Meschede. Meschede legt ein Sonderprogramm gegen Leerstände für A-und B-Lagen auf. Ein Vermieter findet die Summe zu niedrig und stockt sie auf.

Die Leerstände in der Innenstadt beheben, Mietern und Vermietern Anreize bieten, Neues zu versuchen: Das wollte schon das NRW-Sofortprogramm Innenstadt, über das in Meschede beispielsweise Brasserie und Cafébar „Herz über Kopf“, Jo Menkes Wein-Outlet und das Eltern-Kind-Café „Little Turtle“ noch gefördert wurden. Das Programm ist ausgelaufen. Dafür legt die Stadt nun ein eigenes Innenstadtprogramm auf, von dem auch bereits geförderte Personen noch einmal profitieren können

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Fußboden und Sanitäranlagen sind gerade erst renoviert.. 
Fußboden und Sanitäranlagen sind gerade erst renoviert..  © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Die Förderung

Je nach Lage und eingebrachtem Konzept können maximal 3000 Euro als Mietkostenzuschuss gewährt werden. Die Kriterien dazu: Es muss sich um eine Neugründung oder eine signifikante Erweiterung eines bestehenden Betriebes in einem neuen Objekt ab dem Januar 2024 handeln. Das Vorhaben muss eine Angebotslücke schließen und regelmäßige Öffnungszeiten von mindestens 30 Stunden pro Woche haben. Die Mindestdauer der Anmietung beträgt für neue Vorhaben sechs Monate und für Konzepterweiterungen zwei Jahre. Insgesamt stehen dafür 15.000 Euro bereit.

Vermieter Kosdik stockt auf

„Nicht gerade viel für eine Innenstadt, in der aktuell noch rund zehn Geschäftslokale leer stehen“, findet Friseurmeister Yasin Kosdik. Er hat selbst vor zwei Jahren eine Immobilie in der Gutenbergstraße erworben, für die er aktuell einen Mieter sucht. Allerdings liegt die Gutenbergstraße nur in einer 1B-Lage. Die Stadt, so informierte ihn das Stadtmarketing, unterstützt eine Vermietung nur mit 1500 Euro. Kosdik ist überzeugt, dass auch die Vermieter sich bewegen müssen, wenn die Leerstände verschwinden sollen. Er stockt die Summe um weitere 1500 Euro auf. Als „Fördern statt fordern“, fasst er das zusammen.

Als Wohnung hätte ich die Räume schon vermietet.
Yasin Kosdik - sucht einen Mieter für seinen Leerstand

Kein Wettbüro mehr

120 Quadratmeter hat sein Ladenlokal, 8 Euro Miete kostet der Quadratmeter. „Ich halte das alles sehr transparent“, sagt er. Zuletzt war dort ein Wettbüro untergebracht, der Mietvertrag lief aus. Kosdik hätte gern eine andere Branche. „Hier gehen ja auch viele Kinder her.“ Beauty kann er sich vorstellen, Physiotherapie, Mode, einen Schneider. Die Räume sind noch relativ frisch renoviert, barrierefrei ohne Stufen erreichbar. Natürliches Licht gibt es von beiden Seiten.

Auch über den Umbau in eine Wohnung hat er schon nachgedacht, wie Vermieter und Nachbar Christoph Kotthoff im Handarbeitsgeschäft von Gisela Kath. „Doch dann müsste ich deutlich mehr investieren“, weiß Kosdik, und schiebt nach: „Dann hätte ich die Räume aber auch schon vermietet.“

Kritik an Vermietern

Der Friseur, der selbst ein Geschäftshaus am Ruhrplatz hat, ist überzeugt, dass auch die Vermieter „aus der Komfortzone kommen müssen“. Er findet es gut, dass beispielsweise Stephan Schürmann erneut mit S. Oliver verhandelte, bevor das Modegeschäft Meschede verließ. Vermieter, die Immobilien dagegen bewusst leer stehen lassen, wie in der Gutenbergstraße und am Ruhrplatz oder sie gar verkommen ließen, schadeten dem Image der Stadt. „Zum Teil sind die Preise in Meschede auch immer noch deutlich zu hoch. Ich war ja selbst jahrelang Mieter, aber die Zeiten haben sich geändert.“ Doch Kosdik hält auch nichts davon, der Stadt die Schuld an den vielen Leerständen in die Schuhe zu schieben: „Leerstände sind ein Problem, das fast alle Städte umtreibt.“

Christina Wolff, Geschäftsführerin des Stadtmarketings und der Wirtschaftsförderung, ist sicher, dass das Programm neue Impulse für die Leerstandbelebung gibt. Die finanzielle Unterstützung sei sein „Chancenprogramm“ – es biete „Raum für kreative Ideen“ sowie die nötige Rückendeckung für Gründerinnen und Gründer, um auszuprobieren, ob ihr Vorhaben konzeptionell und auch wirtschaftlich tragfähig ist.

Hintergrund/Zweittext: Hilfe für Vereine

Das lokale Förderprogramm Innenstadt ist ein Baustein des Stärkungspaktes „Starke Vereine & starke Stadt(-teile)“. Für die Jahre 2023 und 2024 hatte der Stadtrat dafür insgesamt 100.000 Euro bereitgestellt. Für das laufende Jahr stehen noch rund 61.000 Euro zur Verfügung. Zuschüsse zum „HenneLeuchten“ mit Late-Night-Shopping im Herbst sowie zu den Samstags-Aktionen zur Belebung der Innenstadt von Mai bis September sind bereits vorgesehen.

Vereine können sich noch bewerben

Auch Vereine können sich noch um Unterstützung bewerben: 30.000 Euro sind in diesem Jahr dafür vorgesehen. Voraussetzung: Geht es um die Unterstützung im Rahmen von Förderprogrammen, sollte der entsprechende Förderbescheid vorliegen. Alternativ können sich Vereine bewerben, wenn ihr Projekt „außergewöhnliche Strahlkraft und eine lokale Bedeutung“ hat, so Christina Wolff, Leiterin Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung. Pro Projekt gibt es maximal 5000 Euro als Zuschuss. Die Entscheidung trifft eine Jury aus Stadtmarketing, Kommunalpolitik und Stadtverwaltung.

Im Innern ist das Ladenlokal in der Gutenbergstraße noch als Wettbüro eingerichtet. Yasin Kosdik hat auch über den Umbau in eine Wohnung nachgedacht.
Im Innern ist das Ladenlokal in der Gutenbergstraße noch als Wettbüro eingerichtet. Yasin Kosdik hat auch über den Umbau in eine Wohnung nachgedacht. © Funke Medien NRW | Ute Tolksdorf

Sonderbudget Starke Vereine

Seit 2021 wurde damit u.a. unterstützt: die Aufwertung des Dorfrundwegs Berge, den Wogen-Weg, den Spielplatz Rittergut Olpe, die Dorfmittelpunkte in Calle und Wallen, den Fitness-Parcours in Freienohl, das Newcomer-Forum Kultur des wkm oder auch ein Kinderkonzert in Wennemen. Insgesamt 27.000 Euro.

Christina Wolff begrüßte es, dass vom gesamten Sonderbudget sowohl heimische Gewerbetreibende als auch Vereine profitieren können: „Beide Seiten sind wichtig für eine lebendige und attraktive Stadt.“