Bad Fredeburg. Einem Mann wird der Geldbeutel geklaut; die EC-Karte wird schnell gesperrt, doch 1000 Euro werden abgehoben. Wie kann das passieren?

Es ist Karsamstag, Albert Müller aus Schmallenberg macht sich auf dem Weg zum Discounter Lidl in Bad Fredeburg, um dort seine Ostereinkäufe zu tätigen. Es ist der Tag, an dem sich für ihn ein Albtraum bewahrheitet. Direkt vor meinem Wagen zieht ein Mann eine ganze Palette Chips aus dem Regal, als wäre das aus Versehen, verteilt die über meinen Einkaufswagen“, erzählt der Rentner. „Ich hab ihm noch geholfen, das wieder aufzuräumen. Mir kam das schon komisch vor, wie der ankam und noch den Fuß vor meinen Wagen stellte.“

Nach dieser Täuschungsaktion fällt Albert Müller auf: Die Brieftasche fehlt. Darin befindet sich nur eine geringe Summe Bargeld, aber auch alle wichtigen Dokumente und Karten - auch die EC-Karte. „Ich bin sofort zur Kasse und habe Bescheid gesagt, dass ich ausgeraubt wurde“, erinnert er sich. Die Kassiererin half ihm direkt dabei, die Karte sperren zu lassen. „Das waren vielleicht zehn Minuten, oder eine Viertelstunde.“ Kaum dass der Anruf getätigt ist, kommt eine andere Kundin an die Kasse, sie hätte ein Portemonnaie gefunden - es ist Albert Müllers. „Es war alles noch da - nur die EC-Karte fehlte.“

EC-Karte sofort gesperrt - trotzdem wird Geld vom Konto gestohlen

Der 84-Jährige wundert sich; er ist ganz durcheinander, erinnert er sich. Erst zu Hause hilft ihm die Familie dabei, die Polizei zu verständigen. Bei der Kreispolizeibehörde liegt eine Anzeige vor, bestätigt Polizeipressesprecherin Laura Burmann. Auch die Polizei sperrt nochmal die Karte, so Albert Müller. Doch zu spät. Am Dienstag nach Ostern fällt auf, dass 1000 Euro von seinem Konto fehlen; offensichtlich wurde die Karte noch vor der Sperrung genutzt, um auf das Konto zuzugreifen. „Ich weiß nicht, wie das passieren konnte“, sagt Albert Müller. „Ich habe keine PIN im Portemonnaie, und die Sparkasse ist nicht direkt nebenan. Sind die geflogen?“ Erklären können das auch Polizei und Sparkasse nicht.

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„Täter können beispielsweise durch Ausspähen der PIN, zum Beispiel bei der PIN-Verwendung am Geldautomaten oder beim Bezahlen im Ladengeschäft, Kenntnis über die PIN bekommen“, erklärt Laura Burmann. Die Täter würden dann „über die Schulter mitlesen“, erklärt sie - und dann versuchen, die EC-Karte zu stehlen. Deswegen sollte man immer genau auf sein Umfeld achten - und auffällige Veränderungen am Geldautomaten sofort der Polizei melden. Bei der PIN-Eingabe sollte man stets das Tastenfeld verdecken, zum Beispiel mit der Hand oder dem Portemonnaie, und Menschen, die zu nah dran stehen, bitten, zurückzutreten.

Problem: Wird die PIN genutzt, können Zahlungen nicht mehr zurückgeholt werden

Simone Rohde, Pressesprecherin der „Sparkasse mitten im Sauerland“, weist darauf hin, dass nach einem Kredit- oder Debitkartenverlust täglich die Kontoumsätze geprüft werden sollten. „Wenn ungewöhnliche Abbuchungen entdeckt werden, sollte sich sofort mit dem eigenen Kreditinstitut in Verbindung gesetzt werden. Bei Lastschriften ist eine Rückbuchung bis zu 8 Wochen ab Buchungsdatum möglich, bei nicht autorisierten Lastschriften sogar bis zu 13 Monate.“ Schwieriger wird es bei Buchungen, bei denen der Dieb oder die Diebe die ausgespähte oder gefundene Geheimzahl eingegeban haben: „Dann ist eine Rückholung meist nicht möglich, da die Buchung in der Regel sofort ausgeführt wird“, erklärt sie.

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Die Sparkasse klärt in ihren Beratungsgesprächen und ihren Vertragsunterlagen über die Sicherheitshinweise auf, außerdem gibt sie regelmäßig Tipps auf der Website, in Newslettern und den Sozialen Medien. Die Bank rät: Die PIN nicht im Portemonnaie aufbewahren, bestenfalls nichtmal aufschreiben, und keine leicht zu erratende Wunsch-PIN wählen - also nicht den eigenen Geburtstag, zum Beispiel. Um Taschendiebstählen vorzubeuben, so die Polizei, sollten Taschen und Wertsachen immer nah am Körper getragen und nicht unbeaufsichtigt gelassen werden. „Taschendiebe schlagen in alltäglichen Situationen zu. Denn gerade dann sind wir oft unachtsam“, so Laura Burmann.

Also hat Albert Müller aus Schmallenberg eigentlich richtig gehandelt: Er war vorsichtig. Trotzdem fehlen 1000 Euro - kein geringer Betrag für den Rentner. „Ich habe einfach fürchterliche Angst“, gibt er zu. Mittlerweile gibt es auch einen Lichtblick: In einer Briloner Berichterstattung glaubt er, auf einem Fahndungsfoto den Täter zu erkennen - der ist laut der Polizei 30 Jahre alt. Jetzt hofft er, dass der Mann schnell gefasst werden kann.