Bad Fredeburg. Judith Schäfer ist Schmallenbergs Stadtjugendfeuerwehrwartin. Sie kam als Quereinsteigerin. Wie sie auf die Arbeit mit dem Nachwuchs blickt.

Stellvertretend für alle Mitglieder der Jugendfeuerwehr hat Stadtjugendfeuerwehrwartin Judith Schäfer den Ehrenamtspreis der Stadt Schmallenberg erhalten. Sie berichtet über ihre Aufgaben bei der Wehr und wie man Kinder und Jugendliche für die Arbeit begeistert.

Wie sind Sie zur Feuerwehr gekommen?

Eigentlich wollte ich schon immer zur Feuerwehr, was aber nicht so geklappt hatte. Mit meinem jetzigem Lebensgefährten konnte ich die Betreuung meiner Tochter während der Lehrgänge sicherstellen und so bin ich als Quereinsteigerin in die Feuerwehr eingestiegen.

War es jemals ein Problem, dass Sie als junge Frau bei der Feuerwehr sind?

Nein. Es gibt unheimlich viel Unterstützung von Seiten der männlichen Kameraden in der Truppe. Teilweise war ich die einzige weibliche Person. Das war jedoch kein Problem.

Was macht für Sie die Arbeit bei der Feuerwehr aus?

Die Kameradschaft steht im Vordergrund und man leistet mit dem Ehrenamt unheimlich viel Gutes. Es ist teilweise eher eine Berufung als nur ein Ehrenamt, weil alle mit Leib und Seele dabei sind.

Warum ist eine Jugendfeuerwehr so wichtig?

Ohne Jugendfeuerwehr gäbe es keine Freiwillige Feuerwehr mehr. Die Jugendfeuerwehr sichert die Nachfolge. Es ist somit unheimlich wichtig, dass es Kameraden gibt, die sich dafür einsetzen und uns bei der Ausbildung der Kinder unterstützen.

Wie begeistert man Kinder und Jugendliche?

Das ist schwierig zu beantworten. Ich finde, je mehr man selbst motiviert ist, desto mehr kann man die Jugendlichen motivieren. Bei der Jugendfeuerwehr muss man eine Balance zwischen technischer Ausbildung und Spaß finden. Je motivierter der Betreuer, desto motivierter die Kinder.

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Welche Kinder kommen zur Feuerwehr?

Das ist ganz unterschiedlich. Alle Kinder, die Spaß an der Feuerwehr haben. Meist wird durch Mundpropaganda anderer, bereits in der Feuerwehr tätiger Kinder, der Einstieg geschaffen. Dabei liegt das Eintrittsalter bei zehn Jahren. Es gibt auch andere Wege. Beispielsweise über die Brandschutzerziehung kann ebenfalls ein erster Kontakt zur Feuerwehr geknüpft werden. Doch meist läuft es über Mundpropaganda oder über die Eltern, die bereits bei der Feuerwehr tätig sind.

Ist es schwierig, Nachwuchs zu finden?

Das variiert je nach Ortsteil. Einige haben Schwierigkeiten und andere haben zu viel Zulauf. Kinder zu verteilen, ist aber meist schwierig, da die Strecken sonst zu weit wären. Einige Löschgruppen überlegen, das Eintrittsalter hochzusetzen, wenn der Zulauf zu stark ist, weil man so etwas Luft gewinnt, um letztlich alle aufzunehmen. Natürlich sind Kinder mit Beginn der Pubertät nicht mehr so leicht zu begeistern. Das ist die Crux. Aber in einigen Einheiten gibt es schon rund 40 Kinder, in anderen sind es immerhin auch schon 20 - und dort gibt es nur ein Feuerwehrfahrzeug mit neun Sitzen. So schön der Zulauf ist, da kommen auch die motiviertesten Betreuer an ihre Grenzen.

Auszeichnung für die Jugendfeuerwehr der Stadt Schmallenberg .
Auszeichnung für die Jugendfeuerwehr der Stadt Schmallenberg . © Florian Birlenbach

In den USA werden Feuerwehrleute als Helden gefeiert - muss die Feuerwehr in Deutschland an ihrem Image arbeiten?

Das Problem ist vielschichtiger. Wir machen in Deutschland nichts anderes als in den USA. Die Gesellschaft verliert jedoch insgesamt den Respekt. Man wird beschimpft oder sogar angegriffen. In den USA arbeiten Berufsfeuerwehren und hier ist es eine Berufung. Deswegen ist es schwer vergleichbar. Ob heute in Amerika noch immer alle Feuerwehrleute als Helden gefeiert werden, ist auch zu bezweifeln. Sie haben sicherlich auch mit Respektlosigkeit zu kämpfen. Gerade hier in Schmallenberg läuft alles ehrenamtlich. Ich denke, man muss gegen diese heutige Respektlosigkeit härter durchgreifen und höhere finanzielle Strafen verhängen. Vor allem bezogen auf die Rettungsgassen auf der Autobahn können Sekunden über Leben und Tod entscheiden.

Was bedeutet der Ehrenamtspreis für die Arbeit der Jugendfeuerwehr?

Es ist eine große Anerkennung für uns und bin echt stolz darauf, ihn entgegennehmen zu dürfen. Es ist auch ein Lob an alle Ausbilder und Eltern, die die Jugendfeuerwehr unterstützen und dazu beitragen, die Ausbildung der Kinder zu ermöglichen. Am Erfolg der Jugendfeuerwehr sind viele beteiligt. Dahinter stecken in allen Bereichen der Feuerwehr viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit - sei es für die Vorbereitung der normalen Übungen oder der Lehrgänge. Auch besondere Veranstaltungen, wie beispielsweise die jährliche 24-Stunden-Übung kostet viel Zeit.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für Ihr ehrenamtliches Engagement?

Wir sind auf einem recht guten Weg, dass auch die Jugendwarte eine Aufwandsentschädigung für ihren Einsatz erhalten. Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für alle, die hier am Gelingen mitarbeiten.

Zur Person:

Judith Schäfer ist 40 Jahre alt und seit gut zehn Jahre in der Feuerwehr tätig. Sie kam als Quereinsteigerin in die Löschgruppe Kirchrarbach. Nachdem sie die Grundlehrgänge, den Sprechfunker- und den Maschinistenlehrgang absolviert hatte, konnte sie sich erst als stellvertretende Stadtjugendfeuerwehrwartin bewähren. Dort trat sie in die Fußstapfen von Thorsten Schulte.

Seit vier Jahren ist sie als Nachfolgerin von Michael Gamm Stadtjugendfeuerwehrwartin. Zum Stadtjugendfeuerwehrwart wird man durch Vorschlag der Löschgruppen und Löschzüge bestellt