem Index von 4: die Marienschule und die St.-Walburga-Hauptschule, beide in Meschede. Die Schulleiterinnen und Schulleiter waren für eine Stellungnahme bislang nicht erreichbar. Die Stadt Meschede verweist auf die Webseite des Landes sowie die Stellungnahme vom Schulleiter der Andreas-Schule, Matthias Risse.

Das Gymnasium der Benediktiner und die Walburga-Realschule werden übrigens nicht im Schulsozialindex erfasst. Beide sind Ersatzschulen und somit nicht in öffentlicher Trägerschaft.

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