Schmallenberg. Schmallenberg hat seine Feuerwehr untersuchen lassen. Herausgekommen sind nötige Investitionen, eine dringende Empfehlung und auch Lob.
Sie eilen zu Verletzten, setzten ihr Leben aufs Spiel, retten Menschen und bergen Tote. Die Freiwillige Feuerwehr Schmallenberg hat viele Einsatzgebiete. Immer wieder wird vergessen, dass die Männer und Frauen all‘ das im Ehrenamt tun. Eine bestmögliche Ausstattung ist in weiten Teilen gesetzlich vorgeschrieben und Ehrensache für eine Kommune – aber auch teuer und aufwändig. Das wurde jetzt wieder bei der Erstellung des Brandschutzbedarfsplans deutlich.
Lesen Sie auch:
- Jahrzehnte später: Cold-Case-Team prüft Mord bei Meschede
- Wellness im HSK: exklusive Orte für einen Sauna-Besuch
- Wie Schmallenberg mit Freiflächen-Photovoltaik umgehen will
Im Haupt- und Finanzausschuss stellte Julia Gaarz, Mitarbeiterin der Kommunal-Agentur NRW, das Papier vor. Sie lobte: „Sie können sich freuen, dass Sie hier so engagierte Leute haben. Sie haben eine gute Zielerreichung. Nutzen Sie das ehrenamtliche Ehrenamt, solange es geht.“ Sie nannte aber auch Kritikpunkte und gab zu: „Das wird teuer.“
Die Risiken
Schmallenbergs Feuerwehr muss eine sehr große Fläche innerhalb weniger Minuten erreichen. Sie hat – wie andere Wehren auch – das Problem der Tagverfügbarkeit. Das heißt: Die Ehrenamtlichen sind tagsüber an anderen Orten beschäftigt als dort, wo sie leben und einer Feuerwehr angehören. Das führt dazu, dass manche Orte tagsüber nicht schnell genug erreicht werden. Die großen Hotels, Kliniken und Betriebe sind besonders gefährdet, weil da viele Menschen zusammenkommen. Mögliche ABC-Gefahren, atomare, biologische und chemische Risiken, gehen in Schmallenberg von wenigen Betriebe, dem Fraunhofer-Institut und Schwimmbädern aus.
Das Positive
Laut Brandschutzbedarfsplan erfüllt Schmallenberg die meisten seiner Aufgaben. „Sie kommen gut auf die Straße“, wie es Julia Gaarz zusammenfasste. Um die Tagverfügbarkeit zu verbessern, seien bereits Maßnahmen getroffen worden. So wird im Gewerbegebiet Lake für die dort beschäftigten Feuerwehrmänner und -frauen eine Tagwache eingerichtet (wir berichteten). Im Schnitt gibt es in Schmallenberg rund 300 Einsätze im Jahr. Die meisten für die Löschzüge Schmallenberg und Bad Fredeburg. Das sei insgesamt gut machbar, so die Expertin.
Die Probleme
Wo die Verwaltung zuletzt gut nachgearbeitet habe, sei bei der Einrichtung von hauptamtlichen Stellen, um die die Ehrenamtlichen unterstützen. So gibt es jetzt einen technischen Gerätewart und eine unterstützende Verwaltungsstelle. Auch Jürgen Schneider als Stadtbrandmeister ist bei der Stadt angestellt.
Trotzdem, so kritisierte Gaarz, sei das noch nicht ausreichend. Es fehle beispielsweise Personal für den Winterdienst. Und auch einzelne Standorte könnten weitere Ehrenamtliche gebrauchen.
Doch vor allem: Schmallenberg hat 18 Gerätehäuser. Die meisten müssten dringend saniert werden. „Nur drei halten die DIN- und Schutzvorschriften ein“, sagte Julia Gaarz. Sie zählte auf: „Es fehlen Schwarz-Weiß-Trennung und Duschen sowie Abgas-Absauganlagen. Auch Abstandsflächen zwischen den Fahrzeugen werden nicht eingehalten.“ Vor den Gerätehäusern vermisse sie Park- und Aufstellungsflächen. Julia Gaarz weiß: „Das wird teuer.“ Und sie riet, sich im Vorfeld durch eine Machbarkeitsstudie Fachwissen einzukaufen, bevor man einzelne Bereiche mit Blick auf Arbeitsschutz und Unfallverhütung womöglich „verschlimmbessere“.
Die Maßnahmen
Als erste Maßnahme nannte sie einen Neubau des Feuerwehrgerätehauses Schmallenberg in zentraler Lage. „Das Gerätehaus liegt zu weit außerhalb.“ Um auf lange Sicht zu sparen, schlägt sie vor, die Wachen in Bödefeld und Westernbödefeld zusammenzulegen. Wichtig sei es, bei einer solchen Entscheidung „die Ehrenamtlichen mitzunehmen“. Mit den bestehenden Fahrzeugen könne Schmallenberg alle Einsätze schultern, wo aber noch weiter investiert werden müsse, sei, mit Blick auf den Klimawandel, in Waldbrandlöschfahrzeuge. Außerdem bräuchten weitere Gerätehäuser, Generatoren und eine optimale EDV-Ausstattung mit der entsprechenden Medientechnik. „Das ist wichtig, um Schulungen abhalten zu können und die Motivation aufrechtzuerhalten.“
Die Jugendfeuerwehr
Die starke Jugendfeuerwehr erhielt ein großes Lob von der Expertin, aber eben auch den Hinweis, dass man sich darauf nicht ausruhen dürfe. Ihr Appell: Schmallenberg braucht eine Kinderfeuerwehr. Gaarz erinnerte daran, dass mit zehn Jahren schon manche Weiche fürs spätere Engagement gestellt sei. Der Aufbau der Wehr von unten sei aber wichtig, um dem demografischen Wandel zu begegnen.
Sie wisse, dass die Generation Z nur schwer fürs Ehrenamt zu begeistern sei. Umso wichtiger sei es, dass Politik, Stadt und Feuerwehr weiter werben. „Sie müssen die Bevölkerung ansprechen“, sagte sie. Vielleicht bei einem Unternehmerfrühstück die Betriebe sensibilisiert werden und – um die Verfügbarkeit tagsüber zu verbessern – Doppelmitgliedschaften einrichten.
HINTERGRUND
Schmallenberg hat eine Freiwillige Feuerwehr, keine reine Berufsfeuerwehr oder – wie es das in größeren Orten gibt – eine Feuerwehr, die aus haupt- und ehrenamtlichen Kräften besteht. Das spart Geld. Die Stadt muss aber dafür gewährleisten, dass sie alle Risiken im Blick hat und dass sie die Hilfsfristen – also die Zeiten, in denen die Feuerwehr am Einsatzort sein muss – erreicht.
Dafür werden in einem Brandschutzbedarfsplan viele Punkte unter die Lupe genommen, von den Gerätehäusern, über die Fahrzeuge bis zur Nachwuchsförderung. Bezirksregierung und Kreis prüfen die vorgelegten Angaben. Das Ergebnis: Schmallenberg kann seine ehrenamtliche Feuerwehr behalten, muss aber langfristig an einigen Stellschrauben drehen.